BattleTech 39: Heimatwelten
künstlich vonstatten ging existierte keinerlei Beziehung zwischen Paarung und Fortpflanzung. Fleischliche Lust war ein Geschenk zwischen Freunden, eine Form des Feierns und sogar eine Art Wettbewerb, bei dem es keinen Verlierer gab. Er wußte zwar, daß der Geschlechtsakt zwischen Mitgliedern der niederen Kasten mit Myriaden von Bedeutungen und Schattierungen beladen war, aber er selbst hatte darüber nie einen Gedanken verschwendet. Er lebte, wie es sich für einen Krieger gehörte. Das war alles, worauf es ankam.
Die Paarung mit Kameradinnen war eine Sache, aber Liebe spielte dabei keine Rolle. Liebe war etwas für die niederen Kasten - und die irregeleiteten Bewohner der Inneren Sphäre. Vlad war bekannt, daß diese das Wort benutzten, um eine breite Spanne von Neigungen abzudecken. Krieger andererseits legten Wert auf Freundschaft und Kameradschaft, aber die Ausschließlichkeit, die das Wort Liebe einzuschließen schien, hätte Eifersucht und Rivalität mit sich gebracht. Beide waren Gift für militärische Disziplin und Ordnung, und die waren für die Krieger der herrschenden Kaste besonders wichtig.
Vlad erinnerte sich, wie ihm einmal eine seiner früheren Koschwestern - eine junge Frau, die er seit frühester Kindheit gekannt hatte - gestanden hatte, sich verliebt zu haben. Die Erfahrung hatte sie furchtbar verwirrt, eine Verwirrung, die noch dadurch verschlimmert wurde, daß sie sich ausgerechnet in den Leibeigenen Phelan Kell verliebt gehabt hatte. Ranna war zu Vlad gekommen, weil sie Rat suchte, und ihr Verlangen nach Halt hatte dazu geführt, daß sie sich paarten.
Damals hatte er nicht verstanden, was sie durchmachte, oder warum sie ihn danach zu meiden begonnen hatte. Sie ist zu der Auffassung gekommen, Phelan mit mir betrogen zu haben. Diese Erkenntnis war Vlad schon gekommen, bevor er die Frau getroffen hatte, die sein Herz gestohlen hatte. Aber bis jetzt, bis er sich mit einer anderen Frau als der gepaart hatte, die er liebte, hatte er nicht wirklich verstehen können, was in Ranna vorgegangen war. Er hatte ihre Gefühle als geistige Verirrung abgetan. Jetzt wußte er, daß es mehr war.
Mit Katrina Steiner hatte er eine Frau gefunden, nach der er ein solches Verlangen fühlte, daß es schmerzte. Es war weit mehr als nur körperliche Anziehung und Lust, obwohl diese Komponente sicherlich eine Rolle spielte. Als er mit ihr geredet, Zeit mit ihr verbracht hatte, hatte er eine geistige Verwandtschaft gespürt, wie er sie vorher nur mit anderen Kriegern erlebt hatte. Eigentlich hätte er sie verachten müssen, weil sie in keinster Weise, Form oder Art eine Kriegerin war. Aber ihre innere Kraft leuchtete mit derselben Intensität wie bei ihm selbst. Es schien, als habe er einen Teil seiner selbst gefunden, von dem er vorher nicht geahnt hatte, daß er fehlte.
Der Stich der Angst in seinen Eingeweiden überraschte ihn. Der Schmerz des Betrugs besteht aus der Angst, denjenigen zu verlieren, den man betrogen hat. Er konnte das Gefühl rationalisieren, sezieren und analysieren, aber irgendwie half ihm das nicht, es zu neutralisieren oder auch nur abzuschwächen. Er hatte Angst Katrina wegen eines Zwischenfalls zu verlieren, der bei den Clans keinerlei Erwähnung wert war. Und doch würde sie ihn als Betrug ansehen, und deswegen habe ich Angst, sie betrogen zu haben. Höchst interessant.
Vlad blickte hinüber zur Badezimmertür. Das Geräusch fließenden Wassers in der Duschkabine verklang, die Glastür glitt mit einem metallischen Klikken auf. Er hörte das Rascheln eines vom Halter gezogenen Handtuchs, dann verlosch das Licht im Bad.
Die Frau, die in das Halbdunkel des Zimmers trat, nibbelte sich mit dem Handtuch die Haare trocken. Auf ihren langen Beinen und den festen Brüsten glitzerten Wassertropfen. Vlad konnte den Schatten ihrer Rippen und die Kraft ihrer Muskeln beobachten, als sie sich dem Bett näherte. Sein Körper erinnerte sich an die Bewegungen des Liebesspiels, und ein Lächeln verzog seine Lippen.
Marthe Pryde warf sich das Handtuch über die Schulter, strich sich mit der rechten Hand das schwarze Haar aus dem Gesicht und streckte sich neben ihm auf dem Bett aus. Sie seufzte zufrieden, dann legte sie das Kinn auf die Arme und sah zu ihm hoch. »Als du mich eingeladen hast, unsere Lage zu besprechen, hast du diese Entwicklung nicht erwartet, franeg?«
»Neg. Ich habe keinen Grund, mich zu beschweren, aber es kam unerwartet.«
Marthe schmunzelte verschlagen. »Gut. Du solltest nicht
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