BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
bleiben.
Er blickte nach oben und sah Loris lange Beine, die sich von der Leiter auf einen langen Metallsteg schwangen und zum offenen Luk des Marodeur hetzten. Grayson eilte hinter ihr her, während von unten weitere Schüsse ertönten.
Das Cockpit des Marodeur war groß genug für sie beide. Aus der Nähe waren die Beschädigungen, die Graysons LSR-Glückstreffer am Kopf des schweren Mechs angerichtet hatte, noch deutlich zu sehen. Das Kanzeldach war zerschlagen, und scharfkantige Metall- und Plastikausläufer ragten ins Cockpitinnere, wo Splitter der Detonation sich durch die Wandung gebohrt hatten. Der Pilotensessel war blutverschmiert, und Grayson fragte sich, was aus Kevlavic geworden war. War es Kevlavic gewesen? Wahrscheinlich. Bei einem so entscheidenden Hinterhalt war er sicher dabei gewesen. Er mußte zumindest schwer verwundet worden sein, auch wenn er es geschafft hatte, seine Maschine zurück nach Regis zu lenken. Ob er noch lebte? Grayson schwang das Kanzeldach zu und verriegelte es.
»Vielleicht ist das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, es zu erwähnen«, stellte Lori hinter dem Pilotensessel fest, »aber ich habe so ein Ding noch nie gesteuert.«
»Keine Sorge«, erwiderte Grayson, während er die Pistole wieder sicherte und in den Gürtel schob. »Ich schon.« Er erwähnte nicht, daß seine Erfahrungen mit dem Marodeur ausschließlich den Simulatoren der Einheit seines Vaters entstammten. Warum sollte er sie beunruhigen. Eigentlich durfte das keinen Unterschied machen ...
Die Rufe außerhalb der Maschine wurden jetzt lauter. Geschosse krachten auf die Panzerung des Marodeur und pfiffen an der Kanzel vorüber. Die Techs wußten von den Schäden an der Kanzelabdeckung und konnten den Scharfschützen sagen, wohin sie zielen mußten. Eine großkalibrige Gewehrkugel als Querschläger in der engen Pilotenkanzel würde genügen, sie beide innerhalb von Sekunden zu zerfetzen.
Er ignorierte die Blutflecken und ließ sich in den Sessel sinken. Zwei große Hürden hatten sie noch zu bewältigen. Er ließ seine Finger über das Instrumentenbrett wandern, drückte Knöpfe und legte Schalter um. Irgendwo tief im Innern der gewaltigen Maschine wurden Energieströme geweckt und mit lautem Rumoren gebändigt. In einem ungleichmäßigen Muster erschienen grüne Leuchtanzeigen auf der Konsole. Die erste Hürde war genommen. Das Stromsystem des Marodeur war aktiviert.
Er zögerte einen Augenblick lang, dann griff er nach dem Neurohelm, der über seinem Kopf in dem Netz der Stromkabel und Feedbackleitungen hing. Dies war das möglicherweise größte Hindernis. Wenn der Marodeur noch auf Kevlavics Gehirnwellenmuster geeicht war, würden sie diese Maschine nicht stehlen können. Grayson wußte jedoch, daß bei BattleMechs, die zur Wartung in der Wiege hingen, die Computersicherungen normalerweise geöffnet wurden, um den Techs und Astechs das Fahren von Testprogrammen und die Überprüfung der Einsatzkontrollen und Schaltkreisunterbrecher zu gestatten. Er hatte seinen Dunkelfalke aus einer KuritaWartungsanlage auf Trellwan stehlen können, weil die Techs die Schaltungen der Maschine noch nicht neu codiert hatten. Darauf baute er auch jetzt.
Eine Kugel prallte singend von der Außenpanzerung des Cockpits ab. Sie hatte das Loch nur um eine Handbreit verfehlt. Eine zweite schlug knapp neben der ersten ein.
Er zog sich den Helm über den Kopf und senkte das gepolsterte Joch auf seine Schultern. Er zögerte noch einmal, und überprüfte die Stromanzeigen auf der Schaltkonsole. Gelegentlich wurde ein BattleMech nicht nur mit Codes, sondern auch mit Fallen gegen Diebe gesichert. Ein mehrere tausend Volt starker Stromstoß konnte abrupt dafür sorgen, daß er nie wieder in Versuchung geriet, einen fremden BattleMech zu entwenden.
Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Er streckte die Hand aus und öffnete das Computerinterface des Helms.
Ein starkes Schwindelgefühl ergriff ihn, und seltsame Eindrücke überfluteten seine Innenohren, aber keine Sicherungsladung kochte sein Hirn. Vorsichtig regulierte er die Vernierköpfe, bis die seltsam überlagerten Wellen auf dem Oszilloskop zusammenrückten, verschmolzen und sich in eine einzelne, stehende Welle verwandelten. Das Schwindelgefühl war verschwunden und Grayson eins mit der Maschine.
Hastig überprüfte er Schaltkreise und Bewaffnung. Soweit er es feststellen konnte, war das Loch in der vorderen Kanzelabdeckung der einzige Schaden der Maschine. Es konnte
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