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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Sohlen die leblose, unwirkliche Atmosphäre. Ich wusste, dass sich nur wenige Tiere in den Gehegen befanden und die Türen ausbruchsicher verschlossen waren; dennoch überkam mich selbst vor leeren Käfigen eine sprunghaft ansteigende Angst. Auch aus den verlassenen Nischen heraus fühlte ich mich beobachtet; gerade hier vermutete mein irrationaler Verstand Augen, die nur zu dunkel waren, als dass man sie hätte entdecken können. Ich spürte eine unbestimmte Gefahr, der es zu entkommen galt.
    Ein kaum wahrnehmbares Flüstern drang an mein Ohr. Vergeblich versuchte ich, bekannte Worte darin zu erkennen. Vielleicht war es ja nur das Geräusch eines surrenden Ventilators oder existierte am Ende gar nur in meinem Kopf. Vielleicht aber – und dieser Gedanke überzog meinen schweißnassen Körper mit einem feinen Frösteln – kam es auch aus dem Schatten eines leerstehenden Käfigs. Eine nicht fassbare Ahnung von drohendem Unheil verdrängte jede Vernunft in mir und beschleunigte meine Schritte. Das aufdringlich hallende Stakkato der Absätze schien den noch verbliebenen Tierfreund nicht weiter zu stören. Wie versunken starrte er in das von mir aus nicht einsehbare Innere einer Betonzelle. Meter um Meter rückte ich dem hellen, verheißungsvollen Licht des Ausgangs näher. Wie gehetzt flackerten meine Augen unstet von einer zur anderen Seite, dabei jeden Augenblick darauf gefasst, etwas Erschreckendes zu erblicken. Was ich dann aber sah, war weniger angsteinflößend, als vielmehr überraschend. Atemberaubend war es so oder so.
    Gekleidet in eine schwarz-weiß gestreifte Bluse, einen eng anliegenden, schwarzen Seidenrock, schwarze Strümpfe und Schuhe, stand niemand anderes als meine unbekannte Schöne vor dem Raubtiergitter. So, als sei ich ungebremst vor eine unsichtbare Mauer gerast, brach meine panikartige Flucht mitten im Lauf ab.
    Bis jetzt hatten mich nur ihre beunruhigend strahlenden Augen gefesselt, die sich binnen eines Wimpernschlages zu schwarzen Obsidianen verwandeln konnten; nun, da sie mir halb den Rücken zukehrte, gab sie mir die Gelegenheit, ihre ganze Erscheinung zu bewundern. Matt schimmernd floss ihr langes, schwarzes Haar hinab zur makellos geschwungenen Taille. Der dort ansetzende Seidenstoff spannte sich so straff über die wohlgeformten Rundungen ihres Gesäßes, dass er mehr entblößte als verdeckte. In ähnlicher Weise unterstrich auch die mittig verlaufende weiße Naht der Strümpfe die graziöse Länge ihrer Beine. Alles an ihr schien schwarz und geschmeidig zu sein. Selbst ihre Arme, die die Bluse unbedeckt ließ, bildeten keinen sichtbaren Kontrast. Das diffuse Licht des Raumes verlieh ihrer Haut einen impressionistischen Ton aus Grau, Braun und Grün.
    Zögernd kam ich näher. Warum reagierte sie nicht; sie musste doch spüren, wie sich mein Abstand zu ihr verringerte? Jetzt musste sie sogar meinen Atem hören. Nichts geschah.
    Plötzlich vernahm ich wieder jenes unverständliche Flüstern. Ich zögerte. Es klang so nah, als müssten die Lippen des unsichtbaren Sprechers mein Ohr berühren. Aber auch jetzt war es mir unmöglich, auch nur eine Silbe zu verstehen.
    Verwirrt schaute ich auf den dunkel glänzenden Schopf der Frau. Mit ausgestrecktem Arm hätte ich nun ihr seidiges Haar berühren können. Nichts deutete darauf hin, dass die unheimlichen Töne aus ihrem Munde kamen; auch klang die Stimme alt und brüchig. Und doch. Das Flüstern war so nah. So nah.
    Erst jetzt fiel mein Blick auf jenes Tier, welches die Schweigende in seinen Bann gezogen hatte. Wie erstaunt war ich, als ich im Käfig nur ein einzelnes Löwenweibchen entdeckte. Kein Schneeleopard oder eine andere seltene Art zog dort seine ruhelosen Kreise, nur ein gewöhnlicher afrikanischer Löwe. Bei nochmaligem Betrachten stellte ich doch eine Besonderheit fest. Das Tier wirkte noch recht jung und war trotzdem schon ausgewachsen. Mehr noch. Selbst für eine alte Löwin war diese hier enorm groß. Mit anderen Worten: Sie war riesig.
    Bernsteinfarbene Augen musterten mich kurz durch das Gitter hindurch (Es lag in ihnen eine schon beängstigende Ruhe und Gelassenheit. Eigenschaften, die nur aus dem Bewusstsein der absoluten Macht erwuchsen. Etwas in ihnen war mir seltsam vertraut.), dann wandten sie sich wieder der vor mir stehenden Person zu. Der breite Kopf der Katze senkte sich ein wenig, um dann in dieser Stellung zu verharren, wie eine aus Marmor geschlagene Skulptur. Nur die langen Schnurrbarthaare zitterten. Die Löwin

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