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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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gefräßigen Blitz weg. Dann sahen wir weiter hinten vor einer Baumgruppe eins der Zwitterwesen hinter einem Kind hertorkeln. Mit drei Schritten hatten wir das Scheusal im Visier und es ging in grellen Flammen auf. Das Kind rannte schreiend davon.
    Wir brauchen Hilfe, dachte Nathanael, wegen der Leute. Sie rennen im Kreis rum.
    Das ist nicht unsere Auf… Ja doch, ich sehe sie! Los.
    Ein Schritt, ein Sprung, schon landeten wir auf dem Dach eines Konzertpavillons, drehten uns um den Mittelpfosten und feuerten vier Mal. Drei Zwitterwesen zerstoben, das vierte duckte sich weg und tapste eilig von dannen. Dann erspähte es uns, feuerte einen tüchtigen Rüttler ab und zerlegte den Pavillon, aber wir hatten uns längst mit einem Salto in Sicherheit gebracht, rutschten eine Markise herunter und verwandelten, ehe unsere Stiefel noch den Boden berührten, die Substanz des Schurken in einen Funkenschauer.
    Ein leises Bedauern, eine gewisse Ernüchterung. Nathanael hielt inne. Das… das war Helen Malbindi! Ich hab’s genau gesehen, sie ist… sie…
    Sie ist längst tot, du hast nur ihren Mörder umgebracht. Jetzt aber Tempo! Da unten am See! Die Kinder. Los, Beeilung!
    Am besten immer in Bewegung bleiben. Lieber nicht nachdenken. Einfach weitermachen. 5
(Wäre der Junge auf eigene Faust und ohne mein korrigierendes Eingreifen vorgegangen, hätte er seine ehemaligen Ministerkollegen vielleicht nicht so entschlossen aus dem Weg geräumt, und zwar trotz ihrer Entstellungen, ihrer entgleisten Gesichtszüge und verrenkten Glieder. Er war nun mal ein Mensch und Menschen lassen sich immer von Äußerlichkeiten ablenken. )
    Zehn Minuten später standen wir mitten im Park unter einer Eiche, vor uns zwei qualmende Dschinn.
    Ist dir an ihnen auch was aufgefallen?, fragte ich. Soweit du sie erkennen kannst.
    Meinst du die Augen? Die flackern manchmal.
    Ich meinte eher die Auren. Die kommen mir irgendwie größer vor.
    Was bedeutet das?
    Keine Ahnung. Es kommt mir nur vor, als wären die Menschenleiber ihrem Zweck nicht ganz gewachsen.
    Wieso?
    Die Wesenheiten, die Faquarl gerufen hat, sind sehr mächtig. Womöglich werden sie durch das üppige Nahrungsangebot noch mächtiger. Wenn…
    Warte. Da unten am See! Schon waren wir wieder weg.
    Kreuz und quer streiften wir durch den Park, vorbei an Pavillons und Lauben, über Wege und Beete, tauchten überall dort auf, wo wir etwas Verdächtiges erspähten. Manchmal bemerkten uns die Dschinn und verteidigten sich, die meisten jedoch erwischten wir eiskalt. Keiner von ihnen konnte dem Stab etwas entgegensetzen, und die Siebenmeilenstiefel trugen uns schneller von hier nach dort, als die Gegner gucken konnten. Nathanael ging überlegt und resolut zu Werke und handhabte den Stab immer gekonnter. Vielleicht lag es an unserem gemeinsamen Adrenalinspiegel, jedenfalls amüsierte ich mich inzwischen prächtig. Meine Mordgier regte sich, eine Kampfeslust erwachte, wie ich sie seit den ersten ägyptischen Feldzügen nicht mehr verspürt hatte, als die assyrischen Utukku durch die Wüste kamen und der Himmel sich von Geiern schwarz färbte. Es war die Freude an der eigenen Gewitztheit und Geschicklichkeit, daran, den Tod herauszufordern und zu überlisten, das Vergnügen an neuen Heldentaten, die man dereinst an den Lagerfeuern erzählen und besingen würde, bis die Sonne unterging. Ich war von meiner eigenen Stärke und Macht berauscht.
    Es war reinste irdische Verderbtheit. Ptolemäus wäre damit nicht einverstanden gewesen.
    Aber es war entschieden besser, als ein Glibberkegel zu sein.
    Mir fiel etwas auf und ich bedeutete Nathanael anzuhalten. Wir standen mitten auf einer Wiese, von wo man einen guten Blick über den Park hatte, den Stab lässig in der Armbeuge. Er glühte und knisterte, weißer Rauch quoll aus dem Knauf. Die Erde unter unseren Stiefeln war verkohlt, überall lagen Leichen, Schuhe, Mäntel und Transparente, weiter hinten brannten die Bäume und noch weiter hinten gähnte die schwarze Nacht.
    Nicht weit von uns entfernt, leuchtete der Glaspalast und davor schienen sich verschwommene Gestalten über den Rasen zu bewegen. Wir waren nicht dicht genug dran, um Einzelheiten zu erkennen.
    Nouda? Faquarl?
    Könnte sein.
    Pass auf. Von links kam jemand. Wir hoben den Stab, hielten aber inne. Ein Mann, ein Mensch mit einer schwachen Aura kam herangestolpert. Er war barfuß und sein Hemd hing in Fetzen. Er taumelte auf blutenden Sohlen vorüber und gönnte uns keinen Blick.
    Schauderhaft,

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