BattleTech 03: Gray Death Trilogie 3 - Der Preis des Ruhms
weiß, wie man eine Karte liest.«
»Tut mir leid, Lori. Es war eine lange Nacht.« Er gab einen neuen Befehl ein, und die Perspektive der Karte veränderte sich. Der Boden schien auf sie zuzustürzen. Jetzt wurde die Landfläche ganz von dem grauen Fleck beherrscht, der Durandel darstellte. Man konnte einzelne Gebäude erkennen und überall sonst Geröll. Helmfast hing am Rand der über dem Dorf aufragenden Klippe.
»Das ist Faktor Fünf, eine hundertfache Vergrößerung. Das kleinste bei dieser Vergrößerung erkennbare Objekt hat einen Durchmesser von etwa einem Meter, ein Tausendstel dessen, was bei Faktor Drei sichtbar ist.« Er lehnte sich zurück und studierte die Karte.
»Taktisch hat das natürlich keinen Wert für uns«, stellte er fest. »Dazu ist die Karte etwas zu alt. Aber ich habe ein Tal im Aragayamassiv entdeckt. Das Gelände ist nicht zu unwegsam. Etwa achtzig Kilometer von hier liegt das ... Aragatal. Wir können dort ein Lager aufschlagen und es vor einer Entdeckung durch die MarikSchiffe im Orbit abschirmen.«
»Und dann?«
»Dann bringen wir unsere Flüchtlinge da hinauf. Ich möchte, daß du de Villar suchst.« Als einer der beiden MechKrieger mit Kampferfahrung, die sich zur Zeit des Angriffs in Durandel aufgehalten hatten, war Oberleutnant de Villar derjenige unter den Überlebenden, der am ehesten als Autoritätsperson anzusehen war. »Er soll die Überlebenden sammeln — und alle Fahrzeuge, die noch funktionieren. Er übernimmt den Befehl über die Gruppe und organisiert ein Lager, aber er darf dabei nicht die Suche nach weiteren Überlebenden aufgeben.«
Es mußte noch Überlebende geben, dachte Grayson. Sie hatten bis jetzt etwa fünfzig Leichen aus den Trümmern gegraben. In der Zwischenzeit würde das Flußtal den Überlebenden einen Unterschlupf, Nahrung und Wasser bieten — solange die Gruppe unentdeckt blieb.
»Ich ruf die Mechs zusammen«, fügte er hinzu. »Die Kompanie marschiert zurück zur LZ — und zwar im Galopp.«
»Du hast Angst um die Landungsschiffe.«
»Und ob ich Angst habe. Wenn wir unsere Landungsschiffe verlieren, sitzen wir hier fest... und wir wissen noch nicht einmal, wer hinter uns her ist — oder warum!«
Er sprach nicht aus, was Lori schon wußte — daß es nur einen Grund dafür geben konnte, wenn ihre Verbindung mit der Phobos blockiert war, nämlich feindliche Einheiten, die gegen die Landungsschiffe vorrückten. Jetzt mußte er schnell handeln, wenn er überhaupt noch eine Möglichkeit dazu haben wollte. Die Zeit lief ihm davon. Vielleicht war es schon vorbei, und die Legion würde wieder zu spät kommen.
Grayson weigerte sich, daran zu denken. Mit etwas Glück hatten sie eine Chance.
7
Kolonel Julian Langsdorf war seit zwei Jahren Regimentskommandeur der 12. Weißen Säbel , eines unterbemannten Sturmregiments mit Garnisonsauftrag auf Thermopolis, an der Grenze der Liga Freier Welten zum Lyranischen Commonwealth. Vor weniger als zwei Wochen hatte sich diese Situation geändert, als General Kleider aus Janos Mariks Hauskommandostab an ihn herangetreten war.
Kleider war ein stämmig gebauter Mann und einer jener Hoffunktionäre, die einen Brustpanzer in Form zahlloser Reihen glitzernder Orden und Medaillen trugen. Seine Augen lagen tief unter buschigen grauen Brauen, die ständig in angestrengter Konzentration zusammengezogen schienen. Auch seine dicken Lippen schienen ständig geschürzt, wobei sich allerdings nicht erkennen ließ, ob dies ein Zeichen tiefen Nachdenkens war oder nur die Erinnerung an einen besonders sauren Geschmack.
»Ich bin im Auftrag Lord Garths, des Herzogs von Irian, hier«, hatte Kleider ohne Vorrede erklärt, nur Augenblicke nachdem er in Langsdorfs Regimentshauptquartier dessen Besprechungszimmer betreten hatte. »Seine Gnaden hat einen Plan entwickelt, für dessen Durchführung Ihre Mitarbeit von entscheidender Bedeutung ist.« Der General hatte mit der glatten Selbstsicherheit eines Redners gesprochen, der sich der Wirkung seiner Worte auf sein Gegenüber sicher ist.
Und Langsdorf war tatsächlich ausgesprochen beeindruckt gewesen. Irian war ein kleines Herzogtum an der Grenze des Marik-Commonwealths. Seine einstmals ausgedehnten Industrieanlagen waren immer wieder von Steiner- und Liao-Truppen vernichtet worden. Trotzdem erzählte man von Lord Garth, dem derzeitigen Herzog, daß er im Netzwerk der Beziehungen, Verpflichtungen und Favoriten, das den Marik-Hof auf Atreus bis hin zum Zentralen Befehlsstab der Liga unter
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