BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
dem Spott preisgegeben. Er hatte eine Sammlung von Erinnerungen zurückbehalten, die allesamt von Schrecken, körperlichem Schmerz und emotionalen Qualen durchsetzt waren. Es war schon verständlich, daß er sie nicht bei jeder Gelegenheit aufwühlen wollte.
Aber die Arbeit mit Leuten wie Larry, die Möglichkeit, sie kennenzulernen und ihnen neue Möglichkeiten zu bieten, hatte ihm geholfen, einen Teil der Erinnerungen von seinen Schwierigkeiten mit Deirdre zu lösen. Er konnte ohne Schwierigkeiten erzählen, was Larry miterlebt hatte, aber er war sich nicht sicher, ob das auch für diese Runde galt. In dem Augenblick, in dem ihm der Gedanke kam, daß er sie nicht ins Vertrauen ziehen wollte, verband er diesen Unwillen mit der Angst, noch einmal so verletzt zu werden, wie es ihm mit Deirdre geschehen war. Kai wußte, er hatte sie wahrscheinlich ebenso verletzt, aber das machte seine Schmerzen nicht geringer. Trotzdem, es bot ihm die Möglichkeit, sie beiseite zu schieben und anderen neues Vertrauen entgegenzubringen.
Es ist lächerlich anzunehmen, ich könnte diese Geschichte einem Mann wie Galen nicht anvertrauen. Ich bin bereit, mit ihm zu kämpfen, und will ihm nicht einmal von diesem Zwischenfall erzählen, der doch bestenfalls als unwichtige Anekdote rangiert. Er lehnte sich zurück. »Das ist keine Bescheidenheit, Nancy. Es ist nur ein Teil meines Wesens, der mich zu einem sehr zurückhaltenden Menschen macht. Aber hier sind wir unter Freunden, deshalb werde ich euch erzählen, worauf Larry anspielt. Natürlich hat seine Ankündigung das alles viel wichtiger erscheinen lassen, als es tatsächlich war.«
»Ihr hättet es aus meiner Perspektive sehen müssen.« Larrys Grinsen wurde merklich breiter. »Für ihn war es nichts, aber für mich war es unglaublich.«
Kai rutschte unangenehm berührt auf seinem Platz umher. »Das Ganze geschah während meiner Zeit auf Alyina. Ich konnte der Gefangennahme durch die Clans entgehen, und als ComStar sich entschloß, die Kontrolle über den Planeten an sich zu reißen, habe ich mit einigen Clansmännern zusammengearbeitet, um sie aufzuhalten.«
Larry beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Ich werde euch einen gewissen Hintergrund liefern. Ich war gefangengenommen worden und saß in einer Gefechtsbasis fest, die sie in ein Gefangenenlager verwandelt hatten. ComStar hatte die Verwaltung. Wir wurden ziemlich hart angepackt, und sie hatten Kopfgeldjäger ausgeschickt, um nach Leuten wie Kai zu suchen. Nachdem Kai ihnen einmal entkommen war, waren sie besonders wild auf ihn. Er hatte einen Toten nach TZ gebracht – unser Lager hatte den Namen Tango Zephyr – und die Belohnung für ihn kassiert. Damals waren ihm die Elementare auf den Pelz gerückt. Er hat einen von ihnen im unbewaffneten Zweikampf getötet, was die anderen Elementare nur noch wütender auf ihn machte.«
Kai unterbrach ihn. »Das ist doch wirklich nicht wichtig, Larry.«
Galen schauderte. »Ich habe Elementare aus der Nähe gesehen. Sie sind riesig, wahre Monster, auch ohne ihre Rüstungen.«
»He, die normalen sind Fliegendreck verglichen mit Taman Malthus. Er hatte einen Blutnamen, und er war hinter Kai her.« Larry sah Kai verlegen an. »Sorry, Boß, aber es ist die Wahrheit, und du weißt es auch.«
Kai seufzte. »Na, jedenfalls haben Malthus und ich ein Abkommen getroffen, das auch die Freilassung aller Kriegsgefangenen beinhaltete. Wir fuhren zusammen nach Tango Zephyr, um das Lager aufzulösen. Malthus erzählte den Männern, daß er gegen mich gekämpft hatte und kein Verlangen danach hatte, mich weiter zum Feind zu haben. Statt dessen zog er mich als Verbündeten vor.«
Katrina lachte. »Sie hatten recht, Larry. Die Geschichte muß man wirklich aus Ihrer Sicht kennen.« Sie blickte hinüber zu Kai und zog die linke Augenbraue hoch. »Davon hat mein Bruder mir nie etwas erzählt.«
Der Champion von Solaris verzog das Gesicht. »Weil er es nicht weiß. Er hat schon viel zuviel um die Ohren. Ich rede nicht gerne über meine Zeit auf Alyina, weil ich mich nicht als Held aufspielen will. Ich habe nichts getan, was Larry oder einer der anderen nicht auch gemacht hätte, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätten. Wenn ich ein echter Held wäre, hätte ich eine Möglichkeit gefunden, Leute aus Tango Zephyr rauszuholen.«
»Hast du doch, Boß.«
»Ich hätte es schon eher tun müssen.« Kai hob die Hände. »Aber das ist sowieso alles nebensächlich. Malthus hat erklärt, daß er gerne mein
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