BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
sich, daß jemand Spinards Fähigkeiten in Zweifel zu ziehen wagte, nachdem dieser Mann eine der besten Abschußraten in Blakes Wort aufweisen konnte. Außer sich, daß Masters es wagte, die Aufhebung einer gut durchdachten Strategie zu fordern. Außer sich, vermutete Masters, wegen eines Unruhestifters, den er nicht loswerden konnte.
Sie stritten sich volle vierzig Minuten am Telefon, bis Masters sich bereit erklärte, Spinards Diensttauglichkeit nicht weiter anzuzweifeln, solange Arien ihm erlaubte, die nächtlichen Vernichtungsjagden zu stoppen. Dann atmete Masters tief durch und verlangte eine Kompanie loyaler Gibsonier. Arian wollte wissen, wozu, um Himmels willen, er die brauchte, und Masters erklärte, daß er zum Kampf gegen die GFL in den Wald wollte.
Arian wollte wissen, was, zum Teufel, daran auszusetzen sei, die Wälder mit Mechs zu säubern. Masters erklärte, daß die Mechs vielleicht für die Waffen der Guerilleros unverwundbar waren, aber im Wald einfach keine so effektive Arbeit leisten konnten wie Fußtruppen. Die Mechs waren ohnehin langsam, und die Bäume bremsten sie noch mehr. Ohne Zweifel hörten die Guerilleros sie schon Minuten, bevor sie eintrafen, und konnten sich daher absetzen, lange bevor die Mechs eine echte Gefahr wurden. Arian stotterte etwas von überlegener Feuerkraft und der Überlegenheit der Technologie, und Masters ließ ihn reden. Als Arian zwischendurch nach Luft schnappte, warf er ein: »Aber das funktioniert nicht. Ich bin sicher, der Generalhauptmann wird mir recht geben.«
Schließlich gab Arian nach und versprach, die Truppen demnächst an den Vorposten zu überstellen. Kapitän Ibn Sa’ud, der das Gespräch verfolgt hatte, starrte Masters mit unverhülltem Entsetzen an. Als Masters aufgelegt hatte, fragte der Kapitän mit schriller Stimme: »Was machen Sie? Wozu brauchen Sie Loyalisten?«
»Um Krieg zu führen, Kapitän. Um Krieg zu führen. Die gegebenen Umstände verlangen eine korrekte Wahl der Mittel. Momentan verzetteln wir uns da draußen. Wir setzen unsere Truppen nicht wirksam ein. Sie sind nicht auf Streife, wo sie außer Sicht bleiben könnten. Sie stellen den Gegner nicht, weil wir sie in zu kleinen Einheiten losschicken, um eine Siegchance zu haben. Wir werfen Sie dem Gegner vor wie Köder. Es reicht.«
»Aber die BattleMechs sind unverwundbar.«
»Stimmt, aber sie leisten nichts. Ich bin erst eine Woche hier, und es ist bereits offensichtlich. Die BattleMechs können diesen Krieg nicht gewinnen. Wenn wir auftauchen, um die Überreste unserer Soldaten einzusammeln, lachen sich die Guerilleros wahrscheinlich krumm über unsere Metallriesen, die ihnen nichts anhaben können.«
»Sie… Sie sind ein MechKrieger. Wie können Sie so etwas sagen?«
»Gerade weil ich ein MechKrieger bin. Eben deshalb. BattleMechs sind keine Dei ex machina, die aus dem Himmel herabsteigen, um jedes militärische Problem zu lösen. Sie sind eine Lösung für bestimmte Probleme.«
»Dixa was?«
»Vergessen Sie’s. Wir bekommen Truppen, die wir korrekt ausbilden werden, und dann werden wir anfangen, die GFL zu demontieren.«
In dieser Nacht konnte Masters kaum einschlafen. Als es ihm gelang, träumte er von Männern und Frauen, in deren Eingeweiden Bomben versteckt waren. Aber es herrschte kein Krieg. Sie wanderten durch eine Stadt und erledigten ihre Geschäfte, wie in Omen, gutgekleidet und zielstrebig. Und keiner von ihnen wußte, daß er eine Bombe in seinem Innern trug. Aber Masters wußte es. Er allein. Er ging durch die Stadt, und die Menschen mieden ihn, weil er sie so seltsam anstarrte. Aber das tat er nur, weil er unter ihrer Haut die Drähte und Kabel sehen konnte. Er erkannte, daß sie alle kleine BattleMechs waren – getarnt in Kostümen aus Menschenhaut. Aber niemand steuerte die kleinen Mechs. Alle dachten: »Ich sehe aus wie ein Mensch, ich brauche keinen Piloten.« Und so wanderten sie herum und bemerkten nicht, daß sie überhitzten, weil sie keinen Piloten hatten.
Zwischendurch feuerte irgend jemand, der völlig normal wirkte, plötzlich aus allen Rohren und erschoß alle, die in seiner Nähe waren, ohne es zu beabsichtigen. Es war wie ein Rülpser. Er zerfetzte alle, die um ihn herumstanden. Die Menschen in der Nähe, die das Gemetzel sahen und überlebten, schüttelten den Kopf. Ab und zu schien es immer wieder zu geschehen. Die Menschen gingen durch die Straßen und rülpsten Laser und Raketen oder wurden von jemand, der überhitzte und durchdrehte,
Weitere Kostenlose Bücher