BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
lief, wie er es gehofft hatte, aus dem Zimmer, ohne dem Gürtel noch einen Blick zu schenken. Hawkes wußte, daß er sich beeilen mußte, aber er hatte Glück. An dem Gürtel fand er eine Codekarte, die ihm hoffentlich Zugang zur Kommzentrale und dem Sender verschaffen würde. Nun brauchte er sie nur noch so betrunken zu machen, daß sie das Bewußtsein verlor, bevor er es tat.
Als sie in einem Kimono aus echter Seide zurückkam, der wohl aus dem Draconis-Kombinat stammte, war er bereits wieder damit beschäftigt, zwei weitere Gläser Reiswein einzuschenken. Er reichte ihr eines und hob das andere. »Auf uns«, meinte er und sah zu, wie sie den Kopf in den Nacken legte und das Glas in einem Zug leerte. Keri Yansosha lächelte ihn vielversprechend an und streckte die Hand mit dem Glas zum Nachschenken aus, als sie plötzlich wegsackte und mit dem Kopf in seinem Schoß liegenblieb.
»Kapitän Trane, eine Nachricht von Duncan Kalma.«
»Lesen Sie vor, Lieutenant Blix.«
»Folgen. New St. Andrews. Peripherie. Abflug in zwölf Stunden. Keine Antwort.«
Rod Trane fühlte, wie ihn eine unerwartete Gelassenheit überkam. Etwas sagte ihm, daß es soweit war – sie hatten die Angreifer gefunden, und möglicherweise mit New St. Andrews sogar ihre Heimatbasis. Es war ein Augenblick intensiver Zufriedenheit. Der Skipper des Sprungschiffs, seine Brückencrew und die Besatzung stellten kein Problem dar. Sie waren eingesperrt, bis sie gebraucht wurden. Andre Morneau saß an der Ortungsstation, Jon Blix kümmerte sich um die Kommunikation, Ben-Ari hatte den Pilotensitz übernommen, Villiers und Auramow kümmerten sich um die Maschinen.
»Kapitän.«
»Ich habe Sie gehört. Setzen Sie sich mit der HPG-Station auf Kyeinnisan in Verbindung. Benutzen Sie den Code, den uns Präzentor Blane gegeben hat, und lassen Sie eine identische Nachricht an den Generalhauptmann schicken, mit Ausnahme des letzten Teils. Und geben Sie eine Nachricht an den Garnisonskommandeur auf Tiber auf. Er soll eine Sprungschiffstrecke nach New St. Andrews aufbauen, die bei unserer Ankunft einsatzbereit ist.«
»Aye, Sir.«
Trane fühlte sich mit jeder Minute besser. Seit Thomas Marik den ComStar-Dissidenten, die sich als Blakes Wort zusammengeschlossen hatten, Obdach gewährte, konnten sie praktisch alle interstellaren Kommunikationsanlagen in der Liga Freier Welten übernehmen. Ihre Loyalität Marik gegenüber grenzte an Fanatismus. Er war sicher, daß die Meldung den Generalhauptmann auf kürzestem Weg erreichen würde. Marik würde eine Ritterarmee nach New St. Andrews in Marsch setzen, und sie würden dort zu ihnen stoßen. Gemeinsam könnten sie diese Verbrecher zermalmen, die es gewagt hatten, sich als Ritter der Inneren Sphäre auszugeben.
»Lieutenant Villiers.«
»Ja, Kapitän.«
»Kalma und seine Leute werden zwei Tage brauchen, um einen der Standardsprungpunkte des Systems zu erreichen. Ich möchte vierundzwanzig Stunden nach ihrem Abflug nach Tiber aufbrechen. Wird dieses Schiff bis dahin sprungbereit sein?«
»Es ist ein altes Schiff, Kapitän, aber ich glaube schon.« Von allen Sprungschiffen, die sie in der Kommandostrecke nach Kyeinnisan befördert hatten, befand sich dieses wohl im schlechtesten Zustand. Allesamt waren es unabhängige Freihändler mit einem Vertrag zum Transport von Fracht für ›Jaggoda Enterprises‹ nach Kyeinnisan gewesen, aber Trane hatte vom Skipper erfahren, daß nur dieses eine Schiff unter Exklusivvertrag für diese Firma unterwegs war. Aus den Computerdateien des Kapitäns war auch hervorgegegangen, daß diese Jaggoda Enterprises als Teil des Vertrages Geld für Wartungsarbeiten zur Verfügung stellten. Nach dem Zustand des Schiffes zu schließen, hatte der Kapitän allerdings einige dieser Mittel in die eigene Tasche fließen lassen. Die normale Aufladezeit eines Sprungschiffs an einer Ladestation betrug achtzehn Stunden, aber dieses hier benötigte dringend eine Generalüberholung, um überhaupt aufgeladen werden zu können. Der Skipper hatte schon vor der Übernahme durch Trane und die Ritter drei Aufladeversuche erfolglos abbrechen müssen, weil der Antriebskern sich geweigert hatte, die transferierte Energie zu speichern. Aber Villiers schwor, er würde den alten Pott rechtzeitig absprungbereit bekommen.
»Morneau, irgendein Zeichen von einem anderen Sprungschiff in unserer Nähe?«
»Aye, Kapitän. Gerade ist eines angekommen.«
»Haben wir Funkkontakt?«
»Aye, Kapitän. Aber nur Datenverkehr. Ich habe
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