BattleTech 25: Die Kriegerkaste
sorgfältig plaziert hatte. Sie trug ein konservativ geschnittenes schwarzes Kostüm über einer weißen Seidenbluse mit hohem Kragen. Der Rock reichte bis zur Wade, aber ihre Beine waren unter Kniestiefeln verborgen. Eine Perlenkette mit passenden Ohrringen war der einzige Schmuck, den sie angelegt hatte, und ihr Make-up war ebenfalls zurückhaltend.
Auf der Empore, der sich die Botschafter näherten, standen zwei Thronsessel. Katrina hatte auf dem vom Eingang aus rechten Platz genommen. Über ihr hing das Banner mit der Eisenfaust des alten Lyranischen Commonwealth. Da sie als Regentin über die lyranischen Distrikte des Vereinigten Commonwealth herrschte, war dies eine korrekte Wahl, aber natürlich würden ihre Besucher schnell bemerken, daß sie nun außer dem Namen ihrer Großmutter auch deren Thron besaß.
Noch bemerkenswerter mußte der Anblick der beiden Briefumschläge sein, die auf den Sitz des zweiten Throns lagen. Dies war der Thron, den ihr Bruder als Archon-Prinz des Vereinigten Commonwealth benutzte, als er auf Tharkad Hof gehalten hatte, aber für sie fungierte er als Ablage. Das mußte die Botschafter überraschen, und genau das war beabsichtigt.
Hinter den beiden Thronen ragten zwei Battle-Mechs auf, stählerne Wachen, neben denen sie ebenso unbedeutend wirkte wie die Botschafter in der riesigen Halle. Beide Maschinen waren vollständig schwarz lackierte Greifen. Damit war Katrina zu der traditionellen Leibwache der Lyranischen Archonten zurückgekehrt. Victor hatte bei seinen Auftritten BattleMechs anderer Typen und unterschiedlicher Bemalung eingesetzt, bei seiner letzten Audienz einen Kreuzritter im Rot und Schwarz der Kell Hounds und einen Marodeur in der schwarzgoldenen Bemalung der Ersten Kathil-Ulanen. Katrina hatte keinen Zweifel, daß auch diese Wahl auf Atreus nicht unbemerkt bleiben würde.
Die Botschafter hielten am Fuß der Empore an und verneigten sich vor Katrina. Sie erwiderte die Geste mit einem Kopfnicken, ohne sich zu erheben, und öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen. Als die Botschafter sich vorbeugten, um ihr zu lauschen, schloß Katrina den Mund, sah eine Sekunde zur Seite und gab vor, im Würgegriff der Gefühle kein Wort herauszubringen.
In der Gewißheit, ihre volle Aufmerksamkeit zu haben, sah sie wieder zu ihren Besuchern hinab. »Verzeihen Sie mir. Tod und Aufruhr der letzten Zeit haben ihre Spuren hinterlassen.«
Clark Tsu-Chan, der stämmige Botschafter der Konföderation Capella, senkte seine Halbglatze in einem langsamen Nicken. Die kleinere, strohblonde Botschafterin von Atreus, Luise Waskiewicz, zupfte an ihrer schwarzen Armbinde. »Hoheit, wir in der Liga Freier Welten verstehen den tragischen Verlust Ihrer Mutter heute um so besser. Vielleicht sollten wir uns an die Worte Jerome Blakes erinnern: >Der Tod soll keine Herrschaft haben, und die Liebe nicht vergehen.<«
»Ihre Worte spenden mir Trost, Botschafterin Waskiewicz.« Auch wenn sie nicht mehr als das verstümmelte Plagiat eines DylanThomas-Gedichtes sind. Ich frage mich, wie viele andere Perlen antiker Weisheit auf das Konto des armen Jerome Blake angerechnet worden sind, um ihn gottgleich erscheinen zu lassen? Katrina senkte den Blick, um es ihren Besuchern zu erschweren, ihre wahren Gefühle zu erkennen. So gut sie sich auch in der Gewalt hatte, man konnte nicht vorsichtig genug sein.
Als sie wieder aufsah, lief eine einzelne Träne ihre Wange hinab. »Der Verlust meiner Mutter hat mich tief getroffen, ebenso wie der meines Freundes Galen Cox und meines Cousins Ryan Steiner. Das Schicksal hat mir große Verantwortung übertragen. Ich fürchte, ohne die Notwendigkeit, mich um mein Volk zu kümmern, wäre ich vor Kummer wie gelähmt.«
Der capellanische Gesandte antwortete mit gedämpfter Stimme. »Trauer ist ein Heilungsprozeß, und als solcher braucht sie Zeit.«
»Und Ruhe.« Katrina hob den Kopf und schob die Schultern nach hinten. »Widmen wir uns den anstehenden Problemen. Vielleicht fragen Sie sich, warum ich eine gemeinsame Unterredung mit Ihnen beiden erbeten habe. Um jedem Mißverständnis vorzubeugen, lassen Sie mich gleich feststellen, daß es mir dabei darum ging, Mißtrauen bezüglich meiner Motive oder dem, was gesagt wurde, vorzubeugen.«
»Ihr seid höchst zuvorkommend, Hoheit.«
»Nicht mehr, als es Ihr Generalhauptmann in den Beileidsgrüßen war, Botschafterin, die er mir nach dem Tod meiner Mutter und auch nach dem Tod Galens zukommen ließ. Sie haben Glück, einen
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