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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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ihn
nicht einfach aufgrund eines Fotos beschuldigen. Aber sie berichteten, dass sie
Fingerabdrücke von ihm besaßen, von einer kurzzeitigen Verhaftung nach
Kriegsende.« Ich drückte die PowerPoint-Fernbedienung, und die Kopie eines Verhaftungsprotokolls
mit Fingerabdrücken und Foto erschien an der Wand. »>Wenn Sie tatsächlich
glauben, dass er es ist<, sagten sie, >dann müssten Sie uns irgendwie
seine Fingerabdrücke besorgen, um sie zu vergleichen.< - >Wie der Zufall
es will<, erwiderte ich daraufhin, >bin ich bereits im Besitz seiner
Fingerabdrücke.<«
    Ich klickte, und das nächste
Bild leuchtete auf.
    »Das ist die Auschwitz-Bibel,
die mir Mark Radek selbst vor wenigen Tagen in diesem Buchladen übergeben hat.
Die Fingerabdrücke darauf stimmen exakt mit denen im Wiesenthal-Zentrum
überein.«
    Ich klickte erneut.
    Diesmal zeigte das Foto Mark
Radek, wie er während des Krieges ausgesehen hatte.
    »Meine Damen und Herren, ich
darf Ihnen den SS-Hauptscharführer Wilhelm Koch vorstellen, auch bekannt als
der Mechaniker von Auschwitz!«
     
    In den darauffolgenden zwanzig
Sekunden passierte so vieles gleichzeitig, dass es leichter ist, die Ereignisse
in Form einer Stichpunktliste zu schildern. Noch einfacher wäre es natürlich,
alles mit den bildlichen Mitteln einer Graphic Novel darzustellen, so wie
Alison es später auf wunderbare Weise getan hat, aber aufgrund
urheberrechtlicher Bestimmungen dürfen wir ihre Zeichnungen in diesem Rahmen
leider nicht reproduzieren. Also muss es hier genügen, zu sagen, dass für einen
Augenblick vollständiges Chaos herrschte. Dies sind meine Eindrücke von dem, was
geschah:
     
    •     Karl
Radek stürzt auf mich zu.
    •     Detective
Robinson bringt ihn mit einem Rugby-Tackling zu Fall.
    •     Ein
Haufen Violinistinnen mit spitzem Kinn beginnt schrill zu kreischen.
    •     Mark
Radek, alias der Mechaniker von Auschwitz, bleibt die ganze Zeit ruhig sitzen.
    •     Max
Radek zückt eine Pistole.
    •     Er
wird von Zivilpolizisten niedergerungen, aber zuvor geschieht Folgendes:
    •     Er
feuert einen Schuss ab, der in der Decke einschlägt.
    •     Dabei
durchbohrt er ein Exemplar von John D. Mac-Donalds Hemmungslos, was ich jedoch erst sechs Monate
später entdecke.
    •     Die
spitzkinnigen Violinistinnen rennen zur Tür, werden aber von weiteren
Zivilpolizisten zurückgedrängt.
    •     Mein
Laptop erleidet in dem Durcheinander einen Totalschaden, was mich von weiteren
PowerPoint-Enthüllungen abhält.
    •     Ich
bekomme einen Asthma-Anfall.
    •     Den
Radek-Brüdern werden Handschellen angelegt, und man wirft sie mit dem Gesicht
nach unten zu Boden.
    •     Der
Rauchmelder geht los, allerdings nicht wegen des Schusses, sondern weil sich
jemand das allgemeine Chaos zu Nutze gemacht hat, um sich auf dem Klo heimlich
eine anzustecken.
    •     Die
Auswertung der Videoüberwachungsanlage wird später belegen, dass es sich bei
dem Schuldigen um Brendan Coyle handelt.
    •     Alison
nutzt die Gelegenheit und tritt dem am Boden liegenden Max Radek in die Rippen.
     
    Ich liebe das Wort
Pandämonium. Es rangiert ganz oben in meiner Sammlung von Lieblings Worten. Nicht viele Menschen wissen, woher es stammt. In
seinem Werk Das
verlorene Paradies verlieh der Dichter John Milton diesen Namen der
Hauptstadt der Hölle. Pandämonium mag vielleicht etwas übertrieben klingen für
das, was sich im Kein Alibi während dieser zwanzig Sekunden abspielte, aber es
passt ganz sicherlich für die Ursache dieses ganzen Durcheinanders - die
Gräuel von Auschwitz, einem Ort, der definitiv die Hauptstadt der Hölle war.
Und wie in allen Städten musste auch dort jemand dafür sorgen, dass alles wie
geschmiert lief. Den Architekten der Konzentrationslager hat man bereits viel
Aufmerksamkeit gewidmet, ebenso den teuflischen Ärzten, die dort ihre
entsetzlichen Experimente durchführten; aber nur selten gerieten diejenigen
ins Rampenlicht, die sich darum kümmerten, dass die ganze Maschinerie
funktionierte; die die Sicherungen einschraubten, die Scharniere und Gelenke
ölten und dafür sorgten, das die Gasleitungen nicht rosteten. Menschen wie der
Mechaniker. Ein Mann, der keinen Widerspruch darin erblickte, sein Essen mit
einem Häftling zu teilen, während er gleichzeitig den Ofen in Schuss hielt, in
dem er oder sie kurz darauf verbrannt wurde. Ein Mann, der es noch heute
fertigbrachte, ungerührt dazusitzen, während um ihn herum

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