BattleTech 25: Die Kriegerkaste
fast erwartete, ihr Nasenbein durch die Haut schneiden zu sehen. Sie stand auf und zupfte ihr gestärktes Uniformhemd zurecht. »Sie sind Noble Thayer, korrekt?«
Er nickte und setzte das Einkaufsnetz ab. Dann wanderte sein Blick von der Frau zu dem schweigenden Riesen zu seiner Rechten. »Ich bin Noble Thayer. Stimmt etwas nicht?«
»Gibt es einen Grund, daß etwas nicht stimmen könnte?« »Nein, Ma'am, keineswegs.« Noble versuchte ein Lächeln, in der Hoffnung, sie gnädiger zu stimmen. »Ich will keine Schwierigkeiten.« »Haben Sie irgend etwas getan, das Sie in Schwierigkeiten bringen könnte?«
Sein Lächeln zeigte nicht die geringste Wirkung, und er verzichtete darauf. »Nein, Ma'am. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
Die Beamtin zog einen Compblock aus einer Seitentasche ihrer Uniformhose. »Diese Wohnung gehörte vor Ihnen Doktor Deirdre Lear. Kennen Sie sie?«
»Nein, Ma'am.«
»Aber Sie sind ihr Untermieter.«
Noble sah ihren braunen Augen an, daß sie ihm nicht glaubte. »Ich habe sie nie kennengelernt. Ich bin erst auf Zürich eingetroffen, nachdem sie abgereist war. Der Hauswirt, Mr. Fox, hat mich als Untermieter über ihren Vertrag einziehen lassen, um die Wohnung nicht renovieren zu müssen oder so etwas. Außerdem wollte er sich unnötigen Papierkrieg ersparen.«
Weder der Leutnant noch ihr Begleiter schienen geneigt, ihn vom Haken zu lassen. »Sie haben ihren Besitz übernommen, korrekt?«
»Nein, die Wohnung war leer, als ich einzog.« Noble deutete auf den Futon und die übrige Einrichtung. »Ich bin kein großer Inneneinrichter, aber ich gebe mir Mühe. Ich habe Quittungen.«
»Ohne Zweifel, Bürger Thayer. Sie hatten Zugang zu Dr. Lears Besitz, bevor er von Zürich abtransportiert wurde, korrekt?«
»Nein, das heißt, ja, aber nur, weil ich mitgeholfen habe, ihn zum Raumhafen zu schaffen.«
Die Augen der Offizierin verengten sich, und Noble ahnte eine Falle. »Dann gehört also alles hier Ihnen? Nichts gehört Doktor Lear?«
»Nach meinem besten Wissen ja, alles hier gehört mir.«
»Dann können Sie vielleicht das hier erklären.« Der Leutnant führte ihn in das kleine Schlafzimmer, das er als Computerzimmer benutzte. Sie ging zur Mitte des Hartholzbodens, und ihr Begleiter stellte sich neben der Tür auf. Auf der Segeltuchpritsche, die er als Ablage für seine Computerhandbücher benutzte, sah Noble zwei Bündel Kronenscheine mit 5000-Kr-Bande-role, einen Gürtel mit Innentasche, aus der zwei goldene 10-Kr-Münzen gefallen waren, und einen M&G P30-Nadler mit vier Reserveblocks Kunststoffmunition. »Gehört das Ihnen?«
»Das ist ein Vermögen!« Noble starrte die Frau ungläubig an. »Wo haben Sie das gefunden?«
»Im Fußboden, unter einer losen Diele.«
»Ein Versteck?« Noble ließ sich auf die Knie fallen und tastete umher wie blind. Der Begleiter der Offizierin tippte mit der Fußspitze auf ein Bodenbrett. Noble schob die Fingernägel in den Spalt und zog es hoch. »Da brat mir einer einen Storch!«
Der Leutnant warf den Kopf in den Nacken und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie behaupten, davon nichts gewußt zu haben?«
Noble hob das lange Brett mit der Rechten hoch und starrte in das Loch. Er öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, dann stieß er die zur Faust geballte Linke zwischen die Beine des Sicherheitsbeamten neben sich. Eine Sekunde später rammte er, ohne aufzustehen, die Brettkante mit der Rückhand gegen das rechte Knie des Leutnants. Sie stürzte zu Boden.
Er schob die linke Hand unter seine Jacke und zog den schmalen Dolch hervor, den er auf dem Rücken am Gürtel getragen hatte. Die 15 cm lange geschwärzte Klinge glitt ebenso leicht aus der Scheide, wie sie wenig später knapp unter dem Brustbein in den Körper des zusammensackenden Riesen drang. Noble stieß schräg nach oben, dann drehte er das Handgelenk, um das Herz und beide Lungenflügel zu treffen.
Er drehte sich wieder zu der Frau um und schlug das Brett auf ihre rechte Hand, als er sie nach der Waffe greifen sah. Sie schrie auf, aber ein Schlag auf den Kopf mit dem Brett ließ sie nur noch wimmern. Ein weiterer Schlag zerschmetterte das andere Handgelenk. »Das Geld, die Waffen«, keuchte sie. »Sie sind ein Davion-Agent.«
»Kann sein.« Noble stand auf und nahm den Nadler von der Pritsche. »Aber wenn ich das zugeben würde, müßte ich Sie umbringen.« Er lud die Waffe. »Ach, zum Teufel, ich bringe Sie auch so um.«
Er feuerte zwei Schüsse auf sie ab und einen dritten auf ihren
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