BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
euch im Zaum halten können und nicht versucht, ihn zu finden und zu töten? Ich glaube kaum.« Morgan seufzte schwer. »Aber schlimmer noch, Dan, ich bin selbst erst allmählich zu der Einsicht gekommen, die ich Ihnen gerade eben versucht habe zu vermitteln. Als ich die Einheit verließ, waren meine Emotionen, meine Hoffnungen, Träume und Ängste ein einziger Wirrwarr. Mit dem Verstand konnte ich die Situation weit genug erfassen, um in gewisser Hinsicht zu handeln, aber gefühlsmäßig hatte ich den Eindruck zu ertrinken. Ich fühlte — wußte —, daß ich euch alle zum Tode verurteilen würde, wenn ich meine Gedanken mit euch teilte.«
Dan nickte zögernd. »All das hat mit Yorinaga Kurita und der Schlacht auf Mallory's World zu tun?«
»Ja.« Morgan wandte sich ab und starrte hinaus in die Wüste. »So lange er im Exil blieb, bestand keine Gefahr. Jetzt scheinen meine Vorbereitungen, trotz aller Schmerzen, die sie verursacht haben, die Mühe wert gewesen zu sein.« Morgan verstummte einen Augenblick lang, dann zitterte er trotz der Hitze und drehte sich wieder zu Dan um.
»Erinnern Sie sich daran, was Sie dem Abt ausrichten sollten?«
Dan nickte. »Er soll mir die Botschaften für ComStar aushändigen und mich nach Starboro bringen lassen, damit ich sie abschicken kann.«
Morgan lächelte. »Gut. Es kommt noch etwas hinzu. Wo sind die Kell Hounds zur Zeit?«
»Northwind, Vereinigte Sonnen. Wir haben einen Kontakt mit dem Lyranischen Commonwealth, aber wir befinden uns seit Juni auf Northwind, weil der Archon uns auf dessen Bitte hin an Hanse Davion ausgeliehen hat. Salome hat das Kommando.«
Morgan nickte. »Gut. Schicken Sie ihr eine Botschaft. Sie soll die Kell Hounds nach Thorin bringen. Dort wird sie weitere Instruktionen erhalten. Dann warten Sie in Starboro auf mich. Wir reisen in zwei Tagen ab.«
»Nach Thorin?«
Morgan schüttelte den Kopf. »Nach Tharkad. Ich muß mit dem Archon reden.« Morgans Gesichtsausdruck hatte sich verändert, er schien abwesend. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich möchte allein sein.«
Dan nickte. »Morgan?«
»Ja?«
»Obwohl ich die Umstände zutiefst bedaure«, stellte Dan mit leiser Stimme fest, »ist es ein gutes Gefühl, Sie wieder bei uns zu haben.«
7
New Avalon
Mark Crucis, Vereinigte Sonnen
22. Oktober 3027
Die Männer und Frauen der Davion Heavy Guards, die sich im »Fuchsbau« versammelt hatten, brachen in lauten Jubel aus, als Morgan Hasek-Davions Bild wieder auf dem Vidschirm erschien. Wie bei den zehn vorhergegangenen Wiederholungen des Nachrichtenfilms schüttelte Morgan auf einem Balkon oberhalb einer jubelnden Menschenmenge Hanse Davions Hand. »Es ist eine große Ehre für mich, daß Ihr mich bittet, bei Eurer Hochzeit als Trauzeuge zu fungieren, Prinz Hanse, und eine große Freude, die Verantwortung und Pflichten dieser Aufgabe anzunehmen.«
Morgan Hasek-Davion, der in der dunkelsten Ecke der Taverne saß, beobachtete seinen Vidauftritt. Ein Teil von ihm erkannte sich in dem großen MechKrieger mit dem langen roten Haar und dem breiten, muskulösen Körperbau wieder, den viele als Zeichen seiner Davionabstammung deuteten. Es stimmt, dachte er. Hanse Davion und ich sehen weniger wie Onkel und Neffe aus, mehr wie Brüder. Morgan schauderte, als das Bild auf dem Schirm gefror und verschwamm. Unter dem heftigen Drängen der Heavy Guards spulte der hilflose Wirt das Band noch einmal zurück.
Morgan schüttelte den Kopf und blickte auf sein halbleeres Bierglas. Ich weiß, das da auf dem Schirm war ich; aber gleichzeitig war ich's auch nicht. Er blickte noch einmal hoch und seufzte. Morgan Hasek-Davion wird nicht von den Zweifeln und Sorgen geplagt, die mir zusetzen. Morgan schob seinen Stuhl zurück und bahnte sich langsam einen Weg durch die Menge hinüber zum Ausgang.
Einer seiner Lanzenkameraden, Lieutenant Ben Colson, bemerkte ihn und rief ihm zu: »He, Major, wohin wollen Sie? Wir haben was zu feiern.«
Morgan schenkte ihm ein breites Lächeln. »Ich brauch nur etwas frische Luft, Ben. Ich komme wieder.« Er sah sich um und deutete dann auf den Holovidschirm. »Ich bin schon den ganzen Tag im Trubel ...«
Colson nickte und zwinkerte ihm verschwörerisch zu, bevor er sich wieder dem Schirm zuwandte. Morgan zwängte sich weiter und rettete sich schließlich in die kühle Nachtluft. Die Tür des Fuchsbau fiel hinter ihm zu, und bis auf das Summen der Straßenlaternen umgab ihn Stille.
Morgan spazierte die Straße hinab. Er hatte kein festes Ziel,
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