BattleTech 39: Heimatwelten
preßte er weiter.
Die Klinge kam mit einem blubbernden Zischen frei. Ein Lungentreffer. Das ist böse. Verzweiflung schlug in einer schwarzen Woge über ihm zusammen und drohte, ihn zu ertränken. Er wollte die Knie an die Brust ziehen, sich zu einem kleinen Ball zusammenrollen und warten, daß der Schmerz aufhörte.
Nein! Nur der Tod wird mich davon befreien, und ich kann hier und jetzt noch nicht sterben. Sie braucht mich noch. Victor rollte sich nach rechts und hebelte sich weit genug hoch, um die Knie unter den Körper zu ziehen. Er warf das Schwert des Attentäters beiseite und hob sein eigenes Katana vom Boden auf. Er schob sich vorwärts, zog die Knie unter sich mit. Dann legte er die Schwertschneide auf die Kehle des Attentäters.
»He. Blödmann. Scheißkerl.« Victor wünschte sich verzweifelt, genug Japanisch zu können, um richtig zu fluchen. »So leicht ist ein Davion nicht kleinzukriegen.«
Er wollte das Schwert heben und dem Mann mit einem Schlag den Kopf vom Rumpf trennen, aber er wußte, daß ihm dazu die Kraft fehlte. Er legte die linke Hand in der Nähe der Spitze auf den Rücken der Klinge und benutzte deren Gewicht dazu, ihm die Kehle durchzuschneiden. Mit dem ersten Hieb öffnete er die Halsschlagader. Das Blut des Killers spritzte über Victors Gesicht und Brust. Der zweite Hieb schnitt die gurgelnden Schreie des Mannes ab, der dritte beendete die Tortur. Der Mann starb in einer riesigen Blutlache.
Und gar nicht einmal so wenig davon ist meines. Victor stützte sich auf sein Schwert, um auf die Beine zu kommen, aber er rutschte in dem Blut aus und fiel vornüber auf sein Opfer. Er fing sich mit der linken Hand ab, brach aber unter kaum erträglichen Schmerzen zusammen, als der Arm wegknickte. Seine rechte Schulter schlug auf den Boden, aber diesmal schaffte er es, das Katana im Griff zu behalten.
Ich darf nicht schlappmachen. Omi ist immer noch in Gefahr. Er rutschte von der Leiche und kroch mühsam vorwärts. Er bewegte sich auf eine Wand zu. Steh auf, Victor. Du mußt dich bewegen.
Wieder richtete er sich mühsam auf und schaffte trotz der ungeheuren Schmerzen, die durch seinen Körper brandeten, ein schwaches Lächeln. Er stolperte ein, zwei Schritte weit. Jeder davon war von einem flachen, keuchenden Atemzug begleitet, dem ein nasses Husten folgte. Um ihn drehte sich alles, und er stützte sich mühsam an der Wand ab. Weiter.
Das Zischen aus seiner Brust und der brennende Schmerz seiner Lungen erinnerten ihn daran, wie schwer verwundet er war. Ich blute zu stark. Er preßte den Arm über die Wunde, aber er konnte blasiges Blut aus der Austrittswunde in seinem Rücken sikkern fühlen. Keine Zeit. Ich muß Omi retten. Keine Zeit. Weiter.
Noch ein Schritt, dann krachte er zu Boden. Er erinnerte sich nicht an den Sturz, aber er fühlte das Brennen, als sein Gesicht über die Eichenbretter rutschte. Im Glanz des Holzfußbodens sah er ein geisterhaftes Spiegelbild und versuchte, ihm zuzulächeln. Ich wollte schon immer eine schöne Leiche abgeben.
Die Dunkelheit nagte an den Rändern des Gesichtsfelds, doch er hörte etwas und zwang sich aufzublicken. In der verschwimmenden Distanz sah er eine Gestalt, eine Frau, die durch einen goldenen Tunnel aus Licht auf ihn zukam. Er erkannte den weißen Kimono, den sie trug, und die Kirschblüten, die ihn verzierten. Aber zuerst konnte er nicht verstehen, warum die Ärmel so anders aussahen. Er konnte deutlich sehen, daß sie vom Handgelenk zum Ellbogen tief dunkelrot waren, aber er verstand nicht warum.
Dann traf es ihn mit einer Gewißheit, die ihn wie ein körperlicher Schlag erschütterte. Er hat sie gezwungen, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Sie ist auch tot.
Er versuchte, sie anzulächeln. Hab keine Angst, Omi. Wir werden endlich vereint sein. Im Tod werden wir unsere Harmonie finden.
Er blickte zu ihr auf, suchte nach einem Zeichen des Verstehens und einem wissenden Lächeln, aber bevor er ihre Antwort erfahren konnte, schlug die Dunkelheit über ihm zusammen.
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Palast stiller Zuflucht, Imperial City, Luthien Präfektur Kagoshima, Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
5. Januar 3059
Der Abend hatte für Kai Allard-Liao mit einer ausgesprochen surrealen Note begonnen, und die Ereignisse eskalierten rapide über alles hinaus, was er sich jemals hätte erträumen lassen. Er und der Präzentor Martialum, der zwei Tage nach Kai und Victor eingetroffen war, waren eingeladen worden, eine traditionelle draconische Mahlzeit mit Theodore
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