Bastard
Mühe gegeben hätten. Jack hat diesen Arbeitsplatz benutzt, und wir hielten es für klüger, ihm aus dem Weg zu gehen.«
»Wie kann es sein, dass das Metall nicht vom CT angezeigt wurde?« Benton beobachtet, wie Anne sich auf der Suche nach den gewünschten MRI-Bildern durch die im Labor für Bildgebung angefertigten Aufnahmen klickt.
»Weil es sich um ein wirklich winziges Teilchen handelt«, erkläre ich ihm. »Bei einer Größe von unter null Komma fünf Millimetern ist nicht zu erwarten, dass es beim CT auftaucht. Deshalb wollten wir diese Möglichkeit mit dem MRI ausschließen. Offenbar die richtige Entscheidung.«
»Magnetische Metallteile in einem lebenden Menschen können ausgesprochen unschöne Folgen haben, weil sie sich im MRI drehen und bewegen«, meint Anne und klickt eine Datei an. »Wie Metallsplitter in den Augen von Menschen zum Beispiel, die sie sich in ihrem Beruf zugezogen haben. Manchmal ahnen sie nichts davon, bis man sie in ein MRI steckt. Und dann merken sie es, und wie sie es merken. Auch wenn jemand irgendwo ein Piercing hat, das er uns verschweigt. Das haben wir schon oft genug erlebt«, wendet sie sich an Benton. »Oder, gütiger Himmel, einen Herzschrittmacher. Metall bewegt sich, und außerdem wird es heiß.«
»Irgendwelche Theorien?«, frage ich sie, weil mir kein Ereignis oder eine Waffe mit den gerade auf dem Bildschirm dargestellten Folgen einfällt.
»Ich kann auch nur raten, so wie Sie«, entgegnet Anne, während wir die hochaufgelösten Aufnahmen betrachten, die
die inneren Verletzungen des Mannes zeigen. Es handelt sich um einen großen, verzerrten Bereich, bestehend aus Lücken im Signal, der unmittelbar jenseits der Knopflochwunde beginnt und sich immer schwächer abzeichnet, je tiefer er in die Organe und das weiche Gewebe im Brustraum hineinreicht.
»Wegen des Magnetfelds bekommt man selbst bei so unglaublich winzigen Partikeln ein Ergebnis. Genau hier.« Ich weise Benton daraufhin. »Diese sehr dunklen und verzerrten Stellen, wo das Signal nicht durchdringt. Diese Ausblühungen entlang des Wundkanals, beziehungsweise dessen Überresten, entstehen dadurch, dass das Signal vom Metall abgelenkt wurde. Er hat eindeutig Fremdkörper aus magnetischem Eisen im Körper.«
»Und wie sind sie da hineingeraten?«, wundert sich Benton.
»Dazu muss ich ein paar davon herausholen und analysieren. « Ich denke an Lucys Bemerkung zum Thema Nanothermit. Das wäre magnetisch wie ein Geschoss, und beide Metalllegierungen enthalten Eisenoxid.
»Null Komma fünf? Etwa so wie ein Staubkorn?« An Bentons Blick ist zu erkennen, dass er gedanklich abgelenkt ist.
»Ein wenig größer«, antwortet Anne.
»Ungefähr so wie die Partikel von Schmauchspuren oder Körnchen von nicht abgebranntem Schießpulver«, ergänze ich.
»Ein Projektil, ein Geschoss zum Beispiel, könnte zu Fragmenten zerfallen, die nicht größer sind als Schießpulverkörnchen«, überlegt Benton laut. Ich merke ihm an, dass er meine Erklärung in einen Zusammenhang setzt, denke an meine Nichte und frage mich, was genau sie heute Morgen in ihrem Labor mit ihm besprochen hat. Dann grüble ich über Patronen für Haiharpunen und Nanosprengstoffe nach. Allerdings
müssten in diesem Fall Verbrennungen festzustellen sein. Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen.
»Kein Projektil, das ich kenne«, stellt Anne fest, und ich stimme ihr zu. »Wissen wir inzwischen, wer er sein könnte?« Sie meint den Toten auf dem Tisch. »Ich wollte nicht lauschen. «
»Hoffentlich bald«, erwidert Benton.
»Hört sich an, als hätten Sie eine Vermutung«, gibt Anne zurück.
»Unser erster Hinweis war, dass er zur gleichen Zeit in Norton’s Woods aufgekreuzt ist, als Dr. Saltz sich im Gebäude aufhielt. Dieser Sache sind wir nachgegangen, da die beiden Personen gewisse gemeinsame Interessen haben.« Ich nehme an, dass er die Roboter meint.
»Von dem habe ich, glaube ich, noch nie gehört«, erwidert Anne.
»Ein Wissenschaftler und Nobelpreisträger, der im Ausland lebt«, erläutert Benton. Als ich seinen Umgang mit Anne beobachte, werde ich wieder daran erinnert, dass sie Kollegen und Freunde sind, was man daran erkennt, dass er sie so locker, offen und vertraut behandelt wie kaum sonst jemanden. »Und falls er« – Benton deutet auf den Toten – »wusste, dass Dr. Saltz nach Cambridge kommen wollte, stellt sich die Frage, woher.«
»Ist uns bekannt, ob er es gewusst hat?«, wende ich ein.
»Im Moment noch
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