BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
Vielfraße«, meinte Tscherenkoff. »Wir wissen, daß sie schon einmal als der Minnesota-Stamm in der Inneren Sphäre aufgetaucht sind. Vielleicht ist noch ein Teil von Kerenskys Erbe aufgetaucht, um uns Schwierigkeiten zu machen.«
»Kaum anzunehmen, daß sie dann auf Galatea gekaufte und umgerüstete Mechs benutzen würden«, widersprach Duncan. »Und kein Vielfraß würde sich so nahe an die Clans heranwagen.«
Lange Zeit wurde es still im Raum, bis wieder Harrison Kalma das Schweigen brach. »Wir gehen ganz falsch an die Sache heran.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Tscherenkoff.
»Wir versuchen so verzweifelt herauszubekommen, wer hinter diesen Überfällen steckt, daß wir völlig übersehen, wie unwichtig das ist. In Wirklichkeit kommt es doch nur auf eines an: Wie stoppen wir die Überfälle? Wie decken wir die wahre Herkunft der Angreifer auf? Hier zu sitzen und Ratespiele darüber abzuhalten, wer hinter den Überfällen stecken könnte, ist etwa so effektiv, wie ziellos in eine Menge zu schießen, in der Hoffnung, daß der Schuß zufällig den Schuldigen trifft.«
»Denken Sie, das hätten wir nicht versucht, Harrison?« antwortete Wilson Tscherenkoff. »Ich habe diese Sache zur Alpha-Priorität für alle SEKURA-Agenten im Feld gemacht. Wir haben ein paar Hinweise bekommen, aber nichts Greifbares. Nicht einmal unsere Agenten auf Outreach und Solaris haben irgend etwas Greifbares herausgefunden. In der Hauptsache Gerüchte, und nichts, das auch nur entfernt einen Schluß darauf zuläßt, wer hinter diesen Angriffen steckt.«
»Und was für Gerüchte genau?« fragte Harrison Kalma. Der General wußte, daß Tscherenkoff nur höchst ungern Informationen preisgeben würde, die sein Rivale nicht in der Lage gewesen war, zu beschaffen, aber es war zu spät. Der SEKURA-Mann hatte vor dem Generalhauptmann eine Karte aufgedeckt. Jetzt mußte er auch den Rest der Hand auf den Tisch legen.
»Einer unserer Agenten auf Outreach hat Gerüchte über größere Rekrutierungsmaßnahmen auf Galatea gemeldet, weitab von den Vermittlungsgebäuden der Dragoner. Wir haben keine näheren Einzelheiten, nur daß es um einen Überfall auf eine Peripheriewelt namens Herotitus gegangen sein soll.«
Duncan kannte sowohl Galatea als auch Herotitus. Herotitus war ein Planet, dessen Bevölkerung sich voll und ganz dem Streben nach sinnlichen Genüssen verschrieben hatte, und von den Verwüstungen der Zeit und den Jahrhunderten des Krieges, die den übrigen von Menschen besiedelten Raum gegeißelt hatten, relativ unberührt geblieben war. Ein alter Spruch lautete: »Auf Herotitus ist alles machbar, und in der Regel wird es auch gemacht.« Er sah sich unter seinen Tischgenossen um und fragte sich, wie sie sich wohl in den Straßen und Gassen einer solchen Welt machen würden.
Entsprechendes galt für Galatea. Einstmals der Dreh- und Angelpunkt des Söldnergewerbes in der Inneren Sphäre, hatte sich das Schicksal dieser Welt drastisch gewandelt, seit die Söldnerkommission auf Outreach ihre Arbeit aufgenommen hatte. Heute fand nahezu die gesamte legale Söldnerwerbung auf Outreach statt, unter den wachsamen Augen der berühmten Söldner von Wolfs Dragonern. Galateas Wirtschaft war praktisch zusammengebrochen, und was noch an Recht und Ordnung existierte, war ein auf der Macht von Messern und Pistolen beruhendes Recht des Stärkeren. Die einzigen Söldner, die noch auf Galatea anzutreffen waren, waren verzweifelte Raufbolde, denen sich ein seriöser Auftraggeber nicht einmal auf Sichtweite nähern würde. Duncan war selbst ein-, zweimal dort gewesen, um Arbeit zu suchen.
»Haben Sie Agenten auf diese Welten geschickt?« fragte Thomas.
»Ich habe mehrere auf Herotitus stationiert, um festzustellen, ob es tatsächlich zu einem Überfall kommt, aber bisher ist alles ruhig. Wenn der Angriff kommt, werden wir ein Team nach Galatea schicken, um den Auftraggeber aufzuspüren. Aber das ist nur eine von Hunderten von Spuren, Sire.«
»Vielleicht könnten wir die Ritter entlang der Sprungrouten postieren, die eine Angreifereinheit nehmen könnte«, schlug Trane vor. »Inspektionen in unserer Raumregion könnten sie aufspüren, auch wenn wir sie so wahrscheinlich nur durch puren Zufall entdecken könnten.«
Duncan konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Bei allem Respekt, meine Herren, ich glaube kaum, daß Sie beide oder auch der ganze Rest der Streitkräfte der Freien Welten entdecken werden, wer hinter diesen Angriffen steckt.«
Tscherenkoff
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