BattleTech 43: Der Kriegerprinz
sich selbst zu finden und gab ihm wieder die Fähigkeit zu fühlen. Sie verankerte ihn in einer Wirklichkeit, die angenehm und erfreulich war und damit das vollkommene Gegenteil des Krieges. Er hatte die letzten zweieinhalb Jahre im Krieg verbracht, in konstanter Kampfbereitschaft, und Omis sanfte Prä- senz, ihr süßer Geruch, ihr nächtliches Flüstern, holten ihn in eine Welt zurück, die sich nicht um Tod und Ver- nichtung drehte.
Sie widmete sich seinen Bedürfnissen mit solcher Hingabe, daß sie in allen Lebenslagen vorausahnte, was er brauchte. Bis er sich für eine Rede fertigmachte, hatte er keine einzige seiner Uniformen gesehen. Seine Mahlzeiten deckten das gesamte Spektrum von alltäg- licher, einfacher VerCom-Kost bis zu exotischen Spei- sen ab, die ihm hervorragend mundeten, wenn er abenteuerlich gestimmt war. Omi war nirgends zu sehen, wenn er allein sein wollte, und zur Stelle, wenn er die Einsamkeit nicht länger ertragen konnte.
Er hatte keinen Zweifel daran, daß sie wirklich und wahrhaftig seine bessere Hälfte war, die Hälfte, nach der er sein ganzes Leben gesucht hatte und ohne die er sterben würde. Den letzten Beweis, soweit er noch einen benötigt hatte, erhielt er eines Nachmittags bei der Arbeit in ihrem Garten, als er sich an einer Rose stach. Omi, die ein paar Schritte entfernt saß und las, sah sofort auf, obwohl er keinen Laut von sich gege- ben, die Hand nicht zurückgezogen und auch sonst keinerlei Anzeichen einer Verletzung gezeigt hatte. Sie kam auf leisen Sohlen herüber, zog ein Taschentuch hervor, um die Wunde zu verbinden, und küßte seinen Finger, um den Schmerz zu vertreiben.
Am nächsten Morgen lag eine komplette Gärtner- montur für ihn bereit, als er aufwachte, ein Paar Hand- schuhe eingeschlossen.
Im Verlauf der Tage wurde Victors Verstand schärfer, und er erkannte die Notwendigkeit für diese Anspra- che. Jetzt, als er zum Rednerpult trat und das Mikrofon justierte, zogen die verschiedenen Versionen der Rede durch seine Gedanken. Es gab keine offensichtlich an- gemessene Art auszudrücken, was er zu sagen hatte. Manche Formulierungen klangen aufgeblasen, andere zuckrig. Er wollte den Kriegern, die unter ihm dienten, mitteilen, was er fühlte, und zwar ohne irgendwelche versteckten Botschaften. Die Lage ist zu angespannt, um Mißverständnisse zuzulassen.
»Ich grüße Sie alle, hier im Saal und draußen auf Lu- thien und in der Umlaufbahn. Verzeihen Sie mir, daß ich Ihren Urlaub unterbreche. Ich weiß, Sie alle brau- chen Ihre Freizeit, verdienen sie und haben hart dafür gearbeitet. Vor zweieinhalb Jahren haben die Lordräte des Sternenbunds unseren Krieg gegen die Nebelpar- der autorisiert, und wir alle haben vorhergesagt, daß wir Jahre brauchen würden, um ihn zu gewinnen. Ja, wir haben von Jahren gesprochen, in der Mehrzahl, aber keiner von uns hat erwartet, daß es zwei Jahre werden würden.« Victor grinste breit. »Hätte ich ge- ahnt, wie gut Sie alle kämpfen würden, hätte ich vor- geschlagen, uns auf Monate einzustellen, und nicht einmal auf allzu viele.«
Leises Lachen ging durch den Saal, und Victor konnte vor sich sehen, wie überall auf Luthien Bier- krüge und Sakeschalen gehoben wurden.
»Wie Sie inzwischen sicher alle wissen, hat das Ver- einigte Commonwealth einen Machtwechsel erlebt, während wir gegen die Clans kämpften. Meine Schwe- ster Katherine wurde eingeladen, zum Wohl der Bür- ger die Kontrolle über das Vereinigte Commonwealth zu übernehmen. Sie hat dies im Dezember letzten Jah- res getan und scheint nicht geneigt, ihre Position wie- der aufzugeben. Um genau zu sein, habe ich dieselbe Grußbotschaft erhalten wie Sie alle hier auf Luthien, aber in meinem Fall wurde sie von einem Großteil mei- ner persönlichen Habe begleitet. Wie es scheint, sind meine persönlichen Gemächer auf New Avalon frei ge- worden, also falls irgend jemand von Ihnen noch eine Wohnung sucht, die Aussicht ist erstklassig ...«
Wieder klang Gelächter auf, und Victor setzte ein strahlendes Lächeln auf, von dem er wußte, daß es seine Schwester zur Weißglut treiben würde. Er war- tete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, bevor er weiter- sprach.
»In den letzten zwei Wochen habe ich von vielen von Ihnen gehört...« Er zögerte einen Augenblick, bis der Druck in seiner Kehle sich linderte. »Von Einheiten des Vereinigten Commonwealth und auch von ande- ren, die mir mitteilten, Sie wären bereit, an meiner Seite zu kämpfen und meine Schwester
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