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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Nein, sie konnte unmöglich im selben Haus schlafen, aus demselben Grund, aus dem sie nicht eine längere Zeit in einem Krankenhaus hätte zubringen können. Die Nähe von Kranken weckte immer wieder dieselben alten irrationalen Ängste.
    Sie hatte die Krankenschwester getroffen, die PopPop angestellt hatte, Lorna Millington. Sie war streng und professionell, aber ganz sicher nicht ›die Reinkarnation von Attilas Kindermädchen‹ wie Jim Dooley sie genannt hatte. Sam und Lorna hatten sich unterhalten, während Pop-Pop schlief. Sie war Sams einzige vertrauenswürdige Auskunftsquelle, was den wirklichen Gesundheitszustand ihres Großvaters betraf. Pop-Pop konnte sie nicht fragen, und selbst wenn er ihr geantwortet hätte, wäre sie sich nie sicher gewesen, ob er die Wahrheit nicht ›beschönigt‹ hätte, um sie zu schonen. Sie hatte erfahren, daß die Krankheit ihn zerriß und der Krebs sich von seiner Leber durch das gesamte Lymphsystem bis ins Hirn ausgebreitet hatte. Seine Nieren waren von den Giftstoffen aus dem gefolterten Gewebe schon fast völlig verwüstet, und sein Herz wurde schwächer.
    Wie wird er sterben? Die Frage hatte Sam auf der Seele gebrannt, aber sie hatte sich nicht überwinden können, sie laut auszusprechen. Glücklicherweise hatte Lorna es ihr erspart. Wenn er Pech hatte, durch Ausfall der Nieren, hatte die Schwester erklärt, mit allen schrecklichen Konsequenzen. Aber wenn er Glück hatte - Glück! Was für eine schreckliche Verwendung dieses Wortes, dachte Samantha, und dabei sogar noch korrekt - brachte der Krebs in seinem Gehirn ihn vorher um, ›schaltete ihn ab‹, möglicherweise im Schlaf.
    »Warum ist er dann nicht in einem Krankenhaus, um Himmels willen?« hatte Samantha gefragt. Lorna hatte ihr keine Antwort gegeben, aber das war auch nicht nötig gewesen. Sam wußte die Antwort in dem Augenblick, in dem sie die Frage stellte: Weil PopPop nicht in einem antiseptischen, charakterlosen Krankenhauszimmer sterben will. Er will abtreten, wie er gelebt hat - zu seinen Bedingungen.
    Als sie zu Hause in Venice diesen letzten Besuch bei Pop-Pop plante, hatte Sam sich das große Haus bis auf sie, ihren Großvater und gesichtsloses medizinisches Personal leer vorgestellt. Aber sie hätte es von Anfang an besser wissen müssen: Jim Dooleys Freunde ließen ihn nicht einsam sterben. Sie kamen in einer Stafette zu Besuch - Dutzende, zig Dutzende, einzeln oder in kleinen Grüppchen. Nur wenige blieben lange da, es waren bloß kurze Besuche - eine Chance, ein letztes Mal Erinnerungen aufzufrischen, bevor die lange Nacht anbrach. Viele waren aus PopPops Generation, in den Sechzigern und Siebzigern - aber es kamen auch einige jüngere Besucher. Verehrer, dachte sie gelegentlich, Bittsteller fast. Pilger, Hadschis, auf Wallfahrt zu einem Schrein oder einer geheiligten Stätte. Sie waren wie der junge Ingenieur, Macintyre, erkannte sie. Jim Dooley war ihr Mentor; er hatte ihr Leben irgendwie berührt, und jetzt kamen sie aus dem ganzen Kontinent hierher, um ihm auf die einzige Weise zu danken, die sie kannten - mit ihrer Gegenwart, jetzt, da es zu Ende ging.
    Die Gesichter, die sie erkannte, boten jedesmal eine Überraschung. Es waren Gesichter, die sie in den Büchern über das Fliegen gesehen hatte, die sie als Kind verschlungen hatte, in Dokumentationen und Zeitschriftenartikeln. Größtenteils Piloten: Flugjokkeys mit Geschwindigkeits- und Höhenrekorden wie Sid Warner, den sie schon getroffen hatte, und auch neue Gesichter wie Jacqueline Cochran. Mitglieder der Testfliegerbruderschaft, die ganze Generationen von Experimentalflugzeugen auf Test- und Probeflügen ›ausgewrungen‹ hatten.
    Und dann waren da die Forscher. Bergsteiger, die Mordgipfel wie den K2 und den Kantschindschunga bezwungen hatten. Polarforscher wie Will Steger. Zuerst war Sam entgeistert. Was haben die mit PopPop gemein? Aber dann fand sie die Antwort. Ihre Gemeinsamkeit ist das Erforschen von Extremen, im Fliegen oder in der Landschaft. Sie sind alle bis an die Grenzen gegangen und haben sie ein Stück weiter vorgeschoben.
    Und am Morgen des vierten Tags traf ein Telegramm ein, das sie hoch zu Pop-Pop brachte.
Jim, lautete der Text, sorry, daß es dieses Jahr nichts wird. Die Sierra Nevada wird nie mehr wie früher sein. Die Unterschrift lautete ›Chuck Yeager‹.
Chuck Yeager? War das der ›gute Freund‹, der Pop-Pop zum erstenmal zu Fuß in die Berge geschleppt hatte?
Im allgemeinen hielt sich Sam zurück, wenn die

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