BattleTech 33: Der schwarze Drache
Reise hatte das 17. endlich Luthien erreicht, und das Entladen seines Landungsschiffs auf dem Takashi-Kurita-GedächtnisRaumhafen unmittelbar vor den Toren von Imperial City ging zügig voran. Cassie und zwei andere Mitglieder der Caballeros standen herum und warteten auf den Chopper, der sie als eine Art Vorhut direkt nach Imperial City bringen würde. Bei ihr in dem hundert Meter breiten Rückstoßkrater neben der Landevorrichtung des Landungsschiffs standen Dolores Gallegos und Pater Roberto García, die interessiert zusahen, wie die ersten Mechs die Laderampe des Landungsschiffs der Overlord-Klasse herabkamen. Der füllige Jesuit war der neue Leitende Spionageoffizier des 17. und Red Gallegos’ Aufgabe war es, abschließende Transport- und Quartierabsprachen zu treffen. Cassie sollte natürlich vorab schon einmal das Gelände erkunden.
»Cassie san .«
Sie wirbelte herum, und ihre Hand griff instinktiv nach dem Heft ihres Kris, dem Bluttrinker, den sie heute offen am rechten Oberschenkel trug. Das öffentliche Tragen von Schußwaffen war im Kombinat den VSDK und den Freundlichen Beratern vorbehalten, ein euphemistischer Begriff für die Planetenpolizei Luthiens, aber Klingenwaffen brachten Status. Cassie war es nicht gewohnt, auf diese Weise angesprochen zu werden. Chandrasekhar Kurita sprach gewöhnlich Japanisch mit ihr, benutzte diese Form aber nicht. Und die Mauern der Landezone waren zwar umgeben von zehntausenden Bürgern des Reiches, die zweifellos hier versammelt waren, um die Gaijin -Söldner zu Propagandazwecken zu begrüßen, aber Cassie glaubte nicht, daß einer von ihnen sie kannte.
Die Person, die sie ansprach, war Kapitän Sharon Omizuki, Kommandeurin der brandneuen Luft/Raumlanze des 17. Die hochgewachsene Frau kam mit ausgreifenden Schritten ihrer langen Beine auf sie zu, die in figurbetonenden Hosen aus schwarzem Trichlorpolyester steckten. Eine steife, kühle Brise, wie sie oft in den ersten Frühlingstagen herrscht und die noch nach dem vom Landungsschiff erhitzten Asphalt roch, zerzauste ihr lockiges kastanienbraunes Haar. Sie war gegen den Wind durch eine dicke Pilotenjacke aus dem Leder irgendeines großen, verdrießlichen Landtiers von irgendeinem unbekannten Draco-Planeten geschützt. Ihr nicht sehr hübsches Gesicht wies einen untröstlichen Ausdruck auf.
»Vielleicht ist es ein bißchen spät, jetzt daran zu denken«, fuhr die Kampfpilotin auf japanisch fort, »aber ich mache mir Sorgen. Auch Sie sind eine Draco. Vielleicht können Sie mir helfen.«
»Ich bin im Draconis-Kombinat geboren«, sagte Cassie reserviert. Auch sie trug heute ihre Lederjacke und sah darin noch zwergenhafter aus als Omizuki. Über einer Schulter trug sie einen leichten Rucksack von der Art, die die Caballeros als Tasche für alle Fälle bezeichneten. »Aber ich wurde im Liao-Raum erzogen. Ich bin ebenso Capellanerin wie alles andere.«
Omizuki lachte, zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Dennoch werden Sie mich wohl besser verstehen als die meisten dieser verrückten Cowboys und Indianer, mit denen ich mich hier eingelassen habe.«
»Wahrscheinlich.«
»Ich mache mir Sorgen über, na ja, die Umstände meines Ausscheidens aus dem Dienst bei den VSDK«, sagte Omizuki.
Cassie nickte. Es war schon ziemlich formlos gewesen. Omizukis Shilone -Luft/Raumjäger war ihr beim Endkampf auf Towne unter dem Hintern weggeschossen worden. Sie war von einem lächerlichen Atmosphärenjäger mit Propellerantrieb abgeschossen worden, gesteuert von Tim Moon von den Towne Air Rangers, einer der örtlichen Milizgruppen. Omizuki war zwar die Chefin einer Einheit und ein Fliegeras, doch General Jeffrey Kusunoki hatte erklärt, jeder seiner Piloten, der auf so entehrenden Weise geschlagen wurde, solle seine Flugerlaubnis verlieren und zur Infanterie strafversetzt werden. Da sie die Schnauze sowieso vom frauenfeindlichen Gehabe des Mannes vollgehabt hatte, ergab sich Omizuki nur zu gerne dem ersten Caballero, dem sie über den Weg lief - trotz ihrer Ausbildung in der Kriegertradition der Dracos. Und das war zufällig Cowboy Payson. Sie hatte sofort ihr Offizierspatent abgelegt und gebeten, sich dem 17. Aufklärungsregiment anschließen zu dürfen.
Zu jenem Zeitpunkt hatte sie durchaus erwartet, zurückgeholt und an die Wand gestellt zu werden, sobald die Invasionsstreitmacht die impertinenten Rebellen von Towne und ihre außerweltlichen Verbündeten überwunden hatte. Sie war darauf vorbereitet, sich dem
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