BattleTech 19: Stahlgladiatoren
so wild darauf, gegen die Clans zu kämpfen, daß ich bereit war, dafür meine eigenen Vorgesetzten zu anzugreifen. Sechs Monate später hatte ich Kämpfe erlebt, die für die meisten Menschen ein Leben lang gereicht hätten.«
Rose hob das leere Glas und wartete schweigend, während Carstairs nachschenkte. Monatelang hatte er vergebens versucht, das Sterben und die Kämpfe auf Tukayyid zu vergessen. Er hatte sich geweigert, mit irgend jemand darüber zu reden. Und jetzt erzählte er einem völligen Fremden praktisch seine Lebensgeschichte.
Rose seufzte schwer und rieb sich das Gesicht. War es der Alkohol, der ihn so redselig machte? Es hörte sich nach einer guten Entschuldigung an, aber Rose wußte, daß er die Trauer lange genug mit sich herumgetragen hatte. Unerwartet stieg eine der wenigen angenehmen Erinnerungen an seinen Vater in ihm hoch.
Eines Nachts waren die beiden auf dem Rückweg vom Mechwartungshangar gewesen. Rose war gerade zehn Jahre alt, aber er hatte es schon damals genossen, im Wartungshangar herumzutollen und ihn zu erforschen. In jener Nacht hatte sein Vater ihn zwischen den Servomotoren an einer der Hangarwände gefunden. Er war wegen irgendeiner Kindheitsenttäuschung zu Tode betrübt gewesen. Sein Vater hatte ihn einfach bei der Hand genommen und war mit ihm nach Hause gegangen, ohne ein Wort, bis sie an der Haustür angekommen waren. Dann hatte sich Cornelius Rose zu seinem Sohn umgedreht und gesagt: »Wenn etwas zu schmerzhaft ist, um es auszuhalten, erzähl jemand, daß es schmerzt. Wenn du das tust, gibst du den Schmerz weiter, und nur die Erinnerung an den Schmerz bleibt bei dir.« Ohne ein weiteres Wort hatte sein Vater die Tür aufgemacht und war ins Haus gegangen.
Vielleicht war Carstairs der ideale Zuhörer für diese Geschichte. Ein Fremder, den Rose nie wiedersehen würde. Sollte er mit den Toden leben. Menschliches Leid schien ihm nichts auszumachen. Eine Berührung an der Schulter riß Rose zurück in die Gegenwart. Carstairs stand über ihm. Rose nahm den Drink und erzählte weiter.
»Von dem Moment an, in dem die Clans landeten, rissen die Kampfhandlungen nicht mehr ab. Zunächst waren wir in den Dinjubergen stationiert. Ein wunderschönes Gebiet, das man sich nur schwer als Schlachtfeld vorstellen konnte. Wohin man blickte, das Panorama war bilderbuchmäßig. Die Schlacht begann am ersten Mai. Zuerst setzten die Nebelparder auf, und andere Elemente unserer Truppen nahmen sie fast augenblicklich unter Beschuß. Neben sechs Mechs umfaßte meine Einheit Panzer und Infanterieunterstützung, aber nach unserer Ankunft auf Tukayyid wurden die konventionellen Elemente als Teil der Planung von Präzentor Martialum Focht abkommandiert. Strategisch machte die Umgruppierung Sinn, aber taktisch schwächte sie uns. Wir waren gewohnt, als kombinierte Einheit zu kämpfen, und das machte uns zunächst Schwierigkeiten.
Sechs Stunden nach Beginn der Kämpfe brachen fünf Parder durch die anfänglichen Schlachtreihen, ein Trio dieser verflucht schnellen Ryoken, unterstützt von zwei Geiern. Wir waren sechs zu fünf in der Überzahl und in der besseren Position, aber sie schienen uns überhaupt nicht ernst zu nehmen. Zwei der Ryoken griffen meinen Shootist an und eröffneten schon aus extremer Entfernung das Feuer. Die Piloten waren ausgezeichnete Schützen, aber auch ihre schweren Laser schafften meine Panzerung nicht, bevor wir zurückschossen. Jenkins in seinem Schläger und Hopper in seiner Krabbe unterstützten mein Laserfeuer mit PPKs und schweren Lasern. Als mich der erste Ryoken erreichte, war seine Panzerung dünn wie Papier, aber sie hielt noch. Ich schickte ein volles Magazin Urangranaten in seine Torsomitte, während Jenkins und Hopper sich auf den zweiten Ryoken konzentrierten. Aus der Bresche, die ich geschlagen hatte, flogen die Funken, und dicker Rauch quoll hervor. Explosionen schüttelten den Mech durch, aber er stürmte weiter auf mich zu. Ich wollte gerade noch einmal feuern, als die Maschine vor meinen Augen auseinanderfiel. Es war beinahe, als hätten wir die Fäden durchtrennt, die sie zusammenhielten.
Ich brach durch die Trümmer, um Jenkins und Hopper zu Hilfe zu kommen. Als ich aus der Rauchwand trat, die vom Ende des Ryoken zeugte, sah ich, daß Hopper den größten Teil des Feindfeuers abbekommen hatte. Die Panzerung seiner Maschine war kreuz und quer von den Schmelzspuren der Clanlaser überzogen. Ich feuerte im Laufen und traf den Ryoken am Bein, konnte ihn
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