BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
trat zur hinteren Tür des Zimmers und klopfte zweimal. Nach einer kurzen Pause klopfte sie noch dreimal. Als das Schloß klickte und die Tür sich öffnete, trat der designierte Archon einen Schritt zurück.
Jeana verneigte sich vor dem Archon. »Sie haben mich gerufen?«
Melissa nickte und wandte sich ihrer Mutter zu. »Mutter, würdest du mir bitte die Schachtel geben, die auf dem Schminktisch liegt?« Melissa nahm das kleine Kästchen und reichte es Jeana. »Mach es auf.«
Jeana blickte zögernd zwischen Melissa und dem Archon hin und her. Als sie das Kästchen öffnete, zuckte sie überrascht zurück, hob dann aber eine dünne Silberkette heraus. An der Kette hing ein verbogener, teilweise zerschmolzener Metallsplitter. Die Stirn des Archon wurde faltig. Das ist ein Mechtalisman. Was macht Melissa damit?
Melissa lächelte Jeana an. »In den Vereinigten Sonnen nennt man das einen Mechtalisman. Die Tradition, ein Stück seines ersten Mechs aufzuheben, vor allem dann, wenn er zerschossen wurde, stammt noch aus den Tagen des Sternenbundes — zumindest hat Hanse mir das erklärt. Die Absolventen der Albion-Militärakademie glauben, daß ein Mechtalisman einen geliebten Menschen schützen kann, und betrachten es als eine höchste aller Ehren, einen solchen Talisman geschenkt zu bekommen.«
Melissa schluckte. »Hanse hat mir den Talisman nach dem Zwischenfall auf Styx gegeben und gesagt, er wünschte, er hätte es schon früher getan. Ich habe ihn seitdem getragen.«
Jeana schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht annehmen, Hoheit. Ich ...«
Jeana machte Anstalten das Amulett zurückzugeben, aber Melissa weigerte sich, es zurückzunehmen. »Du mußt es annehmen. Ich habe jetzt Hanse als Schutz. Ich möchte, daß du dieses Mechamulett als Schutz annimmst und als nicht annähernd ausreichenden Dank für all das betrachtest, was du für mich getan hast. Nur durch dich habe ich diese Chance, glücklich zu werden.«
Jeana nickte wortlos. Melissa strich ihr die Tränen von den Wangen. Jeana hob den Kopf und lächelte. »Ich habe mein Glück darin gefunden, dir zu dienen, Melissa Arthur Steiner. Du bist das Herz und die Seele des Lyranischen Commonwealth. Du erfüllst uns alle mit Stolz.«
»Danke, Jeana.« Melissa umarmte sie noch einmal, bevor Jeana wieder durch die Hintertür verschwand. Als sie sich erneut ihrer Mutter zuwandte, strahlte sie. »Mach dir keine Sorgen, Mutter. Ich liebe ihn wirklich.«
Der Archon nickte. »Du bist so wunderschön, Melissa. Dein Vater wäre stolz auf dich. Ich kann nur hoffen, daß du und Hanse die Freude findet, die dein Vater und ich erlebt haben, und daß ihr sie viele lange Jahre genießen könnt.«
Melissa schloß die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. »Ich liebe dich, Mutter.«
Der Archon schloß sie in die Arme. »Und ich liebe dich, Melissa, mein Kind.«
37
Sitz des Ersten Bereichs ComStars
Hilton Head Island, Nordamerika, Terra
20. August 3028
Morgan Hasek-Davion zupfte an den Ärmeln seiner mitternachtsblauen Uniformjacke. Die silberne Sonnenweste auf seiner linken Schulter reichte in vier Strahlen zur Mitte des Jacketts. Er polierte einen der Strahlen mit dem Ärmel, um einen Fleck zu entfernen, dann strich er seine langen roten Haare von den silbernen Epauletten mit dem breiten weißen Streifen. Er wandte sich vom bodenlangen Spiegel ab und breitete die Arme aus. »Was meinst du, geliebtes Wesen?«
Kym lächelte stolz, dann nahm sie die zeremonielle silberne Halsberge in beide Hände und richtete sie auf Morgans breitem Brustkorb aus. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen schnellen Kuß. »Du siehst einfach großartig aus, Liebster, und ich werde vor Eifersucht platzen, während du auf dem Empfang mit der Brautjungfer tanzt.«
»Mach dir keine Sorgen, Kym. Ich habe erst gestern erfahren, daß Misha Auburn sich im vorigen Jahr in Andrew Redburn verguckt hat, als er durch das Lyranische Commonwealth gereist ist. Ich glaube, sie stehen seitdem in Kontakt. Ich stehle einem alten Freund nicht die Frau.«
Kym schürzte schmollend die Lippen. »Ist das der einzige Grund für dein Desinteresse?«
Morgan zog sie an sich. »Du bist der einzige Grund, aus dem ich an keiner anderen Frau interessiert sein kann.«
Sie lächelte und strich mit dem Finger über Morgans Nasenspitze. »Das ist die richtige Antwort, Morgan Hasek-Davion. Vergiß es ja nicht.«
»Du muß halt in meiner Nähe bleiben, um mich daran zu erinnern«, erwiderte Morgan.
Hinter Kym öffnete
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