BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
erwarten ?
Dan ging um die Biegung der Rampe und sah Morgan Kell. Der ehemalige MechKrieger stand mit dem Rücken zu Dan. Er war groß und muskulös, aber dabei trotzdem mager — wie ein Wolf. Er trug nur einen Lendenschurz, dessen Enden im heißen Wüstenwind flatterten, und das Sonnenlicht zeichnete seine Muskeln in grellen Glanzlichtern und dunklen Schatten nach. Der tiefe Bronzeton seiner Haut ließ kaum Spuren der Narben erkennen, die er sich während der aktiven Zeit geholt hatte.
Der Wind fuhr durch Morgans langes schwarzes Haar und wehte es weit genug von seinem Gesicht, um Dan Gelegenheit zu geben, seinen Bart zu bemerken. Da der Mann im Gebet gebeugt war, blieb Dan stumm. Auch der Wind verstummte plötzlich, und Morgan Kells starke, gleichmäßige Stimme drang an Dans Ohr.
»Seele Christi, segne mich. Leib Christi, rette mich. Blut Christi, berausche mich. Wasser aus der Seite Christi, wasche mich. Leiden Christi, stärke mich. O guter Jesus, erhöre mich. In Deinen Wunden berge mich. Dulde nicht, daß ich Dir entzogen werde. Vor dem bösen Feind schütze mich. In der Stunde meines Todes rufe mich und laß mich zu Dir kommen, daß ich Dich preise von Ewigkeit zu Ewigkeit, mit Deinen Engeln und Heiligen. Amen.«
Als Kell den Kopf hob, sprach Dan ihn leise an, wie von Ehrfurcht gepackt. »Oberst Kell?«
Morgan Kell war ein großer Mann, aber er bewegte sich mit Eleganz. Trotz seines Bartes erkannte Dan dasselbe gutaussehende Gesicht, an das er sich erinnerte, und denselben vorsichtig tückischen Blick, der im Laufe der Jahre in zahllosen Gegnern die Angst hatte erwachen lassen. Er sah auch die Veränderungen im Wesen des Mannes, der einst die Kell Hounds kommandiert hatte. Die äußeren Veränderungen — die Falten in Morgans Augenwinkeln und die grauen Strähnen in Bart und Haar — hatte Dan erwartet. Die inneren Veränderungen jedoch überraschten ihn.
Er wirkt so friedlich, so viel gefaßter als zuvor. Bruder Giles hatte recht. Morgan hat sich wirklich verändert. Dan starrte in die braunen Augen seines Gegenübers und fühlte ein unbehagliches Rumoren in den Eingeweiden. Er wirkt aber auch gehetzt...
Dann bewegte ein zögerndes Lächeln Morgan Kells Züge. »Sie sind Dan Allard.« Kells Blick fiel auf das Abzeichen an der linken Brustseite von Dans Jacke. »Und immer noch bei den Hounds?«
»Ja, Sir.« Dan nahm Haltung an und salutierte. »Gut Sie zu sehen, Oberst.«
Morgan ahmte Dans Geste ungeschickt nach, aber es schien, als sei der militärische Gruß eine fremdartige Bewegung für ihn geworden. Er legte die Stirn in Falten. »Ich weiß, warum Sie hier sind. Es geht um ihn, nicht wahr?«
Dans Mund wurde trocken. Wie kann er das wissen? Der gesamte Stab der Kell Hounds ist übereingekommen, daß wir ihm diese Nachricht nicht über ComStar zukommen lassen. Wir wollten, daß jemand, der Patrick kannte, ihm die Botschaft überbringt. Nicht irgendein Akoluth, den das alles nicht weiter kümmert.
Morgan wandte sich ab und faltete die Hände auf dem Rücken. Seine Gestalt zeichnete sich dunkel vor dem westlichen Horizont ab. »Ich wußte, daß es früher oder später geschehen mußte. Ich wußte, daß es vor elf Jahren noch nicht zu Ende war. Und doch habe ich gehofft und gebetet, daß es nie dazu kommen würde.«
Dan neigte den Kopf. »So wie der Rest der Kell Hounds auch, Sir.«
Morgan wandte sich wieder zu Dan um. »Also gut. Wenn Sie wieder im Büro des Abtes sind, bitten Sie ihn, Ihnen das Päckchen mit Botschaften auszuhändigen, das ich ihm bei meiner Ankunft hier zur Verwahrung gegeben habe. Und dann lassen Sie sich nach Starboro fahren, damit ComStar sie so schnell es geht losschicken kann. Ich werde Sie morgen dort treffen. Dann fliegen wir ab.«
Was geht hier vor? fragte sich Dan. Der Tod seines Bruders scheint ihn überhaupt nicht zu berühren. Er schüttelte den Kopf. »Sir?«
Morgan versteifte sich. »Was haben Sie daran nicht verstanden? Sie haben doch wohl nicht erwartet, daß ich ihn vergessen habe, oder? Yorinaga Kurita ist zurückgekehrt. Unser Waffenstillstand ist beendet.« Morgan sah Dan an. »Sagen Sie ... Wo hat Patrick die Kell Hounds?«
Dan konnte Morgan Kell nur völlig geschockt und leer anstarren. »Herr Oberst, Patrick Kell ist tot!« Dans Hände ballten sich zu Fäusten. »Yorinaga Kurita hat ihn getötet. Patrick hat sich geopfert, um Melissa Steiner und den Rest der Kell Hounds zu retten.«
»NEIN!« Sein langes Haar peitschte hin und her, als Morgan wild den Kopf
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