BattleTech 41: Freigeburt
kämpfen zu müssen.
Während sie auf Ravill Prydes Erklärung für den Befehl wartete, augenblicklich in seinem Büro zu erscheinen, saß sie schweigend auf ihrem Stuhl und betrachtete durch das Fenster den Sonnenuntergang. Er wirkte über irgend etwas verärgert, aber sie hatte keine Ahnung, was das war. Als er schließlich etwas sagte, waren sein Tonfall scharf und seine Worte knapp.
»Ich habe dich hierher befohlen, um dir mitzuteilen, daß ich dich für einen Blutnamen vorschlagen werde, MechKriegerin Diana. Aber ich unterstütze diese Aktion nicht und werde es auch niemals tun.«
»Du wirst mich vorschlagen, Sterncolonel?« Diana hielt ihre Stimme sorgsam neutral, auch wenn es sie Mühe kostete, ihr Erstaunen und ihre Freude zu unterdrücken. Sie kannte Ravill Prydes aufbrausendes Temperament zu gut aus der Zeit, als sie ihm als Coregn assistiert hatte. Sie war sicher, daß seine zahlreichen Eigenheiten sich aus seiner bizarren genetischen Herkunft erklärten, über die bei der Falkengarde, die er befehligte, nur sie und Joanna Bescheid wußten. Das ohne Zweifel fehlgeleitete Experiment hatte Genmaterial der Jadefalken und Wölfe kombiniert, um Krieger wie Ravill Pryde und einige andere der neuen Zucht zu erschaffen. Die Wolf/Jadefalkenkombination hatte einen tapferen Krieger (die Jadefalken-Komponente) mit einem Talent zum Verrat erschaffen (die Wolf-Komponente).
Nichts würde sich ihr jetzt noch in den Weg stellen können, schwor sich Diana in Gedanken, nicht einmal Ravill Pryde. Ihre Hände arbeiteten, ballten und entspannten sich, als befände sie sich schon im Training für die Blutrechtskämpfe.
Ravill Pryde schien es nicht zu bemerken, als er unbehaglich auf seinem Sessel herumrutschte, was ihn körperlich noch kleiner wirken ließ. Er war bereits einer der kleinwüchsigsten Krieger seines Rangs. »In den letzten Tagen haben sich viele Krieger ein Anrecht erworben, und viele Blutnamen stehen zur Verfügung. Ich wurde soeben von Marthe Pryde informiert, daß du zur Teilnahme nach Ironhold zurückkehren darfst.«
Diana war überrascht. »Die Khanin persönlich.« »Ja. Ich weiß nicht warum, und ich sage es noch einmal: Ich bin dagegen. Aber diesmal ist es der Wille der Khanin, und ich kann mich nicht widersetzen. Ich verspreche dir: Du wirst keine zweite Chance bekommen.«
Diana reckte sich noch höher als zuvor. Sie war nicht aus einem Kanister gezogen worden, das machte aber ihre Gene um nichts weniger wahrgeboren. »Ist der Blutname erst erworben, kann ihn mir niemand wieder nehmen, frapos?«
»In der Regel nicht«, antwortete Ravill Pryde und starrte sie wütend an. »Aber ich weiß von Fällen, in denen es die einzige angemessene Strafe für die Verbrechen eines Kriegers war.« Dann zuckte er die Achseln, als langweile ihn das Thema. »MechKriegerin Diana, du wirst von diesem Augenblick an von deinen Pflichten in der Falkengarde befreit. Bereite dich auf die Rückkehr nach Ironhold vor. Ich werde dafür sorgen, daß du bei der ersten sich bietenden Gelegenheit einen Platz an Bord eines Landungsschiffes auf dem Weg zu den Heimatwelten erhältst. Sterncommander Joanna wird dich als Trainerin begleiten.«
Diese Nachricht überraschte Diana noch mehr als die Mitteilung, daß die Khanin ihrem Antrag stattgegeben hatte. Joanna hatte ihren Vater, Aidan Pryde, zum Krieger ausgebildet und auf seinen Sieg im Blutrecht vorbereitet. Es stimmte alles. Sie würde eine Pryde werden, so wie Aidan. Wer konnte daran zweifeln?
»Danke, Sterncolonel.«
»Bedanke dich nicht bei mir«, erwiderte Ravill Pryde. »Ich habe nichts getan.« Er versuchte nicht, seine Verärgerung zu verbergen, und schickte sie eilig weg.
Nachdem Diana fort war, verzog ein verschlagenes Grinsen Ravill Prydes kalte Lippen. Sollte sie ruhig nach Ironhold fliegen. Sie würde das Blutrecht nie gewinnen. Ihr Anspruch, als Nachkomme zweier wahrgeborener Krieger in eine besondere Kategorie zu fallen, konnte ihn nicht überzeugen. Soweit es ihn betraf, würde sie immer eine Freigeborene bleiben. Ihr Vater mochte tatsächlich Aidan Pryde gewesen sein, aber seine Gene qualifizierten sie nicht wirklich als Wahrgeborene, nicht angesichts der ekelerregenden Art ihrer Zeugung.
Ravill Pryde, der zutiefst an das System der Vergabe von Blutnamen glaubte, wußte bestimmt, daß Diana keinen verdiente. Aber laß sie fliegen, dachte er. Mir ist es ganz recht, eine Weile Ruhe von ihr zu haben. Zumindest würde er sich jetzt nicht mehr ständig ihre Forderungen
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