BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
durch die Luft und verfehlte ihren Kopf nur um Zentimeter. Acht gegen einen war alles andere als ein fairer Kampf, besonders dann nicht, wenn der Eine eine Frau war. Aber danach zu urteilen, wie sie kämpfte, war sie keineswegs irgendeine Frau. Eindeutig eine MechKriegerin.
Bovos warf sich in das Getümmel, auf einen Mann, der gerade mit einer Eisenstange ausholte, um die Frau von hinten niederzuschlagen. Bovos riß ihm den Arm weiter nach hinten und schleuderte ihn zu Boden. Jetzt attackierte der Angreifer mit der Kette Bovos statt der Frau. Er wurde an den Beinen getroffen und zu Boden geworfen. Aber Bovos war schnell genug, die Kette zu fassen, als sie ihren Weg fortsetzte. Er riß sie aus den Händen des Angreifers.
Die Frau hatte inzwischen einem der anderen einen Stock entrissen und hieb ihn demjenigen, der Bovos angegriffen hatte, in den Nacken. Der Schlag zerschmetterte nicht nur den Stock, sondern auch das Genick des Mannes, dessen Leiche wie ein Sack auf Bovos' Beine fiel. Alles ging viel zu schnell, um einen klaren Gedanken fassen zu können, aber er war doch überrascht, daß sie ihre Gegner bewußt umbrachte. Jetzt schwang ein anderer der Männer eine Kette, erwischte die Frau am Kopf und riß ihr das Ohr auf.
»Moment!« rief Bovos, und schlug nach dem ihm am nächsten stehenden Mann.
»Neg!« zischte die Frau. »Das ist mein Kampf. Sie gehören mir!«
Duncan war entlang derselben Straße unterwegs zum Lulu's, als auch er die Straßenschlägerei bemerkte. »Was geht da vor?« fragte er einen Galaporter, der sich näherdrängte.
»Die Cavaliere haben sich eine echte ClanKriegerin geschnappt«, erwiderte der Mann.
Duncan bemerkte Hermann Bovos inmitten des Kampfgeschehens, und sein Puls begann zu rasen.
Verdammt! Ich brauche ihn!
Fast ohne nachzudenken bahnte sich Duncan ebenfalls einen Weg durch die Zuschauer zu Bovos, der am Boden lag und mit einem drahtigen, bärtigen Kerl rang. Eine Frau, deren Gesicht und Hals auf einer Seite blutüberströmt waren, kämpfte ebenfalls auf dem Pflaster liegend mit einem anderen Mann. Duncan sah sich um und bemerkte einen weiteren, der die Hände zwischen die Beine preßte und vor Schmerzen gekrümmt schien. Als er sich jedoch plötzlich aufrichtete, hielt er eine Laserpistole in der Hand. Sie war direkt auf die Frau gerichtet, die jetzt beide Hände um den Hals ihres Gegners gelegt hatte. Mit einem Hechtsprung warf sich Duncan auf den Schützen und schlug ihm die Hände in dem Augenblick weg, als er abdrückte.
Das Krachen des Schusses schien die Nacht zu erschüttern und schockte Zuschauer wie Kämpfer. Abrupt stoppte jede Bewegung, als sei die Zeit eingefroren. Der Mann, den Duncan angesprungen hatte, fiel bewußtlos zu Boden. Die Frau stand auf. Ihre Blicke zuckten von Bovos zu Duncan. Sie wirkte erschöpft, und wo sie Treffer abbekommen hatte, entwickelten sich bereits Blutergüsse.
»Das war…«, setzte sie jetzt mit zitternder Stimme an, »… mein Kampf.« Sie trat einen Schritt auf Bovos zu, dann sah sie sich wieder zu Duncan um.
Schließlich brach sie auf dem nassen, kalten Pflaster zusammen. Alles war blutüberströmt. Wer nicht tot war, stöhnte vor Schmerzen.
Duncan hatte keine Ahnung, wie diese Frau in eine derartige Schlägerei geraten war, aber sie konnte offensichtlich auf sich selbst aufpassen. Er beugte sich über sie, um nach ihr zu sehen, und konnte sich des Gedankens nicht erwehren, daß er möglicherweise gerade das letzte Mitglied von Kalmas Kompanie gefunden hatte.
Und wenn dem so ist, dann paß ich besser verdammt auf, sie nicht zu verärgern.
16
Galaport, Galatea
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
16. Mai 3057
»Duncan. Sie wacht auf«, meinte Bovos, als er ihre Lider zucken sah. Duncan stand hastig auf und trat ans Bett. Ein paar Minuten später öffnete die Frau die Augen. Sie starrte neugierig zu den beiden Männern hoch.
»Wo bin ich?«
»Wir haben Sie in unser Hotel gebracht«, erwiderte Duncan und wurde mit einer Miene völliger Ratlosigkeit belohnt. »Erinnern Sie sich nicht? Wir haben in Ihren Kampf mit den Cavalieren eingegriffen, die sich im Rudel auf Sie gestürzt hatten.«
Sie versuchte sich aufzusetzen, fiel aber unter Schmerzen zurück in die Kissen.
»Sie waren seit gestern abend ohnmächtig. Einer von Carmodys Cavalieren hat ihnen den Pistolengriff über den Schädel gezogen. Aber wir haben einen Arzt kommen lassen, und er sagt, Sie haben keine Gehirnerschütterung. Es kommt alles in Ordnung.«
»Wer seid ihr?«
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