BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
Es erstarb jedoch, als hinter Tsen die Umrisse eines auf dem Pfad heranstürmenden Mannes auftauchten. Justin trat zur Seite und ging in die Hocke. Tsen wirbelte herum und hielt die langen Nägel seiner linken Hand wie rasiermesserscharfe Dolche zum Stoß bereit.
Alexi Malenkow hob die Arme, als er abbremste und sich zu den beiden anderen Mitgliedern des Krisenstabs gesellte. »Gott sei Dank, daß ich Sie zusammen finde und außerhalb des Gebäudes ...«
Justin verzog das Gesicht. »Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt? Und außerdem stinken Sie wie eine Destille. Sie sollten Ridzik beobachten, nicht die Insel leersaufen!« Justin hob das Gesicht zum Himmel. »Was habe ich verbrochen, um diese Idiotenplage zu verdienen?«
Alexis Gesicht verdüsterte sich schlagartig. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Bürger Xiang, aber ich bin nicht betrunken. Ich war leider gezwungen, mit ein paar Männern der Davion-Delegation eine Flasche zu leeren. Es war die einzige Möglichkeit, Ridzik im Auge zu behalten, ohne aufzufallen. Zugegeben, es war eine unangenehme Pflichtübung, aber wenigstens hatten sie Geschmack genug, eine Flasche guten Scotch vom Empfang des Archon mitgehen zu lassen.« Alexi gestattete sich ein vorsichtiges Grinsen. »Und die Informationen, die ich gesammelt habe, waren die Mühe wert.«
Justin kreuzte die Arme vor der Brust. »Wir haben weder Zeit noch Lust, uns auf Ratespiele einzulassen. Was treibt Ridzik? Ist er dabei, die Kommunalität Tikonov zu verkaufen?«
Alexi warf einen vorsichtigen Blick auf Tsens im Schatten liegendes Gesicht, aber Justin wischte seine Sorge beiseite. »Reden Sie, Alexi! Was hier gesprochen wird, bleibt unter uns. Ich bezweifle ohnehin, daß es unsere momentane Lage zum Besseren oder Schlechteren beeinflussen kann.«
Alexi atmete tief durch. »Heute abend hatte Oberst Pavel Ridzik ein Abenteuer mit Elizabeth Jordan Liao.«
Justins Magen schien einen Salto zu schlagen. Ist denn plötzlich der ganze Hof verrückt geworden ? Er sah zu Tsen Shang hinüber und bemerkte mit Bedauern, daß sich grimmige Entschlossenheit auf dessen Miene spiegelte. Nein, Tsen. Jetzt bitte keinen Alleingang. Er packte Shangs Arm. »Warten Sie, Tsen. Wir können uns keinen zusätzlichen Ärger leisten.«
Justin wandte sich Alexi zu. »Was meinst du, warum er hinter der Frau des Kanzlers her ist?«
Alexi hob unbehaglich die Schultern. »Ridzik ist ein Weiberheld. Vielleicht hat ihn einfach mal wieder die Lust gepackt. Aber ich möchte wetten, es steckt mehr dahinter. Ich glaube, Ridzik möchte mit Hilfe von Lady Liz den Kanzler beeinflussen. Ridzik ärgert sich schon seit langem über die bevorzugte Behandlung der Kriegerhausregimenter. Wenn der Kanzler seine Unterstützung für diese Einheiten aufgibt, geht ein Großteil des Nachschubs an Ridziks Truppen.«
Justin nickte. »Interessant, Tsen?«
Shang nickte steif, als hätte er nur ein fernes Echo von Malenkows Worten aufgefangen. »Die Motive sind leicht zu durchschauen. Elizabeth Liao steht neuerdings im Kreuzfeuer der Streitereien zwischen Candace und Romano. Romano hat angedeutet, daß ihre Stiefmutter sich schon früher Liebhaber zugelegt hat, um dem Kanzler eins auszuwischen, aber entweder weiß Maximilian nichts von diesen Affären, oder sie interessieren ihn nicht. Seine Besessenheit, einen neuen Sternenbund aufzubauen, hat ihn vielen anderen Dingen gegenüber gleichgültig werden lassen.«
Alexi nickte zustimmend. »Was ist denn noch geschehen?«
In Justins Augen glühte die Wut wieder auf. »Romano hat einen ihrer Thugee-Assassinen gegen meinen Vater eingesetzt!«
» Was ?« Alexi kam näher und blickte Justin in die Augen. »Glaub mir, Justin, ich hatte keine Ahnung. Ich habe mich, wie befohlen, weiter mit Romanos Beziehungen zu den Kultisten beschäftigt, aber davon habe ich nichts gehört...«
Tsen fuhr wütend herum und herrschte Justin an. »Sie haben Romano Liao nachgespürt?«
Justins Miene verhärtete sich. »Ich überprüfe alle Bedrohungen des Hauses Liao.«
Tsen stierte ihn an. »Ich nehme an, das gilt auch für mich.«
Justin schüttelte knapp den Kopf. »Noch nicht. Sie sind kein Problem.«
Tsens Kiefermuskeln arbeiteten. »Wieso habe ich den Eindruck, daß Sie einen geheimen Plan verfolgen, Justin? Arbeiten Sie für das Haus Liao oder nur für eines seiner Mitglieder?«
Justins Augen wurden zu schmalen, schwarzen Schlitzen. »Ich arbeite daran, das Haus Liao gegen dessen Anstrengungen am Leben zu erhalten. Stellen Sie sich einmal
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