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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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vergeben war, begann eine neue Reihe mit B. Etwa fünfzehntausend Personen
erhielten Tätowierungen der Serie B. Können Sie mir folgen?«
    Die meisten meiner Gäste waren
gekommen, um etwas über Musik zu hören, und jetzt befanden sie sich mitten in
einem Vortrag über das Grauen des Holocausts. Einige wirkten entsetzt, andere
teilnahmslos, wieder andere gähnten und spielten mit ihren Handys. Aber all
diejenigen, die in den Fall verwickelt waren, waren eindeutig gebannt.
    »Ich muss bekennen, meine
Freunde, nachdem ich Mark Radeks Tätowierung entdeckt und mir die Nummer
notiert hatte, verschwendete ich zunächst keinen Gedanken mehr daran. Erst als
ich mir die Geschichte von Auschwitz vornahm, um herauszufinden, worin das Geheimnis
bestand, wurde mir klar, dass in Anbetracht des Zeitrahmens von Mark Radeks
Internierung seine B-Serien-Tätowierung höchstens bis 15 000 hätte reichen
dürfen. Wie kam es dann, dass seine Häftlingsnummer B 17007 lautete? Die
B-Nummern waren niemals bis in diese Höhe vergeben worden. War der
Lagerbürokratie ein Fehler unterlaufen?«
    Ich spähte hinunter zu Mark.
Er verzog keine Miene.
    »Hm«, überlegte ich.
»Deutsche, und insbesondere Nazis, stehen nicht unbedingt im Ruf der
Schlamperei. Neugierig geworden, begann ich also, Mark Radek etwas genauer
unter die Lupe zu nehmen, was natürlich gar nicht so leicht war. Gegen Ende des
Krieges, als den Nazis klar wurde, dass sie ziemlich in der Scheiße saßen,
wenn aufflog, was sie in diesen Lagern getrieben hatten, taten sie ihr Bestes,
um sämtliche verräterischen Unterlagen zu vernichten. Dennoch haben zahlreiche
Dokumente überlebt und sind im Lauf der Jahre wieder aufgetaucht. Es hat um
sie eine Menge Gerangel zwischen verschiedenen Organisationen gegeben, deren
Hauptabsicht es ist, sicherzustellen, dass der Holocaust nie vergessen wird.
Aber es war ein freundlicher Wettstreit. Zunächst habe ich mich an den
Internationalen Suchdienst gewandt, dem es gelungen ist, über fünfzig
Millionen Dokumente zu sammeln. Danach konsultierte ich das amerikanische
Nationalarchiv. Dann diverse Stiftungen in Israel. Ich ließ mir bestätigen und
wieder bestätigen, dass der Mann, dessen Name Mark Radek gelautet hatte, 1944
in Auschwitz umgekommen war. Und hier haben wir ihn.« Ich drückte auf die
Fernbedienung, und die Kopie eines getippten Dokuments mit Mark Radeks Namen,
seinen persönlichen Daten und seiner polnischen Herkunft erschien. »Wie kommt
es also, dass Mark heute Abend immer noch bei uns ist? Hat er auf wundersame
Art überlebt? Haben Sie dazu etwas zu sagen, Mark?« Alle Augen ruhten auf ihm.
    Als er die Stimme erhob,
wirkte er ruhig und gefasst. »Das ist eine Anmaßung.«
    Plötzlich sprang sein Sohn Max
auf und deutete wütend auf mich. »Soll das ein Witz sein? Was zum Teufel erlauben
Sie...«
    »Setzen Sie sich wieder hin.«
    Detective Robinson,
unaufhörlich auf den Zehenballen wippend, hatte sich mit leiser, aber fester
Stimme eingeschaltet. Er hob eine Hand, um sich am Kopf zu kratzen, aber nur,
damit sein Mantel ein Stück aufklaffte und ein Pistolenhalfter sichtbar wurde.
    »Lassen Sie den Mann
ausreden«, erklärte er. »Sie haben später noch Gelegenheit, sich dazu zu
äußern.«
    Max funkelte ihn wütend an.
Karl beugte sich hinüber zu seinem Vater, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
Der Alte starrte mich unverwandt an. Unwillig nahm Max wieder Platz.
    Ich nickte Detective Robinson
zu. »Jedenfalls«, fuhr ich fort, »dachte ich mir, wie kann das sein? Ein weiterer
Fehler der Bürokratie? Wie merkwürdig. Natürlich wollte ich mehr darüber
herausfinden. Wenn Mark Radek in Wahrheit tot war, wer war dann der Mann, der
seine Identität angenommen hatte und mit Anne Radek verheiratet war? Und,
meine Damen und Herren, finden Sie nicht auch, dass er für jemanden, der hier
Ende der vierziger Jahre eine Autowerkstatt eröffnet hat, um dann zu einem der
führenden Geschäftsmänner dieses Landes zu werden, erstaunlich
öffentlichkeitsscheu ist? Es sind unzählige Fotos seiner Frau im Umlauf, doch
so gut wie keines von ihm. Selbstverständlich haben wir alle unser Recht auf
Privatsphäre - aber trotzdem. Mir jedenfalls kam das merkwürdig vor. Also
machte ich mich auf die Jagd. Oder besser gesagt, ich wandte mich an den Kreis
meiner hochgeschätzten Stammkunden, die für mich auf die Jagd gingen. Sie
müssen wissen, meine Kunden kommen aus allen Schichten und Berufsgruppen: Es
gibt Bäcker, Banker, Kerzendreher - nun

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