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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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Grundstücken und den schmucklosen, blockartigen Gebäuden verliefen. Nur Federstreiche auf ihrem Bewußtsein. Aber sie hatte gelernt, der Gesamtheit ihres Wahrnehmungsapparats zu vertrauen, vom Guru und von ihrem Leben als Scout. Es konnte Hinweise geben - das Glitzern von Sternenlicht auf einer Linse irgendwo, das selbst für ihre weitreichende Randsicht zu schwach war, ein sich bewegender Schatten in einem entfernt liegenden Schatten -, die zu schwach oder zu flüchtig waren, als daß selbst ihr paranoides, geübtes Großhirn sie verarbeiten konnte, die aber nichtsdestoweniger auf eine Gefahr hinweisen mochten.
    Zweimal spürte sie solche Stiche, und so verschmolz sie zweimal mit dem Schatten, erstarrte, schaute horchte, witterte, spürte und bewegte sich dann vorsichtig weiter, ging über Zäune, Dächer, machte nicht mehr Lärm als eine der Straßenkatzen, die eine übellaunige Kanalratte verfolgten oder umgekehrt. Beide Male spürte sie nichts Deutliches; aber sie spürte, daß sie verfolgt wurde. Dann ging sie weiter und war noch immer gut in der Zeit. Sie plante solche Ablenkungen ein, wenn sie im Geist den Zeitplan für ihre nächtlichen Streifzüge festlegte.
    Buraku Pete war nicht nur unproduktiv, er war tatsächlich Eta, wie es sein trotziger Spitzname besagte. Dennoch war er nach den etwas schäbigen Maßstäben des Draconis-Kombinats durchaus wohlhabend. In der Tat vermutete Cassie, daß er selbst nach Steiner- oder Davionkategorien begütert war, trotz der Tatsache, daß er mit seinem ständig zugekniffenen Auge, seinem Hinken, seinem fettigen, völlig durchlöcherten Overall und dem schlohweißen Dreitagebart, der sich über seinen gesamten massiven Kiefer erstreckte, nichts anderem so sehr ähnelte wie einem etwas größeren, auf zwei Beinen gehenden Mitglied des lärmenden, aggressiven und erstaunlich vielfältigen Rudels von Hunden, von denen der Platz überquoll.
    Der Schlüssel lag im Wort Eta selbst. Wörtlich bedeutete es ›Dreck‹, und ein konservativer Japaner würde vielleicht behaupten - wenn man ihn dazu bekäme, überhaupt über dieses Thema zu sprechen -, das sei die übliche japanische Abkürzung für ›Drecksammler‹. Die kürzere Definition aber faßte zusammen, wie die Hochkultur die mit diesem Wort Bezeichneten sah. Es war diese letztere Definition, die die Rolle der Eta beschrieb: Im alten Japan durften gute Buddhisten keinen Kontakt mit menschlichen Leichen oder geschlachteten Tieren haben, und um ehrlich zu sein, waren gute Shintos darauf auch nicht gerade wild, also fielen der Kaste der Ausgestoßenen Berufe wie Totengräber, Fleischer und Müllmann zu. Keine ruhmreichen Berufe, aber sehr notwendige. Eta hatten also keine Rechte, die noch der niedrigste Bauer achten mußte, konnten aber tatsächlich wohlhabend werden. Sie lernten auch noch besser als die Bürger im allgemeinen, ihren Wohlstand zu verstecken, was Buraku Petes trotzige Schmuddeligkeit erklärte.
    Natürlich haftete den ›Leichen‹, mit denen es Buraku Pete zu tun hatte, keine rituelle Unreinheit an - den Chassis verschrotteter oder ausgemusterter Vehikel, Industriemaschinen, die selbst für Draco-Fabriken zu vergammelt oder zu altmodisch waren, metallene Kriegsopfer der Industriegesellschaft. Aber Traditionen sterben langsam, besonders in einem Staat, der einen so großen Teil seiner Ressourcen ihrer Aufrechterhaltung widmet. Eta betrieben Schrottplätze, und dabei blieb es.
    Genauer, der alte Pete war nicht von der Sorte, die sich ihrer Bürgerpflicht besonders intensiv bewußt war, alle hochstehenden Nägel, die ihm vielleicht auffielen, den Freundlichen Beratern zu melden. Er würde vielleicht, wenn der Anreiz stimmte, einer Gaijin den Code des großen und überaus modernen elektronischen Schlosses am Tor seines Schrottplatzes mitteilen. Er würde vielleicht sogar eine Fremde seiner Hundemeute vorstellen, damit die nicht bellte wie verrückt, vom Umreißen und Beißen der Fremden ganz zu schweigen, wenn sie auftauchte. Man mußte nur die richtige Gesprächsführung und ein entsprechend dickes Bündel C-Noten wählen, die trotz ComStars jüngster Probleme und des wachsenden wirtschaftlichen Wohlstands des Kombinats noch immer die härteste Währung in der Sphäre waren. Beides stand Cassie in ausreichendem Maße zur Verfügung.
    Sie öffnete und verschloß das Tor hinter sich, um die Gastfreundschaft ihres Gastgebers nicht zu mißbrauchen, indem sie unerwünschte Besucher durchschlüpfen ließ. Cassie

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