BattleTech 39: Heimatwelten
schrecken nicht davor zurück, sie und Victor gegen mich zu benutzen. Als sie mich bat, den Abend hier allein mit Victor verbringen zu dürfen, ganz ähnlich der Zeit damals in der Schlacht um Luthien, entschied ich mich, ihr diesen Wunsch zu gewähren.«
Focht zog die Stirne kraus. »Es gab keine Wachen hier heute nacht?«
Theodore hob den Kopf. »Ich habe sie nicht ohne Schutz gelassen. Ich habe ihre Privatsphäre respektiert, aber die Umgegend wurde patrouilliert. Offenbar hat jemand die Wachen gekauft.«
Er hat Victor und Omi hier heute nacht allein gelassen? Kai stand auf. »Sie haben den Schutz Ihrer Tochter Victor anvertraut.«
Theodore nickte. »Ich bedauere, auf diese Weise erfahren zu müssen, daß mein Vertrauen gerechtfertigt war, insbesondere, da ich daran keinerlei Zweifel hegte.«
Kai und Focht tauschten wissende Blicke aus, dann drehten sie sich zu Theodore um, als der Polizeiinspektor sich ihm näherte. Der Mann flüsterte dem Koordinator etwas zu, und Theodore wurde bleich. Er nickte dem Beamten zu, der sofort in Richtung Haupteingang verschwand, wobei er den Uniformierten Befehle zurief.
Theodore winkte. »Kommen Sie, wir fahren ins Krankenhaus.«
Kalte Angst schnürte Kai die Kehle zu. »Victor?« »Hai.« Die Stimme des Koordinators sank auf ein Flüstern herab. »Es gibt... Komplikationen.«
Victor fand sich an einem Ort. Es machte ihm Angst, daß er nicht in der Lage war, seine Umgebung richtig zu erkennen. Er schien in einer kugelförmigen Sphäre klarer Luft zu schweben, die von einem weißen Nebel eingeschlossen war. Der Nebel leuchtete, gab aber keine Wärme ab. Über sich, weit entfernt, sah er eine helle Scheibe, ein Licht, das wie eine Sonne hinter Wolken aussah.
Er bemerkte, daß es äußerst still war und der Nebel sich nicht bewegte.
Er schaute an sich herab und sah eine ausgefranste kleine Wunde etwa drei Zentimeter unter der rechten Brustwarze. Im Grunde wirkte sie viel zu klein, um solche Schmerzen verursachen zu können. Er erinnerte sich. Das Schwert hatte beim Herausziehen größere Schmerzen verursacht als beim Zustoßen. Mehr noch als seine Nacktheit überraschte ihn das fehlende Zischen der aus seiner verletzten Lunge entweichenden Atemluft. Irgend etwas stimmt hier nicht.
»Das läßt sich so kaum sagen.«
Ohne sich in irgendeiner Weise bewußt zu bewegen, wirbelte Victor herum zu einem Mann in einer weißen Robe. Er kannte das Gesicht, nicht nur von Münzen und aus alten Holovids. »Sie sehen aus wie mein Vater.«
»Ich bin dein Vater.« Hanse Davion lächelte. »Hier im Jenseits verliert man etwas Grau aus dem Haar und etwas Speck von den Hüften - man erhält das Aussehen wieder, das man in den besten Jahren hatte.«
»Im Jenseits?«
Hanse runzelte leicht die Stirn. »Du bist tot, Sohn. Ich bin gekommen, um dich abzuholen.«
»Iie!« Eine zweite Stimme, grober und entschiedener, brach in die Sphäre ein. Ein zweiter Mann materialisierte, in einer vollkommen roten Samurairüstung. Der Mann war ein wenig kleiner als Victors Vater, besaß jedoch dieselbe fürstliche Haltung. Er neigte den Kopf in Victors Richtung. »Er wird mich begleiten.«
»Was redest du für einen Unsinn?« fragte Hanse den Störenfried. »Das ist mein Sohn, auf den ich stolz bin. Er gehört zu mir, Takashi. Nicht, daß es mich überrascht, daß du es auf ihn abgesehen hast. Du warst schon immer hinter allem her, was mir gehört.«
»Ha! Ich wollte deinen Besitz nur vor den Folgen deiner Unfähigkeit bewahren.« Omis Großvater setzte eine verschmitzte Miene auf. »Dein Sohn starb, um das Leben meiner Enkelin zu retten. Er hat wie ein Samurai für ihre Ehre gefochten, hat seinen Tod wie ein Samurai gefunden. Er soll den Rest der Ewigkeit unter Samurai verbringen.«
Hanses blaue Augen wurden zu Schlitzen. »Ich war bereit, die Umstände seines Todes zu ignorieren, zu dem es nie gekommen wäre, wäre dein Volk nicht so unterdrückt worden, daß Mordanschläge die einzige Form des Protests sind, die ihm geblieben ist.«
Victor sah dem Wortwechsel mit offenem Mund zu. Er weigerte sich zu glauben, daß er tot war. Er wußte, daß das, was ihm widerfuhr, eine sogenannte ›Todeserfahrung‹ war, aber er kannte auch Spekulationen unter Wissenschaftlern, die dergleichen als Halluzination abtaten. Das Licht in der Leere war eine Reflektion der versagenden Sinnesorgane, die ihm nur ein winziges Fenster in die Wirklichkeit ließen. Das findet alles in meinem Kopf statt.
Takashi sah ihn streng an. »Es geschieht
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