BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
schüttelte. »Nein! Das war nicht vorgesehen. So sollte es nicht geschehen!« Er fiel auf die Knie. Bis auf ein paar vereinzelte Strähnen, die unter heißen Tränen an seinen Wangen klebten, hing ihm das lange schwarze Haar wie ein Trauerschleier vor dem Gesicht. »Das hätte ich nie zugelassen!«
Die Wut, die Dan elf Jahre unterdrückt hatte, brach sich Bahn. »Sie hätten es nie zugelassen? Sie haben vor elf Jahren jede Verantwortung aufgegeben, als Sie uns im Stich gelassen haben.« Dan stieß einen anklagenden Finger in Kells Richtung. »Sie haben mehr getan, als uns nur im Stich gelassen. Sie haben die Kell Hounds zerbrochen, und danach sind Sie in dieses Höllenloch geschlichen. Ohne Erklärung, ohne Entschuldigung. Sie sind einfach abgehauen, und wir durften die Scherben auflesen.«
Morgan blickte auf, und in seinen Augen war Schmerz. »Ich habe nur getan, was ich tun mußte.«
Dan lachte. »Ach ja? Sie haben zwei Drittel der Kell Hounds vertrieben. Auf Ihre Bitte hin haben zwei volle Bataillone das Regiment verlassen. Sie haben uns von einem Regiment auf ein einzelnes Bataillon geschrumpft. Warum haben Sie uns nicht erklärt, was los war?«
Morgan blickte zu Boden. »Ihr hättet es nicht verstanden.«
»Nein?« Dan spuckte aus. »Lassen Sie mich erklären, was nach Ihrem Verschwinden passiert ist, Herr Oberst.« Er spie den Titel voller Verachtung aus, aber das war ihm inzwischen egal. »Sie haben mich geradewegs aus der Militärakademie New Avalon geholt, und ich war stolz auf meinen Oberleutnantsposten mit Kommando über eine Scoutlanze. Aber als Sie die anderen fortgeschickt haben, brach die ganze Befehlsstruktur der Kell Hounds zusammen. Die Verantwortung für die ganze Mechkompanie blieb an mir hängen.«
Morgan richtete sich auf. »Bilden Sie sich nicht zuviel ein. Patrick und Salome Ward waren schließlich auch noch da.«
Dan schüttelte ungläubig den Kopf. »Waren Sie wirklich so blind? Falls die Zeit hier nicht Ihr Gedächtnis angegriffen hat, sollten Sie sich darüber im klaren sein, daß Salome Ward mehr war als nur einer Ihrer Stabsoffiziere, Morgan. Zum Teufel, Sie beide haben vielleicht geglaubt, Ihre Romanze sei ein Geheimnis, aber das ganze Regiment wußte davon. Als Sie ohne ein Wort verschwunden waren, war das für Salome ein furchtbarer Schlag. Sicher, sie war stark genug, weiter das zu tun, was getan werden mußte, aber nur noch wie ein Automat. Es hat lange Zeit gebraucht, bis sie wieder zu sich gefunden hatte.«
Dans Augen wurden zu Schlitzen, und Morgan schien unter dem Feuer seiner Blicke zu schmelzen. »Und Ihr Bruder — mein Gott! Sie haben keine Vorstellung davon, wie sehr Sie ihn getroffen haben. Er glaubte, daß Sie das Regiment aufgelöst haben, weil Sie ihm die Verantwortung über so viele Menschen nicht zutrauten ...«
»Das war nicht...«, unterbrach Morgan ihn mit rauher Stimme.
»Es ist mir egal, was für Gründe Sie hatten, Morgan. Ihr Bruder hat es so aufgefaßt. Es hat an ihm genagt, und die ersten drei Jahre lang war er die Unsicherheit in Person. Dann entschied er sich, der erste Bataillonskommandant zu werden, den es je gegeben hat. Und das wußte er, Morgan. Ich weiß, er hoffte, Sie würden stolz auf ihn sein.«
»Das war ich auch. Ich war immer stolz auf ihn.«
Dan schnaufte, »Jetzt ist es dafür zu spät, Morgan. Wollen Sie wissen, wie stolz Patrick auf Sie war? Er hat nie den Rang eines Obersten angenommen. Er blieb Oberstleutnant, weil für ihn stets Sie der Oberst der Kell Hounds geblieben sind. Unsere sämtlichen Kontrakte enthalten die Klausel, die es Ihnen gestattet, sie aufzulösen, falls Sie sich entscheiden, zur Einheit zurückzukehren. Teufel noch mal, Patrick hat sogar die Angebote mehrerer anderer Söldnerbataillone abgeschlagen, die sich uns anschließen wollten, um die Hounds wieder auf Regimentsstärke zu bringen, weil er erklärte, eine solche Entscheidung könnten nur Sie treffen.«
Dan schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, wie wir es genannt haben, als Sie uns verließen, Morgan? Wir nannten es >Die Desertion< Alle, die zu den Kell Hounds stießen, lernten bald, nicht nach der Desertion zu fragen. Ihre Desertion, Morgan, die Patrick nicht einmal auf dem Totenbett losgelassen hat.«
Dan stockte, als er einen Kloß in der Kehle spürte und ihm Tränen in die Augen stiegen. »Wissen Sie, was er gesagt hat, als er starb? Er sagte, >Dan, sag ihm, sag Morgan, daß ich verstehe. Sag ihm, daß ich endlich verstehe.< Bis zum letzten Augenblick, Morgan,
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