BattleTech 25: Die Kriegerkaste
sie ist er ein Werkzeug, so wie ein Gesetz oder ein Vertrag. Sie machen sich nicht klar, daß jeder Krieg ein gewaltiges Blutvergießen bedeutet, in dem Menschen und Welten, Familien und Leben untergehen. Sie verstehen nur, daß der Krieg ihnen Welten liefern und Koalitionen gegen eine äußere Bedrohung festigen kann. Darin sehen unsere alten Feinde einen Wert, und darum haben sie diesen Krieg angezettelt.«
Victor unternahm keinen Versuch, die Wut und Empörung in seiner Stimme und seinem Blick zu unterdrücken, aber er gestattete sich ebensowenig, die Beherrschung zu verlieren. Er mußte seine Untertanen mit seiner Wut anstecken, ihnen aber auch zeigen, daß er die Situation im Griff hatte. Gleichzeitig durfte er sie nicht so sehr aufwühlen, daß ihre Gefühle ungehemmt losbrachen. Das hätte Faktionskämpfe im Vereinigten Commonwealth auslösen und zu weiteren Spaltungen führen können.
»Thomas Marik hat mich beschuldigt, einen anderen Knaben an die Stelle seines toten Sohnes gesetzt zu haben. Als Beweis dieser Tatsache hat er einen Agenten eine Blutprobe Joshuas stehlen und daran einen Test durchführen lassen, der ergab, daß Thomas und Joshua nicht Vater und Sohn sein können. Wäre ich das Ungeheuer, als das Thomas mich darstellt, würde ich das Ergebnis dieses Tests bestreiten und anderweitige Beweise dafür anfuhren, daß Thomas sich irrt oder hinters Licht geführt wurde. Aber ich bin kein Ungeheuer, auch wenn seine Beschuldigung der Wahrheit entspricht. Ich trete heute vor Sie, um Ihnen eine Erklärung dafür zu geben, warum Joshua durch ein Double ersetzt wurde. Als Joshua zur Behandlung hierher ins NAIW kam, brachten ihn die von den Ärzten seines Vaters verschriebenen Medikamente langsam um. Ich erinnere mich daran, wie ich ihm auf Outreach begegnet bin, als sich alle Fürsten der Großen Häuser dort versammelt hatten, um sich zu beraten und unsere Antwort auf die Clan-Invasion zu planen. Trotz seiner Krankheit war Joshua ein fröhlicher Junge und überraschend flink. Jeder, der ihn kennenlernte, mußte ihn einfach gern haben – und meines Wissens hat niemand ihn je bemitleidet, denn er war nicht die Art Kind, die zu einer solchen Reaktion einlud. Mein Vater, Hanse Davion, wußte, daß das NAIW Joshuas einzige Überlebenschance darstellte, und er war bereit, ihm eine Behandlung hier zu ermöglichen. Obwohl Thomas Marik an den Besprechungen über eine Abwehr der Clans auf Outreach teilnahm, zögerte er damals, etwas zur Verteidigung der Inneren Sphäre beizutragen. Obwohl der große Verteidigungsplan meines Vaters und Theodore Kuritas beinhaltete, der Liga Freier Welten die Frucht jahrelanger Forschungsarbeit zukommen zu lassen, so daß ihre Truppen in kürzester Zeit den unseren gleichwertig wurden, sperrte er sich. Und doch wußte Thomas, daß nur sein Reich, weil es von den Clans unberührt geblieben war, unseren Truppen die Ausrüstung liefern konnte, die notwendig war, um die Clans zu besiegen. Wie jeder Staatsmann sah er darin einen Vorteil, den er auszunutzen trachtete. Er verlangte Gebietskonzessionen. Er verlangte Materialkonzessionen. Er verlangte Finanzhilfen, alles noch bevor er uns gab, was wir brauchten. Das Vereinigte Commonwealth und das Draconis-Kombinat standen mit dem Rücken zur Wand. Sie brauchten dieses Material, und die Liga war der einzige Lieferant.«
Victor machte eine Pause. Er hatte auf einen dramatischen Höhepunkt hingearbeitet und wollte seinen Zuhörern Gelegenheit geben, zu verarbeiten, was sie gehört hatten. Nachdem er sicher war, daß seine Worte tief genug eingedrungen waren, sprach er mit gedämpfter Stimme weiter. »Mein Vater bot Thomas etwas an, das er ihm auf jeden Fall gegeben hätte: das Leben seines Sohnes. Hanse Davion bot an, Joshua im NAIW behandeln zu lassen, wo sich die besten Ärzte der Inneren Sphäre um seine Heilung bemühen würden. Wir alle wußten, daß Joshuas Überlebenschancen minimal waren – nicht höher als die einer regulären Einheit im Kampf gegen die Clans -, aber Thomas mußte seinem Sohn diese Chance bieten. Indem er dies tat, ermöglichte er zahllosen anderen zu leben, nach Hause zu ihren Lieben zurückzukehren, die Clans aufzuhalten, so daß wir noch ein Zuhause besitzen, in das wir zurückkehren können. Mein Vater wußte, daß Joshuas Leben am seidenen Faden hing. Er wußte, daß die Aussichten schlecht waren, und so suchte er nach einem Kind, das Joshua ähnlich sah, und bereitete es darauf vor, an dessen Stelle zu
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