BattleTech 34: Der Vater der Dinge
schob er eine kleine Optidisk in einen Aufnahmeschlitz. Als er auf Laserkommunikation umschaltete, begann die Funkanlage, eine Welle sinnloser Daten auszustrahlen, alle mit Vier-Bit-Sicherheitsprotokoll. Oberst Stirling hatte die Musik persönlich ausgewählt, heulende Dudelsäcke, die >The Braes of Tullymett< spielten - einen Marsch, den Loren als besonders mitreißend empfand. Auf Breitband abgestrahlt diente er als Funkleuchtfeuer, das von jedem Empfänger, der bis zu dreißig Kilometer von seiner Position entfernt war, zu empfangen war.
Er spielte den Köder.
Die Sendung wurde in einer Endlosschleife an alle Mechs des Regiments abgestrahlt und von dort im Relaisverfahren zurückgesandt. Für die Parder mußte es wie ein Spinnennetz aus Funkleitungen erscheinen, in dessen Zentrum der breite Hohlweg lag, in dem Loren mit seinem 75 Tonnen schweren Lichtbringer wartete. Um ihn zu erreichen, mußten die Nebelparder in den Graben herabsteigen, dessen Wände den Lichtbringer vor Zielerfassung und Beschuß von der Oberfläche schützten. Und sobald sie das taten, würden die Kilsyth Guards die Falle zuschnappen lassen.
Loren hatte in seiner Laufbahn schon Dutzende von Hinterhalten gelegt, und jedesmal war es dasselbe. Eine bizarre Stille, der Rausch seiner Erregung, der sinnlichen Erfahrung, der Marmorblock seiner Geduld, der langsam und methodisch abgeschliffen wurde. Er hatte gelernt, daß Warten der Schlüssel zum Erfolg war. Früher oder später tauchte der Feind auf. Das Gelände, das sie kontrollierten, war ihr Vorteil. Er hatte diesen Ort sorgfältig ausgewählt, eine tiefe, aber lange, trockene Schlucht, die sich unweit des Ufers der Marionsee durch zahlreiche Windungen erstreckte. Hier konnte er sich mit einer knappen Kompanie seiner Mechs verstecken und abwarten, bis seine Beute in die Falle ging.
Einen Kilometer entfernt auf einer Bergkuppe war ein Zug Highlander-Infanterie in Stellung gegangen. Über einen Laserimpuls erhielt er die Mitteilung, daß die Guards die Parder gesichtet hatten: zwei Sterne leichte OmniMechs, die sich seiner Position näherten. Er schaltete auf Nahortung, konnte sie aber nicht entdecken. Nur eine Frage der Zeit...
Dann tauchte plötzlich auf dem Sekundärschirm auf, wonach er suchte. Die Pardermechs stürmten auf die Schlucht zu, in der er wartete, drangen in sie ein. Loren streckte die Hand aus un d schaltete das Locksignal ab. Noch hatte er keine Sichtlinie auf den Gegner, aber es konnte nur noch Sekunden dauern, bis sie in Schußweite waren. Es war Zeit, sie wissen zu lassen, daß sie in eine Falle gestolpert waren.
Beinahe augenblicklich brach jede Bewegung der Punkte auf dem Ortungsschirm ab. Vor seinem geistigen Auge stellte er sich vor, was in den feindlichen Kommandeuren vorging. Wahrscheinlich überprüften sie ihre Funkempfänger und fragten sich, wieso die Geräte so dicht an ihrem Ziel den Dienst eingestellt hatten. Auch sie verstanden jetzt die Komplexität der Jagd un d wuß ten, daß sich das Blatt gegen sie gewendet haben konnte. Jetzt mußten ihre Sensoren dasselbe Bild zeichnen wie seine Ortung und ein ganzes Bataillon BattleMechs zeigen, das von allen Seiten gegen sie vorrückte und sie in der Schlucht einkesselte. Es war möglich, aus ihrer Enge das Feuer zu eröffnen, aber wenig empfehlenswert. Und der Graben machte die Bewegung unter den günstigsten Umständen problematisch. Der Unterschied zwischen ihnen und allen anderen Gegnern, denen Loren jemals gegenübergestanden hatte, bestand in der Tatsache, daß sie Clanner waren. Selbst eine dreifache Übermacht würde ihnen keine Furcht einjagen.
Loren bewegte den Lichtbringer in einem langsamen, methodischen Trott den kurvenreichen Hohlweg hinab. Hinter der ersten Biegung sah er sie, in Zweierreihen aufgestellt: zehn blaßgraue OmniMechs. Er öffnete eine Breitbandverbindung, bevor sie ihn mit ihren Waffen erfassen konnten. »Hier spricht Major Loren Jaffray von Stirling's Fusiliers der Northwind Highlanders. Im Namen des Draconis-Kombinats fordere ich euch auf, euch zu ergeben. Ihr seid umzingelt und in der Unterzahl.« Seine Finger schwebten über allen drei Feuerknöpfen, während er das Fadenkreuz auf den vorderen Koshi zog. Die Clan-Tradition verbietet ihnen, sich kampflos zu ergeben, aber ich mußte es zumindest anbieten ...
Zunächst erhielt er keine Antwort. Wieder wußte Loren, was sie taten, was sie dachten. Eine erneute Überprüfung der Nahortung würde ihnen zeigen, wie viele BattleMechs sie in der
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