Bastard
entspricht die Antwort oft den Mustern ihres logischen Denkens. Vor einem der zurückversetzten Fenster bleibe ich stehen, noch nicht ganz bereit, dieses Zimmer zu verlassen und ins nächste zu gehen, wo ich die Schritte von Briggs’ Kampfstiefeln höre. Er telefoniert, und als ich mein Telefon heraushole, um meine SMS abzufragen, stelle ich fest, dass eine von Bryce eingetroffen ist.
Können Sie Evelyn anrufen?
Als ich die Nummer des kriminaltechnischen Labors wähle, meldet sich ein anderer Fachmann fürs Mikroskopieren, ein junger Wissenschaftler namens Matthew.
»Sind Sie in der Nähe eines Computers?« Matthews Tonfall ist selbstbewusst und angespannt vor Aufregung. »Evelyn ist gerade auf der Toilette, aber wir wollten Ihnen etwas absolut Seltsames schicken. Ich werde den Gedanken nicht los, dass irgendwo ein Fehler passiert ist. Anderenfalls wäre es die merkwürdigste Verunreinigung, die es je gegeben hat. Sie wissen ja, dass ein Haar etwa achtzigtausend Nanometer dick ist, richtig? Und jetzt stellen Sie sich etwas mit einer Dicke von vier Nanometern vor. Mit anderen Worten: Ein Haar wäre zwanzigtausendmal dicker als das Ding, was wir gefunden haben. Und es ist nicht organisch, obwohl der elementare Fingerabdruck hauptsächlich aus reinem Kohlenstoff besteht. Aber wir haben auch Rückstände entdeckt, die Pentochlorphenol zu sein scheinen …«
»Sie sind auf PCP gestoßen?«, unterbreche ich seinen atemlosen Redeschwall.
»PCP, Angel Dust, eigentlich nur ein Rückstand, eine winzige Menge. Unter dem Fourier-Transformations-IR-Spektroskop. Bei einer einhundertfachen Vergrößerung unter einer einfachen Lichtquelle betrachtet, sieht man die Körnchen von zahlreichen anderen mikroskopisch kleinen Verunreinigungen, insbesondere Baumwollfasern auf der Rückseite des Schmerzpflasters, okay? Wahrscheinlich handelt es sich bei einigen dieser Körnchen um PCP, vielleicht auch um Nuprin oder Motrin oder was das Pflaster ursprünglich sonst enthalten hat. Vielleicht auch noch weitere Chemikalien.«
»Immer mit der Ruhe, Matthew.«
»Nun, bei einhundertfünfzigtausendfacher Vergrößerung mit dem Rasterelektronenmikroskop sehen Sie das, was wir Ihnen schicken wollen, so groß wie einen Brotkasten, Dr. Scarpetta.«
»Nur zu. Wenn es hier nicht klappt, gehe ich raus zum Transporter und logge mich dort ein. Aber formatieren Sie es
als PDF, dann versuche ich es mit dem iPhone. Wovon genau reden Sie eigentlich?«
»Erinnert an Buckyballs, diese magnetischen Spielzeugkugeln. Wie eine Hantel aus Buckyballs, aber mit Beinen. Eindeutig künstlich und etwa so groß wie ein DNA-Strang. Wie ich schon sagte, vier Nanometer und reiner Kohlenstoff bis auf das Zeug, das es offenbar übertragen sollte. Hinzu kommen Spuren von Polyethylenglykol, unserer Einschätzung nach die Umhüllung der Substanz, die übertragen werden sollte.«
»Erklären Sie mir das mit dem übertragen werden sollte ein wenig genauer. Ein Gerät, dessen Größe im Nanobereich liegt und das eine winzige Menge PCP übertragen sollte?«
»Das ist natürlich nicht mein Fachgebiet. Außerdem haben wir hier kein Nuklearmikroskop. Wink mit dem Zaunpfahl angekommen? Ich würde nämlich behaupten, dass wir gerade in eine neue Ära eingetreten sind und in Zukunft häufiger nach solchen Dingen suchen werden, die man millionenfach vergrößern muss. Meiner Ansicht nach hat man ein Nuklearmikroskop benutzt, um dieses nanokleine Teil zu bauen und die Nanoröhrchen und Nanopartikel so zusammenzusetzen, dass sie auch halten. Gut, einen Teil davon würde man auch mit dem Rasterelektronenmikroskop hinkriegen, aber ein Nuklearmikroskop wäre eine prima Idee, falls solche Sachen nun öfter auf uns zukommen. Sonst werden wir noch von der Entwicklung überrollt, Dr. Scarpetta.«
»Sie wissen nicht genau, was Sie da gefunden haben, gehen aber von einem Nanoroboter aus und glauben, dass er für die Übertragung von Drogen verwendet wurde? Und entdeckt haben sie ihn auf der Folie in der Tasche des Laborkittels?« Ich verrate nicht, wem der Kittel gehört.
»Nur einen, und zwar vermischt mit Partikeln, Fasern und anderen Verunreinigungen, weil wir nicht die gesamte Folie untersucht haben, sondern nur die Probe auf dem Objektträger.
Der Rest der Folie wird gerade auf Fingerabdrücke überprüft und kommt dann ins Gaschromatograph-Massenspektrometer«, erwidert Matthew. »Außerdem ist das Ding kaputt oder zerfallen.«
»Was meinen Sie?«
»Den Nanoroboter. Zumindest
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