BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
Vaterschaft nachgedacht hatte. Er hatte nie wirklich verstanden, was das Wort bedeutete, oder was die verhaßten Wörter Mutter, Sohn, Tochter oder Eltern für die Menschen bedeuten konnten, die diese Rollen im Leben eines anderen übernahmen.
Er konnte sich MechKriegerin Diana in ihrem Cockpit vorstellen, aber was bedeutete es, daß sie seine Tochter war? Sie mochte ein Produkt seiner Vereinigung mit Peri sein, aber weiter konnte er den Gedanken nicht verfolgen. All die Bücher in seiner geheimen Bibliothek mit ihren ausgewalzten Geschichten über Familien konnten ihm die Bedeutung dessen nicht vermitteln, was Joanna ihm gerade gesagt hatte. Er war Aidan aus der Mattlov/ Pryde-Geschko gewesen, dann Kadett Aidan; er hatte sich als der freigeborene MechKrieger und Sterncommander Jörge ausgegeben; er hatte seine Identität als Aidan wieder angenommen, dann den Blutnamen Pryde errungen; hatte fast zwei Jahrzehnte als ClanKrieger gedient, war Sterncolonel der Falkengarde geworden. Das waren genug Identitäten für ein Leben. Wie konnte er für diese MechKriegerin Diana irgend etwas sein?
»Ins Landungsschiff, Sterncaptain Joanna!«
»Und du?«
»Du bist nicht die Drillmeisterin meines Lebens, Joanna. Bewegung!«
Joanna blickte sich nicht um, als sie zur Raubvogel rannte, und sie dachte auch einige Zeit nicht mehr an MechKriegerin Diana. Sie war überrascht, als sie und ihr Bluthund an Bord der Raubvogel eintrafen und den inzwischen verhaßten Planeten Tukayyid hinter sich ließen. Als sie später für ihre Rolle beim Abzug geehrt wurde, mockierte sie sich, besonders als die Ehrungen keine Bestätigung ihrer Beförderung zum Sterncaptain einschlossen. Aber sie nahm die Belobigungen und die Orden an.
Sterncommander Selima stand außerhalb der Raubvogel und überwachte die Einschiffung der überlebenden Elementare. Die letzten waren an Bord, und Selima warf noch einen Blick auf das Schlachtfeld, als er Dianas Mech mit einer Wucht zu Boden gehen sah, die Erschütterungen bis hin zum Landungsschiff auslöste. Typischerweise dachte er keine Sekunde nach. Er rannte augenblicklich in Richtung des gestürzten Mechs los. Die weiten Schritte seines Kampfanzugs brachten ihn schnell ans Ziel.
Er kletterte auf die Maschine und sah den Riß im Kanzeldach. Es war ein ziemlich schmaler Riß, aber mit genügend Zeit konnte ihn ein Elementar im Kampfanzug aufbrechen. Er trat auf den Riß, packte eine Kante des Daches mit der Hand und stemmte den Fuß gegen die andere. Die Servomotoren des Exoskeletts heulten unter der Belastung auf. Die Sichtanzeigen blinkten hektisch und verkündeten die Überschreitung der Belastungsgrenzen. Selima zog weiter. Dann gab die verbogene Panzerung mit lautem Krachen nach, und er konnte ins Cockpitinnere sehen.
MechKriegerin Diana lag auf ihrer Pilotenliege und wurde von mehreren verbogenen Metallstreben festgehalten. Ein Metallstück schien sich um den Auslösehebel des Schleudersitzes gebogen zu haben.
»MechKriegerin Diana?« Er erhielt keine Antwort. Ein Lichtschein fiel für einen Moment auf ihr Gesicht, und er sah, daß ihre Augen geschlossen waren. Dann hüllte die Dunkelheit sie wieder ein.
Es war nicht Selimas Art, über Möglichkeiten zu spekulieren. Er machte sich an die Arbeit und benutzte seine Kraft dazu, Metalltrümmer wegzubiegen, die sich entfernen ließen, ohne die Pilotin weiter zu verletzen.
Als er nach ihrem Neurohelm griff, wurde der BattleMech von einem weiteren Treffer erschüttert, anscheinend am unteren Torso. Selima bemerkte einen seltsamen Geruch. Da er kein MechKrieger war, erkannte er ihn nicht, aber er hatte ein feines Gefühl für Gefahr.
»Wer ist das da drinnen?« donnerte eine Lautsprecherstimme außerhalb des Kriegsfalke. Selima erkannte sofort die verstärkte Stimme Sterncolonel Aidan Prydes.
Hastig identifizierte er sich.
»Sterncommander Selima, beschreibe so einfach wie möglich die Situation im Innern der Pilotenkanzel.«
»Die Pilotin steckt fest. Ich habe eine Reihe der Hindernisse entfernt, und glaube, auch die übrigen entfernen zu können.«
»Ist MechKriegern Diana noch am Leben?«
»Ja, Sir.«
»Weitermachen, Sterncommander...«
Aidan konnte den Satz nicht zu Ende bringen, weil er plötzlich den Angriff von drei ComStar-Maschinen abwehren mußte. Selima konnte seine Geschütze feuern hören, und er hielt den Atem an, als eine Rakete irgendwo auf dem Waldwolf detonierte.
Vorsichtig hob er den Neurohelm von Dianas Kopf. Ihr schwarzes Haar quoll
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