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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Sackgasse.

11
    Sam träumt. Sie weiß, daß es ein Traum ist. Sie weiß, daß sie in ihrem Bett in der Wohnung in Venice liegt. Aber dieses Wissen ändert nichts. Sie kann das Geschehen in ihrem Traum nicht beeinflussen. Sie kann sich nicht daraus lösen und in die Wirklichkeit zurückkehren.
    Sie ist wieder bei Generro Aerospace - irgendwie weiß sie das, obwohl sie keine vertrauten Orientierungspunkte sieht - und wandert, begleitet von Jacques Leclerc, durch endlose Büroflure. Leclerc redet mit ihr, während sie scheinbar ziellos die Gänge entlangschlendern. Sie hört seine Stimme klar und deutlich, aber irgendwie gelingt es ihrem Gehirn nicht, die Laute auf sinnvolle Weise zu interpretieren. Es ist, als hätte sie die Fähigkeit der Sprache verloren.
    Dasselbe gilt für die Namensschilder auf den Türen, an denen sie vorbeikommen, und die Hinweise an den Wänden. Sie erkennt einzelne Buchstaben und weiß, daß sie Worte formen, die sie kennen müßte, aber sie erscheinen ihr so sinnlos, daß sie ebensogut in Kyrillisch geschrieben sein könnten.
    Aus dem Augenwinkel bemerkt sie eine Bewegung: eine der zahllosen Bürotüren hat sich geöffnet. Sie blickt sich gerade noch rechtzeitig um und sieht jemanden ins Zimmer zurückweichen. Die Tür schließt sich wieder. Jemand, den sie kennt: Sid Warner? Er muß es gewesen sein. Sie ist sich sicher.
    Die Stimme neben ihr verändert sich. Plötzlich hört sie nicht mehr Leclercs schwachen europäischen Akzent, sondern eine leisere, unsichere Stimme. Einen Augenblick lang erinnert sie Sam an den jungen Ingenieur, den sie am ersten Tag in Pop-Pops Haus getroffen hat: Ernest Macintyre. Ihr Kopf fliegt herum, aber es ist immer noch Jacques Leclerc neben ihr. Noch bevor sie sich umgedreht hat, ist seine Stimme wieder wie gewöhnlich.
    Sie spürt ein unangenehmes Prickeln im Nacken - jemand starrt auf mein Grab, so hat ihre Mutter das Gefühl genannt. Instinktiv dreht sie sich um.
    Hinter ihnen erstreckt sich der Korridor unendlich weit in die Ferne, meilenweit, bis seine Wände in einem winzigen Punkt verschwinden. Jemand folgt ihnen. Mit einer seltsamen, unzweifelhaften Gewißheit weiß sie, daß dieser Jemand schon immer da war, auch wenn sie sich dessen eben erst bewußt geworden ist. Obwohl sie zu weit entfernt ist, um irgendwelche Einzelheiten zu erkennen, glaubt sie, die Person zu erkennen, die ihnen folgt. Die Art, wie sie geht, wie sie sich bewegt... Pop-Pop.
    Es ist ihr Großvater, der ihr schweigend folgt. Einen Augenblick lang erwägte sie, ihm entgegenzulaufen, aber da sind - in einem dieser jähen Wechsel, die nur im Traum möglich sind - Pop-Pop, Leclerc und der endlose Flur verschwunden. Sie sitzt an Grendels Steuer und fährt langsam durch das Haupttor der Generro-Anlage, hinaus auf den Highway. Wie in der Wirklichkeit kommt ein weißer Lastzug aus der anderen Richtung - von Osten. Aber diesmal ist er etwas früher da und donnert dicht an Grendel vorbei, als er zu Generro einschwenkt. Ihre Sprachfähigkeit ist noch nicht zurückgekehrt. Sie kann das Logo auf der Seite des weißen Lastzugs nicht entziffern. Aber irgendwie kommt ihr das rotblaue Symbol sehr bekannt vor.
    Sams Augen flogen auf, dann kniff sie die Lider hastig zusammen, um das grelle Morgenlicht auf der weißgetünchten Decke abzublocken. Mit einem leisen Fluch zog sie das Laken übers Gesicht, wälzte sich herum und vergrub das Gesicht im Kissen.
    Mann, dachte sie. Was für ein verrückter Traum. War das ein nächtliches Psychodrama oder was? Ein Psychiater würde sich die Finger nach dieser Symbologie ablecken. Wie so häufig bei Träumen hatte auch dieser Elemente ihres wirklichen Lebens vereinnahmt, Dinge, an die sie gedacht, über die sie sich Sorgen gemacht hatte, und sie in diese besondere Form verwandelt.
    Endlose Korridore? Das stand offensichtlich für das Rätsel, mit dessen Lösung sie beschäftigt war. (Und jetzt, da sie darüber nachdachte, galt sicher dasselbe für die Tatsache, daß sie Leclerc nicht hatte verstehen und die Schilder an den Wänden nicht hatte lesen können.) Leclerc und der Schauplatz Generro Aerospace? Daran war nichts Rätselhaftes: nur Wiederholungen des tatsächlichen Tagesablaufs. Das kurze Auftauchen Sid Warners? Das war nur eine Visualisierung ihres Verdachts, daß er eine zentrale Rolle in dem ganzen Puzzle spielte oder zumindest darin verwickelt war. Pop-Pop? Nun, er war eindeutig die Triebfeder des Ganzen, denn die Ereignisse rund um seinen Tod waren der

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