BattleTech 39: Heimatwelten
manches falsch gemacht habe, Thomas, auch nicht, daß Blut an meinen Händen klebt. Ich bin nicht stolz auf alles, was ich getan habe, aber ich übernehme die volle Verantwortung für alle meine Taten.« Victor verschränkte die Arme vor der Brust. »Worauf es ankommt, ist zu verhindern, daß mein Blut an den Händen eines anderen klebt. Das ist ein Trick, den Sie auch meistern sollten.«
»Warum wollen Sie es mir beibringen, Victor?«
»Weil ich der Ansicht bin, Ihnen trauen zu können. Das kann ich von Sun-Tzu sicher nicht behaupten.« Victor setzte ein grimmiges Lächeln auf. »Ich werde die Streitmacht, mit der wir den Krieg zu den Clans tragen werden, höchstwahrscheinlich begleiten. Wenn ich zurückkehre, möchte ich die Innere Sphäre noch wiedererkennen. Ich schätze, daß meine Chancen dafür sich bessern, wenn Sie überleben. Wenn Sie dagegen stürzen, nun, dann stellt sich die Frage, ob ich noch irgendeinen Grund haben werde, zurückzukehren.«
14
Siegfriedgletscherreservat,
außerhalb von Tharkad City, Tharkad
Distrikt Donegal, Protektorat Donegal,
Lyranische Allianz
13. Oktober 3058
Nackt bis auf ein dickes Frotteehandtuch um seine Hüften, legte Victor sich auf die oberste Holzbank der Sauna und schob ein zweites, zusammengerolltes Handtuch als Kissen unter seinen Kopf. Er schloß die Augen, ließ die Hitze in seine Poren dringen und katalogisierte die Schmerzen und Verspannungen seines Körpers. Chronologisch mag ich erst achtundzwanzig sein, aber ich möchte wetten, ich fühle mich älter, als es Alessandro je getan hat.
Die Schmerzen unterteilten sich in zwei Kategorien. Die scharfen Stiche kamen von Prellungen am ganzen Körper und zwei gezerrten Wadenmuskeln. Er hatte geglaubt, sich vor dem Fechtunterricht heute morgen bei Tancred Sandoval ausreichend gelokkert zu haben, aber seine Muskeln teilten ihm unüberhörbar mit, wie sehr er sich da geirrt hatte. Die Prellungen kennzeichneten die verschiedenen Stellen, an denen er gezwungen gewesen war, Punkte abzugeben. Ihre Menge hätte ihn ärgern müssen, aber sie wurde dadurch wettgemacht, daß die meisten auf das Konto Tancreds gingen. Auch Kai und Hohiro hatten ihn getroffen, aber nicht so oft wie er sie. Endlich ein Sport, in dem ich die beiden schlagen kann.
Die dumpfen, pochenden Schmerzen stammten von der Skipartie am Nachmittag. Knie, Schenkel, Hüften, Schultern, Rücken, alles tat ihm weh, und sehr viel mehr als er es von seinen Skiausflügen in der Kadettenzeit am Nagelring in Erinnerung hatte. Sicher, damals war ich noch jünger, aber soviel jünger doch auch nicht. Er war die Pisten mit demselben jugendlichen Enthusiasmus angegangen, nur hatten diesmal zugegebenermaßen die Pisten gewonnen.
Das Skifahren hatte ihm trotzdem Spaß gemacht, nicht aber der Spießrutenlauf durch die Reporter. Victor hatte sich geweigert, den Weg zur Abfahrt von den Sicherheitsbeamten freiräumen zu lassen, und sich wie alle anderen am Skilift angestellt. Das hatte den Journalisten reichlich Zeit gegeben, ihn von allen Seiten mit Fragen zu bombardieren. Und sein Schweigen hatte nur immer bösartigere Fragen provoziert, in der Hoffnung, eine Reaktion auszulösen.
In jüngeren Jahren hätte ich auch reagiert. Es hatte ihn seine gesamte Beherrschung gekostet, die Fragen zu ignorieren und sich weiter mit den anderen Skifahrern zu unterhalten. Ihm war klar, daß er keine echte Privatsphäre mehr haben konnte, aber das bedeutete nicht, daß jede seiner Bewegungen ein Spektakel werden mußte. Er hatte sich beherrscht, die Kontrolle behalten und seinen Frust am Hang ausgelebt.
Und selbst jetzt, bei der Entspannung, muß ich vorsichtig sein. Er haßte es, in der Sauna ein Handtuch tragen zu müssen, aber andererseits mußte er immer mit einem Holoreporter rechnen, der es irgendwie schaffte, sich einzuschleichen und ein Bild zu schießen, wie er sich nackt auf den Holzbrettern räkelte. Ich mag gar nicht daran denken, wie die Schlagzeile aussehen würde.
Victor atmete tief ein und sog die heiße Luft in die Lungen. Die Temperatur war inzwischen hoch genug. Der Prinz schwitzte. Er schmeckte das Salz auf den Lippen, und seine Augen brannten. Er drehte das Handtuch, so daß ein Ende zwischen den Knien lag, und tupfte sich mit dem anderen den Schweiß aus den Augen. Dann fuhr er sich damit über die Brust, um den Schweiß dort aufzusaugen, bevor er es sich umwarf, so daß es seinen Unterkörper bedeckte wie das Vorderteil eines Lendenschurzes.
Es hatte auch schöne
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