BattleTech 12: Stackpole, Michael A. - Das Blut der Kerensky 3 - Dunkles Schicksal
Augenblick das Gesicht mit den Händen, als sei die Erinnerung zu schmerzhaft. »So viel Blut. Ich arbeitete an einem Jungen mit einer Brustwunde, und wir konnten die Blutung nicht stillen. Dann wurde eine meiner Schwestern getroffen, und mir wurde klar, daß das Hospital unter Beschuß lag.«
Tränen rollten aus ihren geröteten Augen. »Ich befahl jemand, Sie über Funk zu Hilfe zu rufen, weil Sie mir gesagt hatten, wir lägen in Ihrem Sektor, und Sie würden uns schützen.« Sie ballte die Fäuste und starrte ihm trotzig ins Gesicht. »Ich hätte es besser wissen müssen.«
Kai knirschte mit den Zähnen. »Victor war in Schwierigkeiten. Die Clans hatten ihn in der Falle. Ich war unterwegs, Ihnen zu helfen, als sein Hilferuf kam. Ich war der einzige, der ihn rechtzeitig erreichen konnte. Ich mußte es tun.« »Blaues Blut ist dicker als rotes, was, Lieutenant Allard-Liao?« Ihr Gesicht verzerrte sich zur Fratze.
»Jetzt reicht’s, Doktor!« Kai stützte sich auf die Pumpe und sprang über den Bottich. Er packte sie an den Schultern und zerrte sie hoch. »Es war eine Entscheidung zugunsten der Priorität, genau wie Sie es in Ihrem Hospital machen. Ja, Victor war wichtiger als ein ganzes Landungsschiff voller Verwundeter. Wissen Sie warum?«
»Er ist ein abenteuersüchtiger Adliger, der gebrochene und blutende Männer und Frauen in seinem Kielwasser zurückläßt.« In ihren Augen loderte der Zorn.
»Nein!« Kai schüttelte sie. »Nein, Victor war wichtiger als Ihre Verwundeten, weil er ihnen allen etwas bedeutet. Wenn Victor fällt oder gefangengenommen wird, würden wir alle den Mut verlieren. Jeder einzelne von den Menschen, die in Ihrem Hospital gestorben sind, hat mit Victor gegen etwas gekämpft, das er oder sie als böse ansah, als eine Bedrohung für ihre Lebensweise. Victors Rettung gab ihrem Opfer einen Sinn.«
»Tot ist tot, und es ist sinnlos!« Deirdre riß sich los. »Verdammt sollen Sie sein, Sie und Victor und Hanse Davion und die Clans und überhaupt alle. Sie sehen Krieg alle nur als eine Möglichkeit, Ruhm zu ernten. Sie brüsten sich mit Mut und Tapferkeit und Opfern, als ob das den Tod eines halbausgebildeten Schuljungen, der zerfetzt wird, nur weil er ein Gewehr in der Hand hält, zu etwas Hehrem machen könnte. Das ist obszön. Es fördert die Vorstellung, Leben sei billig genug, um es für eine gerechte Sache wegzuwerfen.«
Sie deutete hinüber zum Haus der Mahlers. »Sehen Sie ihn an, Erik. Er ist ein alter Mann, über und über mit Narben bedeckt. Er hat eine Narbe an der linken Schulter, die aussieht, als hätte jemand versucht, ihm den Arm abzusäbeln. Er ist steif und kann sich kaum bewegen, aber als er sich entschlossen hat, darauf zu warten, daß Sie zurückkommen, um noch mehr Gemüse zu stehlen, benahm er sich wie ein Kommandosoldat. Es war eine Rückkehr in irgendeine böse Zeit, in der er sich gut fühlte, und es hätte ihn umbringen können.«
Sie zitterte vor Wut, aber Kai sagte nichts. Er verstand, daß ihre Wut nicht ihm allein galt, auch wenn er sie zu spüren bekam. Ihr Ausbruch rührte etwas in ihm an. Es rief ihm Erinnerungen an das Schlachtfeld ins Gedächtnis, das ihn erwartet hatte, nachdem er seinen Mech verlassen hatte.
»Sie kennen den Krieg nicht, Lieutenant, wirklich nicht.« Sie schlug sich frustriert auf die Hüften. »Ich bekomme einen Jungen in den OP und schneide ihn auf, sobald er in Narkose ist. Aber wenn ich ihn mir dann ansehe, ist das wie ein obszönes Puzzlespiel. Seine Gedärme sind von Schrapnell zerrissen, und Kot hat sich mit Blut und Speiseresten vermischt. Ich kann ihn säubern und seinen Dünndarm in eine Kolostomie stecken, aber ich weiß, daß es eine Entzündung geben wird. Aber ob wir genug Medikamente für ihn haben, das weiß ich nicht. Trotzdem flicke ich ihn zusammen. Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, was es heißt, wenn ein Kind Sie bittet, es sterben zu lassen? Ich hatte einen Jungen, der eine professionelle Sportlerlaufbahn vor sich hatte, in der Klinik. Sein rechter Unterarm hing nur noch an einer einzigen Sehne. Er war verrückt vor Schmerzen, aber er ließ sich erst narkotisieren, als ich ihm versprochen hatte, ihn sterben zu lassen, falls ich ihn nicht heilen konnte. Und, verdammt noch mal, ich war nahe daran, es zu tun, weil ich wußte, daß es unmöglich für ihn gewesen wäre, sich daran zu gewöhnen.«
Kai legte die Hände auf ihre Schultern. »Ich weiß. Mein Vater hat den Unterarm verloren.«
»Ja, Ihr Vater hat den
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