BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
verräterische Mischling nur das Opfer seiner unfähigen Verbündeten wurde, weil er sich ihnen nicht rechtzeitig zu erkennen geben konnte.«
Michael griff hinter sich und holte einen dicken Aktenordner hervor. »Unbestätigte Vermutungen? Keineswegs. Tatsachen. Wir haben zahllose Berichte darüber. daß Major Allard einen Großteil seiner freien Zeit mit den Eingeborenen von Kittery verbrachte. Wir wissen von Kontakten mit den dortigen Tongs; er übte einen starken Einfluß auf sie aus. Die Berichte, die an Euch gingen, werden von einer Befriedung der weitgehend capellanischen Bevölkerung gesprochen haben, aber meine Agenten berichten, daß Allard nur auf den Augenblick wartete, der es ihm gestattete, einen erfolgreichen Aufstand anzuzetteln.«
Als Michael die Akte wieder auf seinen Schreibtisch legte, fuhr die Kamera langsam zu einer Großaufnahme heran. »Natürlich mag Euch diese Angelegenheit unwichtig erscheinen, aber hier in der Mark Capella ist sie von überragender Bedeutung. Unser Volk glaubt bereits jetzt, daß Euer Interesse sich gänzlich auf die Kurita- Front und das zarte Gespinst einer Allianz mit dem Lyranischen Commonwealth richtet. Man hat den Eindruck, Ihr kümmert Euch nicht um uns und wollt uns von Truppen, Mechs und Rohstoffen entblößen, nur um das Kombinat abzuwehren.«
Michael starrte direkt in die Kamera. »Wenn Justin Allard nicht wegen Verrat vor ein Gericht gestellt wird — und wir versichern Euch, er ist ein Spion höchsten Ranges —, was soll mein Volk daraus schließen? Ihr wißt selbst, wie schwer es ist, ein Reich zu regieren, dessen Stärke durch innere Unruhen untergraben wird. Ich bete darum, daß Euch die Probleme erspart bleiben, mit denen die Liga Freier Welten geschlagen ist. Bei der gerechten Urteilsfindung in dieser Angelegenheit steht mein Volk hinter Euch.«
Der Schirm wurde dunkel. Die drei Männer saßen schweigend in der Dunkelheit. Dann prasselte statisches Schneegestöber über den Schirm. Quintus Allard erhob sich steifbeinig und schaltete das Licht wieder an.
Wie kann er es wagen, mir mit Bürgerkrieg zu drohen! dachte Hanse wütend. Ich habe nicht vergessen, Michael, daß Anton Mariks Truppen in der Liga Freier Welten die Unterstützung Maximilian Liaos hatten. Hast du dir eine Blöße gegeben, lieber Schwager, oder erkennst du wirklich nicht, daß Liao dich ebenso schäbig ausnutzen würde wie Anton Marik? Erinnere dich daran, Michael, daß Anton Marik tot ist ...
Hanse blickte seinen MGUO-Minister an und fühlte einen Stich im Herzen. »Gentlemen, wir wollen unsere Möglichkeiten überdenken. Michael läßt uns keine andere Wahl, als Justin Allard zu opfern, damit die Mark Capella ein Teil der Vereinigten Sonnen bleibt. Ist die Lage dort wirklich so schlimm?«
Quintus schüttelte den Kopf und konzentrierte sich, um den Schock zu überwinden, den Michaels Botschaft ihm zugefügt hatte. »Seine Anspielung auf den Bürgerkrieg in der Liga Freier Welten ist eine leere Drohung. Michael weiß, daß ein großer Teil der Bevölkerung in der Mark Capella in ihm lediglich den Gatten deiner Halbschwester sieht. Ich bezweifle stark, daß er genügend Rückhalt in der Bevölkerung hätte, um eine Revolte auszulösen.«
Ardan Sortek beugte sich vor und löste den Kragen seiner dunkelblauen Uniformjacke. »Ich denke, Quintus hat recht, aber Michael könnte seine Leute soweit beeinflussen, daß sie sich der Entsendung von Truppen aus der Mark Capella an andere Fronten widersetzen. Wir sind an der capellanischen Grenze nicht annähernd so verletzbar wie Haus Liao, aber Liao kann uns trotzdem Schwierigkeiten machen. Der Angriff auf Stein's Folly vor achtzehn Monaten ist schief gegangen, aber ein Angriff so tief in unserem Hinterland hat einige Leute schwer verunsichert. Michael hat recht, wenn er andeutet, daß weitere Attacken die Moral senken und mit Sicherheit die Produktion wichtiger Güter verlangsamen würden. Das deutet ganz klar auf Unruhen hin.«
Hanse erhob sich, sagte aber nichts, bis er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. »Quintus, haben wir irgendeine Bestätigung von Michaels Beziehungen zu Max Liao?«
Der weißhaarige Minister schüttelte den Kopf. »Wir haben bisher nur Verdachtsmomente — abgesehen von offiziellen Begegnungen gemäß dem diplomatischen Protokoll — Antrittsbesuche neuer Botschafter, Sitzungen des Kunstförderungsrates und ähnliches. Uns liegen auch die >offiziellen< Texte von Diskussionen vor, aber es gibt keine Berichte
Weitere Kostenlose Bücher