BattleTech 16: Wolfsrudel
unsere Tür, und der Wolf war neugierig.
Ein Empfang wurde arrangiert. Das war nicht mehr, als wir für den Abgesandten jedes der großen Häuser getan hätten, doch bei weitem mehr, als wir nach Misery für einen Kurita getan hatten. Die Halle war auf Kurita-Art dekoriert, und gewisse Töpferarbeiten wurden auffällig neben dem Sitz des Ehrengastes drappiert. Ich hielt den Wink für zu subtil: Dieser Botschafter würde die Arbeit eines derartig unbedeutenden Künstlers wie Minobu Tetsuhara einer gewesen war, sehr wahrscheinlich nicht erkennen, welchen Ruhm er sich als Kurita-Kommandant auf Misery auch erworben haben mochte.
Botschafter Inochi traf ein, gekleidet auf förmliche Kurita-Art. Er trug eine frackähnliche Weste aus blauer Seide in einem derart dunklen Ton, daß sie über der grauen Nadelstreifenhose schwarz aussah. Ein Kummerbund aus schillernder Dagumo-Seide umgab seine Hüften, und Gamaschen aus demselben Material bedeckten den Schaft seiner glänzenden schwarzen Schuhe. Er war ein schlanker Mann, der hinkte – ein Gebrechen, das er sich, den Orden und Auszeichnungen an seiner Brust nach zu urteilen, im Kampf zugezogen hatte. Mehrere Auszeichnungen betrafen die Kämpfe an der DavionKurita-Grenze während des Vierten Nachfolgekrieges. Also war es ziemlich wahrscheinlich, daß seine Einheit auch gegen uns gekämpft hatte.
Wenn Botschafter Inochi die Töpferarbeiten erkannte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
Als er und seine Begleitung sich stundenlang dem unbedingt notwendigen belanglosen Geplauder hingaben, fragte ich mich, wie sie das aushielten, war jedoch noch überraschter, daß Jaime Wolf ihnen in diesem Spiel mehr als ebenbürtig war. Mir ist gesagt worden, er sei früher direkter gewesen. Mit dem Alter kommt die Zurückhaltung, denke ich, aber es gibt immer auch jene, die meinen, daß Höflichkeit und Weitschweifigkeit Zeichen von Schwäche sind.
Es war bereits zehn Uhr abends, als Inochi verkündete, er habe eine Botschaft von Takashi Kurita, dem Koordinator des DraconisKombinats, mitgebracht. Einige der Dragoner um mich verliehen ihrer Überraschung Ausdruck. Sie mußten angenommen haben, Inochi sei Theodores Mann. Der Wolf zuckte mit keiner Wimper.
»Sie scheinen nicht überrascht zu sein, Colonel Wolf«, sagte Inochi. »Vielleicht haben Sie im Laufe der vielen Wochen, die ich hierher nach Outreach unterwegs war, von meiner Mission erfahren.«
Der Wolf lächelte milde. »Vielleicht wird mich Ihre Botschaft mehr überraschen als ihr Absender.«
»Vielleicht wird sie das, Colonel san .« Der Botschafter neigte den Kopf. »Der Koordinator ist ein Mann von Ehre. Er hat ein langes Gedächtnis.«
»Genau wie ich.«
»Das ist ihm bewußt.« Er streckte die Hand aus. Ein mit einem Kimono bekleideter Adjutant eilte herbei und überreichte Inochi eine Rolle Reispapier. Sie war mit einem schwarzen Band umwickelt, das mit dem Drachenkopf-Symbol vom Haus Kurita versiegelt war. »Der Koordinator weiß sehr wohl, daß Sie des Japanischen mächtig sind, doch er hat diese Botschaft in Ihrer Sprache verfaßt. Das ist als Ehre gedacht.«
Der Colonel verbeugte sich förmlich. »Ich verstehe die Geste in dem Geist, in dem sie offeriert wird.«
Der Botschafter erwiderte die Verneigung mit etwas gequält wirkender Miene. Ich vermute, daß er die Doppelsinnigkeit von Colonel Wolfs Worten wohl verstand und sie auch richtig einzuschätzen wußte.
»Die Botschaft des Koordinators beginnt mit einem Gedicht:
Prachtvolle Dämmerung;
Blüten im Herbstwind,
Eines Kriegers Leben.«
Der Wolf straffte sich und zog sich in sich zurück. Er schwieg länger als eine volle Minute. Inochi wartete geduldig, ebenfalls schweigend. Offensichtlich mußte der Rest der Botschaft auf Wolfs Antwort auf das Einleitungsgedicht warten. Die Leute wurden bereits unruhig, als der Colonel schließlich sprach.
»Abendlicht glänzt
Wie vergossenes Blut.
Neuer Tag, das Rad dreht sich.«
Der Botschafter verbeugte sich tief. »Wie ich sehe, war meine unwürdige Furcht, der Koordinator habe Sie mißverstanden, grundlos.« Als hätte er auf dieses Stichwort gewartet, holte der Adjutant ein kleines Päckchen aus seinem Kimono und gab es dem Botschafter. Inochi verbeugte sich und reichte dem Colonel das Päckchen.
»Dies hier enthält die offizielle Herausforderung und eine persönliche Botschaft des Koordinators. Ist es möglich, in Kürze die Einzelheiten auszuarbeiten?«
Colonel Wolf nahm das Päckchen, doch Stanford
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