BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
zu gefährlich bist, um dich unbeaufsichtigt zu lassen. Deine Verbitterung hat dich skrupellos gemacht. Du hättest beinahe einen Krieg entfacht, der auf Hunderten von Welten unsägliche Verwüstungen hinterlassen hätte. Diese Möglichkeit wirst du niemals wieder bekommen.«
»Es gibt nur einen Weg, das sicherzustellen, Kai.« Tormano öffnete eine Schreibtischschublade und zog eine Pistole heraus.
»Du wirst mich nicht erschießen, Onkel.«
»Du hast völlig recht, das werde ich nicht.« Tormano legte die Waffe auf den Schreibtisch und drehte sie um, so daß der Griff in Kais Richtung wies. »Du führst jetzt das Freie Capella. Du bist geworden, was ich aus dir machen wollte. Was du getan hast, mich abzusetzen, mir meine Möglichkeiten zu nehmen, das war sehr gut. Du zeigst die Fähigkeiten, die du brauchen wirst, um Sun-Tzu zu vernichten. Aber wenn du einen vollständigen Sieg erringen willst, wenn deine Herrschaft absolut sein soll, darfst du dir keine Skrupel leisten. Nimm die Waffe und töte mich.«
»Nein.«
»Nein? Wenn du es nicht tust, Kai, wirst du mich nicht los.« Tormano deutete mit dem Daumen über die Schulter zum Fenster und hinaus auf Kithai. »Ich habe Anhänger, Kai. Ich habe Verbündete, von denen du nichts ahnst. Du wirst mich nicht auf dem Gut festhalten können. Ich werde entkommen, ich werde mir Mittel besorgen, Unterstützung, und du wirst mich nicht unter Kontrolle haben.«
»Ich werde dich nicht töten.«
Tormano lachte ihm ins Gesicht. »Das mußt du aber, Kai. Es ist der letzte Akt. Du mußt lernen, mit deinen Rivalen abzurechnen. Victor weiß, wie man es macht! Wenn du glaubst, jemand anderes hätte Ryan Steiner umbringen lassen, bist du ein Narr. Wenn du glaubst, er habe Peter nicht hierhergeschickt, damit er umkommt, bist du ein noch größerer Narr. Ich werde glücklich sterben, wenn ich weiß, daß du skrupellos genug bist, mich umzubringen. Denn das bedeutet, wenn die Zeit gekommen ist, wirst du auch deinen rattengesichtigen kleinen Vetter Sun-Tzu nicht verschonen. Du wirst tun, was du tun mußt.«
»Das habe ich bereits getan. Ich habe dich in einen goldenen Käfig gesteckt. Ich werde dich nicht töten.«
»Beim Blute Blakes, Kai! Ich habe dein Kind als Geisel genommen! Ich habe gedroht, es zu töten!« Tormano schob die Waffe auf seinen Neffen zu. »Tu es, bring mich um. Beweise dich.«
»Wem? Dir?« Kai schüttelte den Kopf. »Nein, Onkel. Ich brauche dir nichts zu beweisen, nicht hier, nicht jetzt. Du wirst noch lange genug – noch viele Jahre – auf deinem Landgut leben, in denen du dir überlegen kannst, ob ich das Zeug habe, dein Nachfolger zu werden. Ich muß nicht so wie du oder Victor werden, um das Richtige zu tun. Ich bin Kai Allard-Liao, und das reicht völlig aus.«
Das Sitzen auf den Fersen war für Peter Steiner-Davion reichlich unbequem, aber er ertrug die schmerzenden Knie, während ihm Omi Kurita eine Schale Tee eingoß. Er hatte geduscht, sich rasiert und einen schwarzgoldenen Overall angelegt, den er leihweise vom Zenotaphstall erhalten hatte. Jetzt fühlte er sich zum erstenmal, seit er die Zarevo verlassen hatte, wieder wie ein zivilisierter Mensch. Die Diskussion mit Kai auf dem Rückflug hatte ihn ruhiger werden lassen, aber sie hatte nicht genügt, seine Probleme vollends zu lösen.
Nach der Ankunft auf Solaris vor vier Stunden hatte Peter Omi um ein Gespräch in Kais Haus gebeten. Larry Acuff hatte ihn abgeholt. Der Diener hatte ihn in einen Nebenraum geführt, wo Omi schon mit dem Tee gewartet hatte.
Sie reichte ihm die Schale, und er nahm sie mit einer leichten Verbeugung entgegen. Die dampfende Flüssigkeit war heiß genug, das Porzellan unangenehm zu erhitzen, aber er setzte die Schale nicht ab. Buße hat viele Formen. Er wartete, bis sie sich ebenfalls Tee eingeschüttet hatte, dann trank er gemeinsam mit ihr. Erst als sie dies tat, setzte auch er die Schale auf dem Tischchen zwischen Ihnen ab.
»Danke, daß Sie mich empfangen, Lady Omi.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Herzog Peter. Ich freue mich sehr, Sie wieder im Vereinigten Commonwealth begrüßen zu können.« Sie lächelte ihn an, und er erkannte die Intelligenz in ihren blauen Augen. »Ihr Verlust hätte Ihren Bruder getroffen. Er hätte Ihr Ableben tief betrauert.«
Peter senkte den Blick auf das Lacktischchen und den in brillanten Farben ausgeführten Drachen, der sich über die Platte schlängelte. »Ich hätte beinahe eine große Zahl von Menschen umgebracht. Hätte ich eine
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