BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
stehe damit außerhalb Ihrer Befehlsgewalt.« Tyra starrte ihn wütend an. »Wollen Sie wirklich ausprobieren, wie schnell ich Sie versetzen lassen kann?« Ihr Blick fiel auf den zweiten Jarlvakt, dessen Grinsen im Ansatz erstarb. »Das gilt auch für Sie. Machen Sie ihn los!« Sie lächelte kalt. »Und geben Sie ihm Ihre Jacke. «
Der zweite Jarlvakt erstarrte, aber unter ihrem eisigen Blick mußte er sich geschlagen geben. Er löste die Schnallen seiner rotbesetzten grauen Wolljacke. Während einer der Männer in die Knie ging, um Phelans Fesseln zu lösen, legte der andere seine Jacke über die Schultern des Söldners. Der Kell Hound zog sie mit leerem Blick fester, ohne die Arme hineinzustecken.
Tyra entließ die Jarlvakten mit einer Handbewegung. Beide zögerten und blickten zur Tür ins Büro des Varldherre. Die Beleuchtung des Vorzimmers warf rote Glanzlichter auf ihr langes, bronzefarbenes Haar. »Das geht in Ordnung. Gehen Sie!«
Als die Tür hinter ihnen ins Schloß fiel, trat sie hinüber an das Sofa und setzte sich neben Phelan. Sie streckte die Arme nach ihm aus, zögerte aber dann doch. »Ich möchte dich umarmen, aber ich habe Angst, dir weh zu tun.«
Auf Phelans Mund erschien ein Lächeln, aber jeder Reflex dieses Lächelns in seinen Augen ging im aufgeschwollenen, verfärbten Fleisch, das sie umgab, unter. »Du kannst mir nicht weh tun, Tyra. Sieh dich bloß bei den Rippen vor. Ich könnte eine Umarmung gebrauchen. Der durchschnittliche Jarlvakt ist kein Quell der Menschlichkeit.«
»Jarlvakten werden nicht geboren«, witzelte sie, während sie ihn an sich zog. »Sie werden zusammen mit anderen halbintelligenten Pilzen in Dungbottichen gezüchtet.« Tyra hielt ihn so fest, wie sie es wagte, und strich mit der anderen Hand über sein Haar. Nach einer Weile lehnte sie sich zurück und hob sein Gesicht, um in sein offenes Auge zu blicken. »Wie ist das geschehen?«
Er hob die Schultern. »Ich war außerhalb der Reservation und wurde von einigen Kerlen zusammengeschlagen. Sie wußten von uns, und davon, daß ich dich gebeten habe, zu den Kell Hounds zu kommen. Sie hatten etwas dagegen. Ein großer Muskelprotz mit einer Radstadt-Akademienarbe auf der linken Wange hat die kleine Party organisiert.«
Tyra sah in der malachitfarbenen Tiefe seines rechten Auges etwas aufblitzen. Du nennst es Radstadt-Akademienarbe, aber du weißt, wie es allgemein genannt wird. Es ist eine Miraborgnarbe, so wie die des Varldherre. Viele unserer Krieger tragen sie als Symbol der Bereitschaft, im Namen der Nation ein ebensolches Opfer wie er zu bringen. Tyra streichelte Phelans rechte Gesichtshälfte. »Groß und blond, möchte ich wetten. Das muß Hanson Kuusik gewesen sein. Er war gestern abend unterwegs, und heute morgen schien er sehr zufrieden mit sich.«
Phelan nickte mühsam. »Ich dachte mir, daß ich ihn kannte. Ich habe ihn beim ersten Liaisontreffen auf deiner Basis kennengelernt.«
»Du hättest es mir sagen sollen.«
Der Kell Hound seufzte. »Was hätte das genutzt? Mein Wort hätte gegen seins gestanden, und keine Jury hätte einem Söldner geglaubt, der einen loyalen Luft/ Raumjockey angreift.,« Phelans charakteristisches Lächeln kämpfte um seine Mundwinkel. »Außerdem dachte ich mir, ich kann unsere Meinungsverschiedenheit zu einem entsprechenden Abschluß bringen, nachdem wir aus der Peripherie zurück sind.«
Tyra zuckte zusammen, als Phelan >wir<, sagte. Sein offenes Auge schloß sich, und er wandte sich ab. »Ich hatte wohl doch unrecht, als ich sagte, du könntest mir nicht weh tun.« Er ließ den Kopf hängen. »Du kommst nicht mit?«
Tyra sah auf ihre Hände. Wie soll ich dir das erklären?
»Ich bin geehrt und geschmeichelt, daß du für mich einen
Platz bei den Kell Hounds gefunden hast ... «
»He, glaub bloß nicht, es sei nur mein Einspruch gewesen,
der dir das Angebot verschafft hat«, unterbrach Phelan. »Ich habe
Hauptmann Wilson vorgeschlagen, dich in Augenschein zu
nehmen, und ihr hat gefallen, was sie sah. Ich bin kein Offizier,
und der Name meines Vaters macht es mir nur schwerer - genau
wie ihr Wissen um meine Beziehung zu dir die Sache schwerer
für dich machte. Und trotzdem hat sie dir ein Angebot gemacht.« Tyra nickte und strich mit der Rechten über Phelans
gebeugten Rücken. »Ich weiß, Liebster. Ich weiß.« Sie stockte,
ihre Gefühle ließen sie verstummen. »Alles, was wir besprochen
haben, stimmt: Hier bei den Günzburg-Adlern werden meine
Fähigkeiten nicht voll
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