BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
sein?«
Phelan lächelte zurück. »Ja, wir haben es ihnen gezeigt,
nicht wahr?«
Tyra zwinkerte ihm zu, nahm seine linke Hand und ging
voraus ins Büro des Varldherre.
Hinter seinem wuchtigen Mahagonischreibtisch blickte Tor
Miraborg nicht einmal auf. Sein mit Goldbesatz ausstaffiertes
graues Jackett paßte farblich zu Haar und Bart, nur der schwarze
Schnauzbart, der zu beiden Seiten an seinem Mund herabhing,
machte eine Ausnahme. Miraborgs dunkle Augen glitzerten, als er
den Ordner schloß, in dem er gelesen hatte, und ihn auf den
Datenmonitor am Rand des Schreibtisches legte. Als er
schließlich doch die Augen hob und sah, daß Phelan
und Tyra sich an der Hand hielten, stand deutlicher Zorn in seinen
narbigen Zügen.
»Ich hoffe, Ihre Unterbringung konnte Ihre Zustimmung
finden, Herr Kell.« Miraborgs tiefe, volle Stimme troff von
Sarkasmus.
Phelan reckte sich, als verspüre er keinerlei Schmerzen.
»Der Zimmerservice ist nicht gerade empfehlenswert, aber die
kostenlose Massage war sehr unterhaltsam. Und es war recht
interessant, den Schaben Kunststücke beizubringen.«
Miraborg hob den Kopf. »Ach ja? Und wie macht man
das?«
Phelan lachte. »Es ist ganz einfach. Aber man muß dafür
intelligenter sein als die Schabe.« Als der Stich des Söldners sein
Ziel traf, glühten Miraborgs Augen zornig auf. »Sehen Sie sich
vor, Herr Kell, daß ich Sie nicht mit einer Schabe verwechsle.
Hierzulande werden Schaben zertreten!«
Miraborg rollte hinter dem Schreibtisch hervor und brachte
seinen Rollstuhl ins Blickfeld. Der Anblick stoppte Phelans
grausame Entgegnung, bevor er sie aussprechen konnte, aber Tyra
und der Varldherre konnten sie in seinem Blick lesen. Nein,
Phelan, bitte nicht ...
Miraborgs Augen wurden zu schwarzen Schlitzen in einem
verkniffenen Gesicht. »Stimmt, Kell. Ich kann niemanden
zertreten, aber es ist die Schuld von Leuten wie Ihnen, daß ich es
nicht kann! Ich habe euch Söldner nicht angeheuert, um uns vor
Peripheriepiraten zu schützen, und ich sehe ihre Anwesenheit auf
meiner Weit nicht gerne!«
»Ha!« Phelans explosives Lachen hallte von der Glaswand
hinter Miraborg wieder. »Sie wollten uns hier. Sie wollten uns
genau hier, auf Ihrer Welt, um uns quälen zu können. Sie hätten
uns das Flüssighelium, das wir zur Reparatur der Cucamulus
brauchten, sofort geben können, als wir in Ihrem System
auftauchten und die Dichtung platzte. Ich habe selbst hier in
diesem Büro gestanden, als Hauptmann Wilson Sie darum bat,
aber Sie haben erklärt, Sie könnten uns das Helium nicht
überlassen, weil es sich um strategisch wichtige Vorräte handle,
obwohl wir angeboten haben, es zu bezahlen und zu ersetzen!« Miraborgs Brust hob sich vor Wut. »Was bilden Sie sich ein,
wer Sie sind, daß Sie meine Entscheidungen in Frage stellen? Die
Geschichte Ihres fehlenden Respekts Autoritätspersonen
gegenüber und Ihres mangelnden Verantwortungsbewußtseins ist
schändlich. Sie wurden wegen Pflichtvernachlässigung aus
Nagelring ausgeschlossen und haben auf diesem Planeten mehr
Verletzungen der Ausgangssperre und Quarantänebestimmungen
auf Ihrem Konto verbucht als alle übrigen Mitglieder Ihrer
Einheit zusammen!«
Miraborg lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen
aneinander. »Es freut mich zu hören, daß Sie Gefallen an der
Ausbildung von Schaben gefunden haben, Kell, denn Sie werden
viel Zeit haben, sich damit zu beschäftigen.«
Phelan schnaufte. »Wir reisen heute ab.«
Der Varldherre schüttelte den Kopf. »Die Kell Hounds
reisen heute ab, aber ohne Sie. Sie werden hier vor Gericht
gestellt.«
»Nein!« Tyras Stimme brachte beide Männer zum
Schweigen. »Nein, du wirst Phelan nicht vor Gericht stellen.« In Miraborg Stimme trat das Gefühl von Verrat. »Wie
kannst du es wagen, so mit mir zu reden?«
Tyra atmete tief durch und trat auf den Mann im Rollstuhl zu.
»Ich wage es, Vater, um dich vor etwas zu bewahren, das dich
und Günzburg beschämen würde.«
In Miraborgs Gesicht spielten die Muskeln. »Was könnte
mich mehr beschämen als eine Tochter, die mit demselben Pack,
das mich zum Krüppel gemacht hat, ins Bett steigt?«
Tyras Ohrfeige warf Tor Miraborgs Kopf nach hinten, und
sie starrte wütend auf ihren Vater hinab. Wie konntest du? Wie
konntest du glauben, ich würde dir je absichtlich schaden? Sie
drehte sich um und ging fort, war sich augenblicklich bewußt, daß
Phelan mehrere Schritte in ihre Richtung getan hatte. Obwohl sie
sich danach sehnte, seine Arme um sich zu spüren, streckte sie
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