BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Regalreihe manövrierte.
»Wir müssen herausfinden, was in diesen Tanks ist«, flüsterte Joanna Karlac zu.
»Wenn du meinst, Joanna.«
Karlacs lakonische Reaktion ärgerte Joanna, aber sie unterdrückte eine Antwort und führte ihre Gefährtin nur zum nächsten in Bodenhöhe lagernden Tank.
Auf einer Metallplatte an dessen Seitenwand standen Nummern, die denen auf den Papieren ähnelten, die sie eben durchgesehen hatte. Möglicherweise Registriernummern. An der Oberseite des zylinderförmigen Tanks befand sich ein kreisrundes Plexiglas-Sichtfenster.
Sie reckte sich über den Tank und schaute hinein.
Dann grunzte sie.
»Was ist?« fragte Karlac.
»Es schwimmt eine Leiche darin, in einer Art farbloser Lösung. Neun-Sechs-Sieben-Drei…«
Karlac begriff zunächst nicht, was Joanna mit den Ziffern wollte, und sah sie verständnislos an, aber dann fing sie sich und täuschte schnell vor, sie in den Compblock einzugeben, als zwei Techs vorbeikamen, ohne den Eindringlingen Beachtung zu schenken.
Joanna drehte sich um. »Na schön«, sagte sie. »Sehen wir uns an, was wir bisher wissen. Diese Tanks enthalten die Leichen von Kriegern, allem Anschein nach die Gefallenen unserer Schlachten. Sie sind in Konservierungsflüssigkeit gelagert, werden an Bord des schwarzen Landungsschiffes hierher befördert, registriert, numeriert und in diesen Regalen abgelegt. Aber zu welchem Zweck?«
»Könnten sie für gentechnische Zwecke aufbewahrt werden?«
»Vielleicht. Ich dachte zuerst, es könnte den Zweck haben, sie zurück zu den Heimatwelten zu schicken, um dort ihre Asche unter die Nährlösungen zu mischen. Aber seit wann konservieren wir dafür die Leichen? Soweit ich das Verfahren kenne, werden die dafür ausgewählten Körper nach allen erforderlichen Zeremonien in der Nähe des Schlachtfelds verbrannt und nur die Asche wird in einer Urne eingeschifft. Was sich von den Leichen sonst noch verwenden läßt – Organe für Transplantationen, Knochen für den Einbau in Prothesen, Blut für Wiederaufbaubehandlungen – wird gesammelt, und der Rest entsorgt. Hältst du es nicht auch für Verschwendung und dazu noch leichenschänderisch, ganze Körper zu konservieren?«
»Natürlich. Ich hätte Angst davor, in so einem Tank liegen zu müssen. Was ist, wenn sie noch bei Bewußtsein sind, auch tot?«
»Was? Was redest du da für einen Unsinn? Tot ist tot. Dann gibt es kein Bewußtsein mehr. Unsere einzige Zukunft liegt in Genfundus oder Nährlösung. Wie kommst du überhaupt darauf, dir ein Bewußtsein nach dem Tod vorzustellen?«
»Ich habe einmal was über ein Leben nach dem Tod gehört. Seit ich hierher geschickt worden bin, ist mein Kopf voll mit solchen Überlegungen. Vielleicht macht das die Untätigkeit.«
Joanna traute ihren Ohren nicht. »Und jetzt fängst du, eine Jadefalken-Kriegerin, an, dich vor dem Tod zu fürchten?«
»Wie könnte ich das? Als Solahma-Kriegerin ist die einzige Ehre, die mir bleibt, zu sterben, damit jüngere Krieger weiterleben können.«
»Ich sehe Furcht in deinen Augen, wenn du von StravagSchwachsinn wie Bewußtsein nach dem Tod redest.«
»Ich bin nicht mehr dieselbe, seit ich auf Dogg Station bin«, bestätigte Karlac traurig.
Joanna starrte sie einige Sekunden an. »Vielleicht sollten wir diese Diskussion auf ein anderes Datum verschieben. Wir sind hier, um etwas herauszufinden, frapos?«
»Pos, Joanna.«
»Komm mit.« In Techmanier und mit regelmäßigen Eintragungen auf ihrem Klemmbrett wanderte Joanna die Regale entlang und studierte die Zahlen auf den Metallplatten der Lagertanks. Bald erkannte sie ein Schema. Die Opfer bestimmter Schlachten lagerten beieinander, und anscheinend waren auch die Opfer einzelner Scharmützel innerhalb einer Schlacht zusammen gruppiert. Die Zahlen halfen den Techs, bestimmte Tanks zu lokalisieren.
Joanna betrachtete die Liste der Tukayyid-Codes. Sie rechnete kurz im Kopf nach, und kam zu dem Schluß, daß sie sich in einem anderen Gang befinden mußten, wahrscheinlich zwei Gänge weiter. Nachdem sie in aller Ruhe einen der unteren Tanks überprüft hatte, ging sie mit Karlac zurück.
Sie wollte gerade aus dem Gang ins Freie treten, als sie einen Blick in Richtung Eingang warf und Bailly kommen sah. Sie blieb abrupt stehen. Bailly war wieder als Tech gekleidet und täuschte weder in Haltung noch Bewegungen den alten Krieger vor. Er sah sich um, bemerkte aber dank der Techverkleidung weder Joanna noch Karlac.
Joanna beschleunigte ihre Schritte etwas, zog Karlac am
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