Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel

BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel

Titel: BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald G. Phillips
Vom Netzwerk:
Sterncaptain Dawns schlimmstes Versagen – sie war eine Bewahrerin in einem Clan, der mehr denn je zuvor der Philosophie der Kreuzritter folgte.
    Zuerst hatte sie auf Tukayyid versagt, wo sie alle Mitglieder ihres Binärsterns verloren hatte. Dann hatte sie um das Recht geboten, den Überfall auf Cumbres zu befehligen, und wieder versagt. Statt die Stellung zu halten wie eine wahre Kriegerin, hatte sie einen Rückzug befohlen. Und trotzdem waren fast alle Mitglieder ihrer Einheit gefallen. Wieder waren andere Krieger gefallen, während Sterncaptain Dawn überlebt hatte.
    Als Kommandeurin des Überfalls hätte sie ihr Leben geben müssen, um die anderen zu retten, frapos?
    Dawn starrte geradeaus. Ihre Blicke bohrten sich förmlich in die weiße Wand des Warteraums. So tief und fest war ihre Konzentration, daß die Wand und ihr Geist zu verschmelzen schienen. Leer, ruhig, rein. Es verbannte die Verwirrung und öffnete ihren Geist.
    Auch für Dinge, an die sie es vorgezogen hätte, nicht zu denken. Es überraschte sie nicht, daß der Clan sie für ihr Versagen zur Verantwortung zog. Aber die Schwere und Förmlichkeit des Verfahrens war ein Schock. Nicht nur ihr Kommandeur sollte über die Anklage
    der Unfähigkeit entscheiden, sondern alle Blutnamensträger des Clans Stahlviper. Seit Tagen trafen sie auf Jabuka ein, Hunderte, von nah und fern.
    In ruhiger, klarer Sicht der Dinge hatte Dawn keinen Zweifel daran, daß sie verurteilt werden würde. Die Stahlvipern planten, ein Exempel an ihr zu statuieren. Egal. Sie würde erhobenen Hauptes jedes Urteil akzeptieren. Sie war eine stolze Clansfrau, ein Produkt des Zuchtprogramms zur Erschaffung einer Rasse überlegener Krieger. Und vor allem war sie eine Kriegerin der Stahlvipern, denen es vor allen anderen Clans bestimmt war, die Vision Nicholas Kerenskys zu erfüllen.
    Dawn verstand sehr wohl, daß sie nicht für den Überfall auf Cumbres öffentlich gedemütigt werden sollte, sondern für ihre BewahrerAnsichten in einem Kreuzritter-Clan. Sterncolonel Brett Andrews insbesondere war einer der eifrigsten Kreuzritter und hatte gejubelt, als die Stahlvipern das Recht zur Teilnahme an der langerwarteten Invasion der Inneren Sphäre gewonnen hatten. In den stillen Wassern ihres Geistes erinnerte sich Dawn, wie sich ihre Überzeugung von der vorherrschenden Meinung ihres Clans fortentwickelt hatte.
    Wie alle Stahlvipernkrieger hatte auch Dawn eine Kadettenausbildung absolviert, die geistig ebenso hart gewesen war wie körperlich. Während die Kampfmeister ihre physischen Fähigkeiten gestählt hatten, hatten die Lehrenmeister ihren Kriegergeist mit den visionären Worten der großen Kerensky gestärkt. Aleksandr Kerensky, der General, der ihre Vorfahren aus der Inneren Sphäre in eine neue Heimat unter den Sternen geführt hatte. Und sein Sohn Nicholas Kerensky, der Gründer des Eugenikprogramms zur Züchtung einer Kriegerrasse, die eines Tages den Sternenbund neu erstehen lassen sollte.
    Einer diese Lehrenmeister war in seiner Interpretation der Bestimmung des Clans besonders strikt gewesen. Er hatte den Kadetten beigebracht, die Erinnerung als Richtschnur für ihr ganzes Leben auswendig zu lernen, und hatte häufig eine ihrer berühmtesten Passagen zitiert:
    Ohne eine reine Seele können wir nie erleuchten blinde Augen, können nur blenden uns selbst.
Sie war Teil einer Strophe, die zu einem Kreuzzug aufrief, um die Innere Sphäre ans Licht zu führen, ja, Teil der Strophe, der die Kreuzritterbewegung ihren Namen entlehnt hatte. Aber dieser Lehrenmeister hatte Dawns blinde Augen erleuchtet, indem er die Kadetten daran erinnert hatte, daß Aleksandr Kerensky die Aufgabe seiner Leute als den Schutz der Inneren Sphäre definiert hatte, nicht als ihre Eroberung. Ja, Kerensky hatte vorhergesagt, daß die Exilanten eines Tages zurückkehren würden, aber wenn dieser Tag kam, mußten sie sehenden Auges und reinen Herzens sein. Und so war aus Dawn eine Bewahrerin geworden.
Das hatte nichts daran geändert, daß sie eine Kriegerin war. Wie jedes Mitglied ihrer Kaste war sie für den Krieg gezüchtet. Wenn sie kämpfte, kannte sie weder Furcht noch den Gedanken an irgend etwas anderes als einen ehrenvollen Sieg. So war es das Wesen der Clans. Aber als sie mit ihrer zerschlagenen Einheit von Cumbres abgehoben hatte, waren ihre Truppen auf sie selbst und drei weitere Überlebende zusammengeschrumpft gewesen. Einer befand sich jetzt noch im Hospital. Die schlimmste Erniedrigung dabei war

Weitere Kostenlose Bücher