Battletech 46: Die Natur des Kriegers
Gaussgeschütz nicht einsetzt. Er hat keine Munition mehr! Er schaltete die Schadensanzeige von seinem eigenen Mech auf den gegnerischen um und pfiff durch die Zähne, als er die Breschen in dessen schwerer Maschine sah. Ein Bluff!
Der MACist steht vielleicht dreißig Sekunden vor dem totalen Zusammenbruch.
Nur hatte Fitzgerald keine dreißig Sekunden Zeit, darauf zu warten. Der Jinggau mußte sofort erledigt werden.
Kaum hatte er seine Entscheidung getroffen, bellte Fitz schon Befehle. »Cameron, Posten! Alle anderen feuern auf den Jinggau!«
Posten war der Code für einen Sturmangriff, gefolgt von einem schnellen Rückzug. Eine Finte. Wenn sie klappte, konnte sie das Feindfeuer für mehrere Sekunden ablenken. Fitz war klar, daß schon das kleinste Zögern zum Scheitern dieses Manövers führen konnte, aber er vertraute auf seine Leute. Außerdem bleibt mir keine andere Wahl.
Alles verlief lehrbuchmäßig. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Lance-Sergeant Cameron Long stieß mit seinem neuen Vollstrecker vor, und der gutgepanzerte Mech hielt dem konzentrierten Beschuß der Nachtreiter gut stand. In der Zwischenzeit nahmen die beiden anderen Mitglieder von Fitz' Lanze den Jinggau unter Beschuß und steuerten ihre Feuerkraft zu der des Totschläger bei. Fitz sah zwei weitere Wärmetauscher bersten, dann schoß durch mehrere Breschen im Torso des Jinggau ein Strom von glühenden Metallsplittern, der nur vom explodierenden Kreiselstabilisator des Mechs stammen konnte. Der Jinggau kippte nach hinten, zum Teil in das klaffende Loch hinein, das er selbst in das Bürogebäude geschlagen hatte, und regte sich nicht mehr.
»Sie ziehen sich zurück.« Das war Camerons Stimme, in der Übertragung blechern und entfernt, aber trotzdem konnte man Überraschung und Erleichterung heraushören.
Fitz brachte den Totschläger herum und suchte das Industriegelände ab. Cameron hatte sich nach überlebtem Postenmanöver in die magere Deckung einer niedrigen Sperrmauer zurückgezogen. Ein paar der Nachtreiter feuerten weiter mit weitreichenden Energiewaffen auf ihn, aber die Einheit fiel tatsächlich erkennbar in Richtung Stadtrand zurück. Fitz hätte keine Wetten darauf abgeschlossen, die Nachtreiter so leicht schlagen zu können. Aus der persönlichen Erfahrung der letzten Monate wußte er, daß McCarron's Armored Cavalry sich nicht zurückzog, solange die Chancen noch halbwegs ausgewogen standen. Die Antwort auf seine unausgesprochene Frage erhielt er wenige Sekunden später, als auf der Sichtprojektion drei neue Symbole aufleuchteten, die der Computer als Heimatmiliz-BattleMechs identifizierte.
»Es ist der Commander«, krähte Jason begeistert, dessen Position ihm die Informationen einen Sekundenbruchteil eher lieferte, als die anderen die Identifikation von der Sichtprojektion ablesen konnten.
Commander Danielle Singhs Stimme erklang unmittelbar nach dem Ende von Jasons Funkspruch. »Fitz von Singh, freut mich zu sehen, daß es dich noch gibt.« Ihr Helios löste sich von seinen beiden Begleitern und nahm Kurs auf Fitzgerald, während die anderen als Vorkehrung gegen eine Rückkehr der Capellaner eine Kampfreihe bildeten.
»Allzu viele Sorgen mache ich mir nicht«, fuhr sie fort, und ihre Stimme wurde lauter, als sie auf die Privatfrequenz umschaltete, die sie sich nur mit ihren beiden Lanzenführern und gelegentlich mit Major Nevarr, dem Kommandeur der Heimatmiliz, teilte. »Der Stützpunkt hat ihren Rückzugsbefehl aufgefangen. Sie sind weg.«
Fitz nickte dem Sichtschirm zu. »Für heute«, antwortete er über dieselbe Frequenz. Jetzt drang die Müdigkeit, die er vor seinen Leuten versteckte, in seine Stimme durch. Er war schon mit Danielle befreundet gewesen, bevor sie durch die Ausfälle in den Reihen der Heimatmiliz zu seiner Vorgesetzten geworden war. Sie gehörte zu den wenigen Menschen, mit denen Fitz reden konnte. »Ein Glück, daß ihr gekommen seid. Ich weiß nicht, wie lange wir die Stellung noch hätten halten können.«
»Du hättest sie schon gehalten, Maurice. Du hättest Wetten darüber abgeschlossen, welchen Nachtreiter dein Team zuerst erledigt, und dir den Gewinn dann in freiwilligen Hilfsaktionen auszahlen lassen.«
Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel, schaffte es aber nicht, die Mattigkeit zu überwinden. Danielle gehörte zu dem kleinen Kreis von Personen, der seinen Vornamen benutzen konnte, ohne ihn zu verärgern. Außerdem liebte sie es, Witze über sein altes Hobby
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