BattleTech 35: Höhenflug
Stereotyp eines Jagdpiloten formt? Oder kommen von vornherein nur die von schnellen Jets angezogenen Kandidaten durch die Ausbildung, die dem Archetyp entsprechen? Sie kicherte. Sind alle Angler Lügner, oder gehen nur Lügner angeln? Was kam zuerst...?
Chopstick und Cerberus lächelten ihr zu und winkten. Die anderen starrten sie nur mit unverhüllter Bewunderung an. Sam lächelte. Sie wußte, daß sie in ihrer weißen Bluse und den hellbraunen Slacks im Jeansschnitt gut aussah: groß, schlank und selbstbeherrscht. Genauso gefiel es ihr. Sie sah, wie einer der Piloten - ein kleiner, stämmiger Bursche mit sandblondem Haar - seinem Kumpel einen Rippenstoß versetzte und etwas zumurmelte, ohne die Augen von Dooley zu nehmen. Ich frage mich, was sie über mich reden, dachte sie. Sie wissen natürlich, daß Ben mich in den Simulator läßt. Wahrscheinlich denken sie, wir schlafen miteinander. Ben würde sicher niemandem erzählt haben, daß es so wäre - so gut kannte sie ihn schon - aber er würde wohl auch keine besonderen Anstrengungen unternommen haben, Spekulationen darüber ein Ende zu bereiten.
Sie kicherte. Sex hatte eindeutig ganz oben auf Ben Katts Liste gestanden, als sie sich kennengelernt hatten. Er war aggressiv und selbstsicher gewesen, aber weder aufdringlich noch arrogant - so, wie Männer sein können, die sich selbst genau kennen und mögen. Eine Menge Frauen wären seinem Charme erlegen. Sind es wahrscheinlich schon, dachte Sam trocken. Aber Sam Dooley hatte schon vor langer Zeit gelernt, wie sie mit brünstigen jungen Hirschen umgehen mußte, um ihren manchmal empfindlichen männlichen Stolz nicht zu verletzen. Sie hatte von Anfang an völlig klargemacht, daß sie Benjamin Katt mochte und seine Gesellschaft als Freund schätzte, aber mehr nicht. Zumindest nicht in der näheren Zukunft. Und wenn ich von meinen bisherigen Erfahrungen ausgehe, gab sie sich selbst gegenüber zu, ist der Tag, an dem ich zulasse, daß eine Freundschaft diese Grenze übertritt, der Anfang vom Ende.
Ben hatte ihre Bedingungen akzeptiert - ein weiterer Beweis, wenn sie den gebraucht hätte, daß seine Selbstsicherheit nicht nur Fassade war - auch wenn er bis heute nicht auf Zweideutigkeiten und Anspielungen verzichtete. Wahrscheinlich mehr, um den Erwartungen zu genügen, als aus irgendeinem Glauben, damit etwas erreichen zu können. Sie kamen gut miteinander aus, und daß sie einander beide etwas geben konnten, worauf der andere Wert legte, half auch noch.
Für Sam war dieses Etwas natürlich der Zugang zu der breiten Palette teurer Flugsimulatoren auf der Edwards Air Force Base. Offiziell waren diese mehrere Millionen Dollar teuren Maschinen für Zivilisten gesperrt - nicht aus Angst, sie könnten die Anlagen beschädigen, sondern mehr wegen der Gefahr, daß sich unter diesen ›Zivilisten‹ ausländische Spione befinden konnten, die mehr über die Möglichkeiten amerikanischer Kampfflugzeuge erfahren wollten, als dem Militär recht war. Wie üblich sah die Wirklichkeit auch hier völlig anders aus. So ziemlich jeder Pilot auf dem Stützpunkt schmuggelte ab und zu einen Freund oder eine Freundin zu einer Simulatorsitzung oder sogar für einen kurzen Flug in einem Zweisitzerjet ein. Die Offiziere drückten ein Auge zu, solange die Regelverstöße nicht zu offensichtlich wurden. Sam mußte laut auflachen, als sie sich an den Piloten erinnerte, der versucht hatte, ein junges Groupie im Cockpit seines Düsenjägers zu vernaschen. Er hatte behauptet, das sei so ziemlich das einzige gewesen, was er dort noch nicht getan hätte. Er hatte sich bei dem Versuch einen Wirbel ausgerenkt und über Funk eine Bodencrew rufen müssen, die ihn aus der Maschine hob. In dieser Hinsicht hatte Ben weniger Grund zur Sorge als viele andere Piloten - weil Sam eine erstklassige Fliegerin war. Falls ein Offizier unverhofft in eine ihrer Simulatorsitzungen platzte oder die Telemetriebänder überprüfte, bestand keine Gefahr, daß er irgendein Hefeteilchen kreuz und quer durch den simulierten Himmel wanken sah. Er würde jemanden sehen, der einen Instinkt dafür besaß, alles aus einer Maschine herauszuholen. Teufel, solange man nicht meine Stimme hört oder mich aus dem Simulator steigen sieht, gibt es kein Anzeichen dafür, daß ich nicht auch ein Jägerjockey mit beinahe soviel Flugstunden wie Ben bin.
Und dann war da die Gegenleistung. Für Ben bestand sie in Flugstunden an den Kontrollen eines Helikopters. Er war auf Jets ebenso
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