BattleTech 44: Falke im Aufwind
stürzte in den Styx, wo es einen großen, brodelnden Geysir der öligen Flüssigkeit auslöste. An der Wand hinter ihr brachen einige Felsbrocken ab und holperten über den Höhlenboden. Einer rollte leise in den Styx, dessen Wasser, sofern man dieses Wort dafür benutzen konnte, kaum eine Welle schlug.
Diana antwortete mit einem felszertrümmernden Gegenschlag und konzentrierte sich auf den mittelschweren Impulslaser im linken Torso ihrer Nova, während sie einen Kurs auf den Feldeggsfalke zu einlegte.
Samantha stieß Grelev an und meinte: »Da verschwinden mehrere tausend Jahre Geschichte im Teich.«
»Bei allem Respekt, Khanin Samantha Clees, es waren nur Steine. Betrachten Sie es einmal so: Eines Tages könnte jemand diesen Teich ausheben, das Panzerbruchstück finden, das mit hineingestürzt ist, und versuchen zu enträtseln, was es sein und über die Zivilisation aussagen könnte, die einmal hier existiert hat.«
Trotz der hektischen Aktivität zwischen den beiden Kombattanten sah Samantha den Tech mit hochgezogenen Brauen an. »Willst du damit sagen, die Clans werden untergehen und von der Geschichte vergessen werden?«
Er zuckte die Schultern. »Alles ist vergänglich, frapos?«
»Ich schlage vor, daß du diesen Gedanken für dich behältst. Es könnte Personen geben, die ihn für Verrat halten. Die Clans sind ewig. Vergiß das nicht.«
In der düsteren Ironhold-Kneipe fiel es Peri schwer, den Kampf zu verfolgen, nachdem der Schußwechsel begonnen hatte. Sie keuchte bei jedem Treffer auf Dianas Nova auf und freute sich über jeden Erfolg gegen den Feldeggsfalke. Gleichzeitig nahmen die Schmerzen in ihrem Körper zu.
»Bist du okay?« fragte Nomad.
»Natürlich bin ich das. Warum fragst du?« »Du siehst krank aus.«
Sie keuchte wieder, als ein blauer PPK-Blitz des
Feldeggsfalke knapp am Kopf der Nova vorbeizuckte.
»Oder du benimmst dich wie eine Mutter.«
Diana bewegte ihren Mech ständig weiter zur Seite und zwang Leif, ihre Bewegungen mitzumachen. Er bewegte seine Maschine gekonnt. Und warum auch nicht? Er war ein Jadefalken-Krieger, genau wie sie, gut ausgebildet und verwegen. Der einzige wirkliche Unterschied zwischen ihnen war schließlich die Art ihrer Geburt. Freigeburt, der abfällige Name für eine genetische Klassifizierung und zugleich der schlimmste Clanfluch. Irgend jemand hatte einmal gesagt, daß Nationen an der Kraft eines einzelnen Wortes erstehen oder untergehen können. Was auch immer das meinte, dachte Diana jetzt, die Grenzen und Vorgaben, die das Wort Freigeburt erschuf, waren beachtlich.
Die Falkenfeuergrotte war riesig, aber als Schauplatz für das Treffen zweier kämpfender BattleMechs schien sie irgendwie zu schrumpfen. Während Diana einen Austausch von Lichtbündeln und Blitzen aus aufgeladenen Atompartikeln über weite Distanzen erwartet hatte, fand der Kampf tatsächlich über erheblich geringere Entfernungen statt.
Sie mußte den Torso der Nova wild herumreißen, um einer tödlichen Entladung auszuweichen, die geradewegs auf sie zu zuckte. Unmittelbar danach erbebte ihr Cockpit unter der Wucht des Einschlags. »Freigeburt!« murmelte sie, dann lachte sie über sich selbst und ihren Fluch.
Noch ein Treffer, und ihre Kanzel kippte in die andere Richtung. Einen Augenblick lang war Diana benommen, aber sie behielt die Kontrolle über ihren Mech. Da sie wußte, daß der Weg hinter ihr frei war, zog sie den Mech drei Schritte zurück, wobei sie mit jedem Schritt etwas seitlich auswich, um Leifs Zielerfassung zu behindern.
Plötzlich drang dessen Stimme laut und klar über die Funkverbindung. »Rückzug, Diana?«
»Taktik, Stravag.«
Das nächste Geräusch, das sie hörte, kam einem Seufzen gefährlich nahe. Als Pilotin hörte man nicht oft ein Seufzen über Funk. »Stravag, ja?« fragte Leif. »Müssen wir wirklich das Beleidigungsritual durcharbeiten, nur weil wir gegeneinander antreten? Wir sind doch Freunde, Diana.«
Seine Stimme klang so warm, so... freundlich. Jetzt glaubte sie, Joannas Stimme aus dem Lautsprecher dringen zu hören. Laß das, du Idiotin! Siehst du nicht, worum es ihm geht? Seit ihr zwei euch begegnet seid, war das seine Strategie. Ich wäre nicht überrascht, wenn er die Begegnung geplant hätte, wenn er die Möglichkeit vorausgesehen hätte, im Endkampf dieses Blutrechts auf dich zu treffen, und sich an dich herangemacht hat, um dich mit seiner Freundschaft zu verunsichern. Das ist keine Freundschaft. Es ist ein Hinterhalt, ein gemeiner Hinterhalt. Die
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