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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Auch nicht an die schartigen Splitter und Fragmente eines Projektils oder seiner Hülse.
    Noch merkwürdiger sind die übrigen Verunreinigungen, die sich mit dem Blut und seinen offensichtlichen Bestandteilen vermischt haben. Das bunte Konfetti der Teilchen, aus denen sich alltäglicher Hausstaub zusammensetzt, wechselt sich mit roten Blutkörperchen, aufeinandergestapelt wie Münzen, und körnigen weißen Blutkörperchen ab. Letztere ähneln Amöben, wie in der Zeit erstarrt. Läusen und Flöhen gleich, wimmeln sie durcheinander, und ich muss daran denken, wie das London des siebzehnten Jahrhunderts in Panik geriet, als Robert Hooke sein Werk Micrographia veröffentlichte und die Beißwerkzeuge und Klauen der Lebewesen vorführte, die Katzen und Matratzen besiedeln. Ich kann Pilze, Sporen, die wie Schwämme oder Früchte aussehen, die
winzigen Stückchen von Insektenbeinen und die Eihüllen von Insekten ausmachen, die an zarte Nussschalen oder aus grobporigem Holz geschnitzte runde Schachteln erinnern. Als ich das Papier unter dem Mikroskop weiter verschiebe, stoße ich auf noch mehr haarige Gliedmaßen längst verstorbener Ungeheuer wie Moskitos und Milben und die großen Verbundaugen einer geköpften Ameise. Außerdem einen fedrigen Fühler, wahrscheinlich von einer Mücke, und einander überlappende Schuppen von Tierhaaren, vermutlich von einem Pferd, einem Hund oder einer Ratte. Die rotorangefarbenen Flecken könnten Rost sein.
    Ich greife zum Telefon und rufe Benton an. Als er abhebt, höre ich im Hintergrund Stimmen. Die Verbindung ist schlecht.
    »Ein Messer, das offenbar an einer Drehbank geformt oder geschliffen wurde, möglicherweise einer rostigen in einer Werkstatt, einem Souterrain, vielleicht auch einem alten Kartoffelkeller, wo es Schimmel, Insekten, verdorbenes Gemüse und einen feuchten Teppich gibt«, verkünde ich. Dabei starte ich an meinem Computer eine Internetsuche und tippe die Begriffe Messer und explodierende Gase ein.
    »Was wurde geschliffen?«, fragt Benton und sagt dann etwas zu jemandem. Schlüssel oder Wissen . »Ich gehe woanders hin. Kein guter Empfang«, meint er dann zu mir.
    »Die Waffe, mit der das Opfer erstochen wurde. Eine Drehbank, eine Feile, vermutlich alt oder nicht gut in Schuss und angerostet. Zumindest nach den Metallspänen und den winzigen Partikeln zu urteilen, die ich hier sehe. Meiner Ansicht nach wurde die Klinge geschärft und möglicherweise schmaler gemacht. Die Spitze hat man auf beiden Seiten angeschliffen, um sie in einen Speer zu verwandeln, und zwar mit irgendeinem Wetzinstrument wie einer Raspel oder einer Feile.«

    »Alte, verrostete Elektrowerkzeuge also. Sehr verrostet?«
    »Irgendwelche zur Metallbearbeitung geeigneten Werkzeuge. Es müssen nicht unbedingt Elektrowerkzeuge sein. So genau kann ich das nicht feststellen. Ich bin keine Spezialistin für Metallbearbeitung. Wie stark verrostet, weiß ich auch nicht. Ich habe nur Rückstände gefunden, die wie Rostflöckchen aussehen.« Explodierende Eingeweide. Wie man Zündkerzen reinigt. Häufige Gase bei der Bearbeitung von Metall und handgeschmiedeten Messern , lese ich lautlos auf dem Computerbildschirm und sage dabei zu Benton: »Ich behaupte ja nicht, dass das Untersuchen von Rückständen mein Fachgebiet ist, aber das, was ich gerade unter dem Mikroskop habe, ist für mich nichts Neues. Es ist mir nur noch nie untergekommen, dass es jemandem in den Körper geblasen wurde. Allerdings habe ich nie ausdrücklich danach gesucht. Ich hatte keinen Grund dazu. Auch Löschpapier an den inneren Organen eines Erstochenen anzuwenden, ist eher unüblich. Wahrscheinlich entdeckt man in den Körpern von Menschen, die erschossen, erstochen, gepfählt oder wie auch immer umgebracht worden sind, alle möglichen mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Fasern, Verunreinigungen oder Partikel.«
    Ich tippe Injektionsmesser ins Suchfeld ein, da ich, wenn ich mich selbst reden höre, an Pfeile und andere mit CO 2 angetriebene Waffen denke, mit denen man ein Betäubungsgeschoss abfeuern kann. Sie sind für gewöhnlich mit einer kleinen Sprengladung und einer Spritze ausgestattet. Warum also nicht das Gleiche mit einem Messer tun, das über eine Vorrichtung zum Abschießen und einen dünnen Kanal mit einer Öffnung in der Spitze verfügt?
    »Ich gehe jetzt raus zum Auto«, sagt Benton. »Ich bin in einer Dreiviertelstunde da. Vorausgesetzt, es ist nicht zu viel Verkehr, die Straßenverhältnisse sind nicht zu schlecht und

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