BattleTech 12: Stackpole, Michael A. - Das Blut der Kerensky 3 - Dunkles Schicksal
hob die rechte Braue. »Sie hat sie ›Kai‹ genannt.«
Kai nickte. »Ein Spitzname, den ich seit meiner Zeit an der New Avalon-Militärakademie habe. Ich antwortete so häufig mit ›Okay‹, daß meine Klassenkameraden mich schließlich ›Kai‹ nannten. Das Regiment hat den Brauch übernommen. Manche Leute glauben ernsthaft, mein voller Name sei David K. Jewell.«
Deirdres Freude über Kais Auftauchen verflog, aber sie gab kein Anzeichen, daß sie sein Täuschungsmanöver torpedieren wollte. Mahler, der zwischen den beiden hin und her sah, bemerkte entweder nichts, oder entschied sich, die Spannungen zwischen seinen beiden Gästen zu ignorieren.
Hilda ergriff die von der plötzlichen Stille gebotene Gelegenheit. »Kai – wenn Sie nichts dagegen haben, daß ich Ihren Spitznamen benutze –, Sie können sich gerne waschen, und wenn Sie wollen, bringe ich Ihnen ein paar frische Sachen. Danach können Sie etwas essen.«
»Ja, bitte«, lächelte Kai.
»Deirdre, warum bringen Sie Kai nicht hinaus zum Pumpenhäuschen und zeigen ihm, wie er die Wanne füllen kann.« Erik Mahler zuckte die Schultern. Es war nicht zu übersehen, daß seine linke Schulter steif war. »Nach den langen Jahren im Militär habe ich mich bei meiner Pensionierung entschlossen, zu den Wurzeln des Landlebens zurückzukehren und auf Technik soweit wie möglich zu verzichten. Ich finde es angenehmer so. Und jetzt, wo die Clans die Stromversorgung für die Außenbereiche reduzieren, sind wir weniger betroffen als andere.«
Kai lachte. »Nach zwei Wochen in der Wildnis kommt Ihr Haus für mich einem vergessenen Sternenbunddepot gleich.« Er nahm seinen Umhang und Rucksack auf, dann wandte er sich an Deirdre. »Wenn Sie so freundlich wären, Doktor. Ich möchte wieder Mensch werden.«
Kai zog den schmutzigen Overall aus und warf ihn auf die Bank des Pumpenhäuschens. Die Mandelaugen und Bronzehaut kündeten von seinem eurasischen Blut, aber Gesicht und Hände waren schwarz genug, um afrikanische Wurzeln vermuten zu lassen. Als er die Kühlweste abstreifte, sah Kai sich im Spiegel an der Tür und stellte fest, daß er die wenigen Fettpolster, die er einmal besessen hatte, auch noch losgeworden war. Er fuhr sich mit den Fingern durch das kurze schwarze Haar, dann schauderte er.
Seine Nägel waren ebenso schwarz wie das Haar.
Deirdre öffnete die Tür, und sein Spiegelbild glitt davon. »Etwas mager, aber sonst wirken Sie gesund.« Sie legte die Handtücher und Seife auf einen Hocker neben einem riesigen Holzbottich. »Darf ich fragen, warum Sie die Identität eines anderes Mitglieds der Garde angenommen haben, oder ist das ein Geheimnis, das Adlige gerne für sich behalten?«
Die Kälte ihrer Stimme fuhr wie ein Stich durch Kai, aber er ließ sich nichts anmerken. »Mahler las den Namen auf dem Overall und sprach mich mit Dave Jewell an. Da er zu diesem Zeitpunkt eine Schrotflinte auf mich gerichtet hatte, entschied ich mich, kein Risiko einzugehen, indem ich es zu erklären versuchte.«
»Wirklich? Liegt es nicht eher daran, daß Sie glauben, so weniger Wert als Geisel zu haben, wenn die Clans Sie gefangennehmen?«
Kai nahm die Kennmarken ab und steckte sie in die kleine Innentasche am Saum seiner Shorts. »Ich habe nicht vor, mich gefangennehmen zu lassen.«
Deirdre starrte ihn an. »Was ist aus Jewell geworden?«
Er schluckte, als er sich daran erinnerte, wie er das Cockpit des Steppenwolf geplündert hatte. »Er ist im Kampf gefallen. Er starb, um Prinz Victor zu schützen.«
»Versteht sich.« Ein säuerlicher Ausdruck ließ ihre Züge scharf hervortreten und grub feine Linien in die Haut an den Augenwinkeln, aber in den Augen stand Trauer. »Was ist Ihnen passiert?«
Kai trat hinüber an die glänzende Pumpe neben dem Bottich und betätigte den Schwengel. »Ich wurde für tot gehalten und zurückgelassen, als mein Mech vernichtet schien.« Das Wasser spritzte schäumend in die Wanne, und Kai fühlte, wie ihn die Wut zu übermannen drohte. Schnell wechselte er das Thema. »Sie sagten, die Clans haben Ihr Hospital überrannt. Was ist geschehen?«
Deirdre schien in Trance zu versinken, und sie ließ sich wie ein Zombie auf die Bank nieder. »Es war wie eine Wiederholung von Twycross. Elementare stießen in unser Gebiet vor und vernichteten unsere Fahrzeuge. Das Veterinärkrankenhaus, in dem wir unser Hospital aufgebaut hatten, bot keine Deckung. Apparaturen explodierten, überall waren Flammen und fliegende Glassplitter.« Sie bedeckte für einen
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