BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
bin keineswegs froh darüber, aber es könnte schlimmer sein. Alyina bietet gute Defensivstellungen.« Victor blickte auf seine Hände. »Mein Vater hat mir mitgeteilt, daß ihn einige Leute in der Mark Draconis an ihre Loyalität erinnert haben und nicht hoffen, vor die Wahl gestellt zu werden, im Vereinigten Commonwealth zu bleiben oder sich mit einem anderen Staat zu verbünden.«
»Was?« Kai traute seinen Ohren nicht. »Aber das ist Verrat.«
»So kann man es nennen. Soweit ich es sagen kann, haben Liao-Agenten in der Mark Sarna Geschichten über eine heiße Liebesaffäre zwischen Omi Kurita und mir verbreitet. Natürlich erreichten diese Gerüchte schließlich auch die Mark Draconis, und da hat man, um es milde auszudrücken, ungehalten reagiert. Es hat keine Zwischenfälle gegeben, aber ich bin nicht gerade erfreut über dieses rege Interesse an meinem Privatleben.«
»Aha.« Kai kniff die Augen zusammen. »Ich hatte keineswegs den Eindruck, daß du und Omi Kurita eine große Romanze erlebt habt. Hat sich irgendwas geändert, von dem ich nichts weiß?«
»Nein, es sei denn, du bezeichnest einen Abschiedskuß als große Romanze.« Victor schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich kenne sie kaum, und jetzt gibt es lautstarke Proteste gegen eine eingebildete Beziehung. Wie können sie es wagen?«
Kai stand auf und ging im Zimmer umher. »Victor, ist dir eigentlich klar, für wie viele Menschen du die Zukunft repräsentierst? Du bist im April einundzwanzig geworden, und wenn du nicht in der Ausbildung gesteckt hättest, wärst du mit Sicherheit offiziell als Thronfolger der Vereinigten Sonnen und des Lyranischen Commonwealth bestätigt worden. Teufel, dein Vater wäre möglicherweise zu deinen Gunsten zurückgetreten, einige Stimmen haben es vorhergesagt — Krieg oder kein Krieg.«
»Was hat das damit zu tun?« fragte Victor wütend.
»Es hat damit zu tun, wie andere auf dein Verhalten reagieren. Die Bewohner der Mark Draconis fühlen sich nur so lange sicher, wie sie glauben, daß du die Dracos genauso erbittert haßt wie sie es tun. Du und dein Vater stärken die Mark Draconis, um zu verhindern, daß die Kuritas sie sich einverleiben. Das gefällt ihnen. Es beruhigt sie, läßt sie glauben, du trittst in die Fußstapfen deines Vaters.
Und jetzt hören sie, daß du mit Theodore Kuritas Tochter ein Verhältnis eingehst.« Kai schüttelte den Kopf. »Sie nehmen an, sie hat dich irgendwie um den Finger gewickelt, und jetzt wirst du anfangen, Entschuldigungen für die Dracos zu finden. Und dann eines Tages — puff! Und sie sind Theodores Vasallen.«
»Das ist lächerlich.«
»Für dich und für mich, aber nicht für sie.« Kai blieb stehen und stützte sich auf den Konferenztisch. »Hör zu, ich vertraue dir, ich weiß, daß du die richtige Entscheidung treffen wirst. Du kannst eine Romanze beginnen, mit wem du willst — Kali Liao ausgenommen —, ich werde dich unterstützen. Aber du mußt Rücksicht darauf nehmen, wie andere so etwas auslegen könnten.«
Victor seufzte und ließ den Kopf hängen. »In letzter Zeit denke ich genauso. Selbst wenn mir die Situation nicht gefällt, du hast recht, und ich muß mich vorsehen. Aber, Kai, du bist der einzige, der mir helfen kann.«
»Was immer du brauchst.«
»Vor allem brauche ich jemand, der die Gerüchte und den dadurch angerichteten Schaden in Grenzen hält. Versuch zu verbreiten, daß diese >Romanze< nur in der Einbildung einiger Leute existiert. Solange du, Galen und mein Vetter Morgan hinter mir stehen, wie könnte jemand daran zweifeln, daß ich klar denken kann? Was übrigens durchaus der Fall ist.«
Kai lachte. »Da stimme ich dir zu. Immerhin hast du die interessanteste Frau gefunden, die Outreach zu bieten hatte.«
»Unsere Mütter ausgenommen.«
»Natürlich.« Kai öffnete die Luke. »Keine Sorge, Victor. Es wird nicht lange dauern, dann haben wir alle ganz andere Sorgen, als wer mit wem ...« Er warf seinem Freund einen freundlichen Gruß zu. »Bis später.«
Kai schaute auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, hatte er noch eine Chance, vor Schichtwechsel das Krankenrevier zu erreichen. Er benutzte eine Wartungsleiter, um zwei Etagen nach unten zu kommen, dann kürzte er den Weg durch ein Labyrinth von engen Korridoren und Schottwänden ab. Als er durch die Luke trat, zupfte er die Hemdsärmel gerade und grinste die Ordonnanz am Empfangstisch an.
»Ist Dr. Lear da?«
Die Ordonnanz blickte auf die Uhr. »Ihre Schicht dauert noch ein paar Minuten. Name?«
Kai
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