BattleTech 35: Höhenflug
ich hoffe, Du behandelst ihn gut, jetzt, da Du ihn zurückhast.«
Maggie strahlte. »Darauf trinke ich.«
Am nächsten Morgen schlief Sam aus und ließ sich Zeit mit dem Aufstehen. Trotzdem war sie schon auf den Beinen, bevor Maggie sich auch nur rührte. Zum Glück für ihren gepeinigten Schädel war der Tag trübe und bedeckt. Sie wanderte nach unten und machte auf dem Weg zur Kaffeemaschine einen Umweg durch das Wohnzimmer, um den Schaden der Nacht zu begutachten.
Maggies Lieblingsaschenbecher, das Wellenlager eines alten Flugzeugsternmotors, quoll über vor Kippen, und das Kratzen in Sams Hals erinnerte sie daran, wie viele sie davon selbst geraucht hatte. Auf dem Kaffeetisch standen zwei ›Abschüsse‹ - eine leere Jack-Daniel's-Flasche und eine Weinflasche, in der nur noch ein Fingerbreit Flüssigkeit war. Sam starrte sie trübsinnig an. Sour-Mash Bourbon und Weißwein. Kein Wunder, daß ich mich so beschissen fühle.
Nach dem Frühstück ging es ihr jedoch schon sehr viel besser. Kaffee und Cornflakes beruhigten ihren Magen, und die Kopfschmerzen gingen von einem bösartigen Hämmern bis auf ein sanftes Sticheln irgendwo in der Nähe der Stirnhöhlen zurück. Nach der dritten Tasse starken Kaffees räumte sie ein wenig auf und leerte vor allem den Aschenbecher. Die leeren Flaschen ließ sie allerdings auf dem Tisch stehen, als Erinnerung an die Aktivitäten der vergangenen Nacht - für Maggie, wenn sie sich erst wieder nach unten wagte.
Während sie vor sich hin arbeitete, nagte etwas an ihr, das unverwechselbare Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben, irgend etwas, das ihr im Wirbel des gestrigen Tages entgangen war. Aber was?
Auf der Suche nach einem Einfall, irgend etwas, das eine Assoziation wecken und die Erinnerung wachrütteln konnte, ließ sie den Blick durch die Küche schweifen. Als sie den Notizblock neben der Tür sah, fiel es ihr ein.
Pop-Pops Memoiren. Verdammt!
Sie zwang sich zu entspannen, einen Augenblick lang tief durchzuatmen. Kein Problem, dachte sie. Jim Dooley hatte ihr gesagt, daß die Memoiren wichtig waren - zu wichtig, um darauf zu warten, daß die Testamentsvollstrecker sie ihr auf dem üblichen Weg überließen. Aber er hatte ihr auch gesagt, sie solle warten, bis er tot sei, bevor sie darin las. Sie hatte sich doch nicht zu lange Zeit gelassen?
Was immer, dachte sie mit einem Schulterzucken. Es ist mir wieder eingefallen, und ich werde mich jetzt gleich darum kümmern. Sie kritzelte ihrer Freundin eine kurze Notiz auf den Block neben dem Telefon, schnappte sich den Mantel und ging nach draußen, wobei sie darauf achtete, die Tür leise hinter sich ins Schloß zu ziehen.
Der kalte Fahrtwind vertrieb die letzten Reste ihrer Kopfschmerzen, als sie Grendel nach Süden drehte und Gas gab. Als sie an Pop-Pops Auffahrt eintraf, fühlte sie sich wieder ganz wie ein Mensch.
Sie war sich nicht sicher, was genau sie am Haus erwarten würde. Seit sie erwachsen war, hatte sie nie mit dem Tod und seinen Folgen zu tun gehabt und hatte keine Ahnung, wie derlei Angelegenheiten üblicherweise geregelt wurden. Die Anwälte würden sicher Pop-Pops Testament lesen, wahrscheinlich innerhalb der nächsten ein, zwei Tage. Das dürfte einfach genug sein, und sie erwartete keine Probleme. Danach würden es die Vollstrecker übernehmen und dafür sorgen, daß die richtigen Leute die richtige Erbschaft erhielten. Aber was passiert bis dahin? fragte sie sich. Steht das Haus einfach leer?
Als sie um die letzte Kurve der Auffahrt kam und anhielt, sah sie die Antwort auf ihre Frage. Vor dem Haus parkte ein gelber Ford Bronco, auf dessen Tür ein Wappen prangte, das ihn als Eigentum von Curry Private Security auswies. Private Security? Ein privater Sicherheitsdienst? Aber als sie darüber nachdachte, erschien ihr das gar nicht mehr so erstaunlich. Pop-Pop hatte eine Menge kostbaren Besitz; zum Beispiel den Jensen, aber auch einige kleinere Teile, die viel leichter abzutransportieren waren, und ein leerstehendes Haus konnte eine zu große Versuchung für Einbrecher sein. Offensichtlich wollten die Anwälte oder Testamentsvollstrecker oder wer auch immer kein unnötiges Risiko eingehen.
Ein schlanker, blonder junger Mann in einer kurzärmeligen dunkelblauen Uniform kam ums Haus, als Sam aus dem Mustang stieg. Seine strenggeschnittene Uniform ließ ihn wie einen Cop aussehen, und die Ausrüstung an seinem Gürtel unterstrich diesen Eindruck: eine kleine Taschenlampe, Handschellen, ein Walkie-Talkie und
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