BattleTech 38: Exodus
Eroberer gesehen, sondern als die Bannerträger eines neuen Sternenbunds. Aber ich habe verloren, und damit ist die Sache erledigt.«
»Sie sagen zwar, es sei erledigt, aber in Ihrem Herzen wissen Sie, daß dem nicht so ist. Das verstehe ich. In der Inneren Sphäre würde man solche Greueltaten weder gestatten noch tolerieren.«
»Sieh dich vor, Judith. Das grenzt an Verrat«, erklärte Trent, gab ihr aber gleichzeitig mit einem traurigen Lächeln zu erkennen, daß er nicht böse auf sie war.
»Ich wurde auf Terra geboren und großgezogen«, sagte sie mit einem träumerischen Ausdruck in den Augen. »ComStar in der vierten Generation. Als ich aufwuchs, veranstaltete meine Familie an diesem Tag jeden Jahres eine Feier, um mir Glück für ein weiteres Lebensjahr zu wünschen. Und es war üblich, am Geburtstag Geschenke zu machen.«
Trent fühlte ein leichtes Schuldgefühl. »Ich kann dir nichts anbieten, Judith. Nichts, außer meinem Respekt.«
»Ich habe Sie studiert, Sterncaptain. Wir beide haben mehr gemein, als es den Anschein hat. Ich habe Sie mit Sterncommander Russou Schach spielen sehen. Es ist auch eines meiner Lieblingsspiele. Und wir haben beide eine Schwäche für Geschichte. Deshalb habe ich Sie hierher gebracht.«
Sie streckte die Hand aus und zog einige Ranken über einem Teil des steilen Abhangs zur Seite. Darunter schimmerte etwas metallisch. Trent stellte überrascht fest, daß es eine lukenähnliche Tür in der Seite des Hügels war. Sie wirkte alt, Jahrhunderte alt möglicherweise. Er trat vor und beugte sich hinunter, um sie sich näher anzusehen. In die Tür war ein Symbol eingraviert. Es war abgenutzt, aber immer noch zu erkennen, ein achtzackiger Stern, mit einem etwas verlängerten oberen Zacken und einem zweiten, der sich dolchartig nach rechts streckte. Der Cameron-Stern, das Symbol des ruhmreichen Sternenbunds.
»An diesem Geburtstag mache ich in Anerkennung Ihrer Bemühungen für Chinn Ihnen ein Geschenk, Sterncaptain.« Judith packte die Tür und zerrte sie auf. Die Scharniere knirschten protestierend, aber Judith war stark. Hinter der Luke erkannte Trent im tiefen Schatten eine Art Raum, eine große, beinahe gruftartige Kammer. Er trat langsam, ehrfürchtig durch die Öffnung, dicht gefolgt von Judith.
»Dieser Ort...«, setzte er an.
»Ist ein Brian-Kastell. Das Kastell, nach dem Sie vergeblich die Datenbanken abgesucht haben. Die Einheimischen erzählen sich Gerüchte darüber. Sie haben mir davon berichtet, weil sie mich nicht als echte Clannerin betrachten.«
Festungen wie diese hatten zur Glanzzeit des Sternenbunds über dessen gesamtes Territorium verstreut existiert. Versteckte Basen, von denen aus die Sternenbund-Verteidigungsstreitkräfte Aleksandr Kerenskys das lange vergangene goldene Zeitalter der Menschheit verteidigt hatten. Für die Clans, die in die Innere Sphäre gekommen waren, um den Sternenbund wieder aufzurichten, war alles, was in Verbindung mit jener Zeit stand, praktisch eine Reliquie.
»Das ist geheiligter Boden«, hauchte Trent, als er eintrat. Judith war ihm gefolgt und zog eine Lampe aus dem Rucksack, um den Raum zumindest schummrig zu erleuchten. Eine dicke Staubschicht bedeckte alles, aber in einer Ecke sah er einige offensichtlich uralte Vorratskisten, die schon vor Jahrhunderten dort aufgestapelt worden sein mußten. Ihr Holz war verfallen und brüchig. Die vom Zahn der Zeit angenagten gebleichten Wände wiesen noch immer blasse Spuren von Schriftzügen auf, die zu anderen Bereichen der Anlage verwiesen.
»Es ist unser Geheimnis, Sterncaptain«, stellte Judith fest.
»Geheimnis?«
»Pos, Sterncaptain. Ich biete Ihnen dieses Brian-Kastell als einen Ort an, an den wir uns zurückziehen können, um zu reden, nachzudenken. Und ich bitte Sie, den anderen nicht davon zu erzählen.«
»Dir muß doch klar sein, wieviel dies für mich bedeutet«, erwiderte Trent und breitete die Arme aus. »Die Wiederherstellung des Sternenbunds ist der eine und einzige Grund, aus dem wir unsere Heimatwelten verlassen haben und hierher in die Innere Sphäre gekommen sind.«
»Ich möchte nicht, daß dieser Ort von denen entweiht wird, die unserem Clan Schande machen.«
Ihre Stimme war leise, aber die Aussage schien klar. Fast hätte Trent sie zurechtgewiesen, aber er verstand ihre Gefühle. Die Gesichter Jez Howells und Paul Moons traten vor sein inneres Auge. Wie oft hatte er selbst gefühlt, daß ihr Verhalten, ihre Art zu Denken, ihre Manipulationen, ihre Hinterhältigkeit die
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